Silver Linings (Spielfilm, DVD/Blu-Ray)


Silver Linings (Film, Cover)Pat (Bradley Cooper) kommt eines Tages etwas früher als erwartet von der Arbeit nach Hause und erwischt seine Ehefrau Nikki in flagranti mit einem anderen Mann unter der Dusche. Dies sorgt bei Pat für einen Kurzschluss, er verliert die Kontrolle über sich und schlägt den Mann brutal krankenhausreif. Daraufhin verliert er nicht nur seine Frau, die sich von ihm abwendet, sondern auch sein Haus und seinen Job. Er wird daraufhin gerichtlich zu einer achtmonatigen Behandlung seiner bipolaren Störung in einer psychiatrischen Anstalt verdonnert.  Desweiteren darf er per einstweiliger Verfügung keinen Kontakt mehr zu Nikki aufnehmen, auch nach seinem Aufenthalt in der Klinik nicht. Nachdem dieses Zweidritteljahr vorüber ist, wird er entlassen und muss einen Neuanfang wagen.

Den hat er bitter nötig, und er beschließt, dem Leben fortan nur noch all seine positiven Seiten abzugewinnen. Das erweist sich als nicht allzu einfach, denn vorerst muss er bei seinen Eltern (Jacki Weaver, Robert De Niro) einziehen, wobei ihm sein extrem anstrengender, footballbegeisterter, die Philadelphia Eagles vergötternder, wettsüchtiger, vereinnahmender Vater aufgrund seines Wesens keine große Hilfe ist und ihn immer wieder an seine Grenzen bringt. Pat beginnt jedoch, sich zu akklimatisieren. Langsam aber stetig.

Als er bei seinem besten Kumpel Ronnie zu Abend isst, trifft er auf dessen Schwägerin Tiffany (Jennifer Lawrence) , deren Mann bei der Ausübung seines Jobs ums Leben kam. Zudem verlor sie ihre Arbeit und ist seit diesem Schicksal emotional äußerst unstet. Mal lehnen sie sich gegenseitig ab, dann wieder interessieren sie sich doch auf irgendeine Weise füreinander – eine Freundschaft entwickelt sich. Aus einem »Hau ab!«, als sie ihn beim Jogging trifft, wird dennoch ein Treffen, aus tiefgründigen Gesprächen werden peinliche Debatten, aber letztendlich findet man viele Gemeinsamkeiten.

Pat genießt die Freundschaft, doch er möchte seine Frau wieder zurückgewinnen, und so versucht er, Tiffany dazu zu überreden, ihm zu helfen und Nikki einen Brief zu überreichen. Tiffany willigt ein, erwartet aber, dass er eine Bedingung erfüllt: Pat soll mit ihr an einem Tanzwettbewerb teilnehmen. Er akzeptiert den Deal, und so treffen sich die beiden regelmäßig, um eine Choreographie auszuarbeiten, die die Jury beeindrucken soll. Doch sowohl sein Vater und dessen Football- und Wettbesessenheit als auch andere Personen und Situationen stehen ihm mehrmals im Weg.

Nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie scheint es erst recht schräg auf diesem Planeten zuzugehen, und oftmals erscheint es so, als sei Pat der einzig Normale unter all diesen Freaks. Aber immer die Ruhe bewahren. Nicht ausrasten. Nicht reizen lassen. Denn Nikki soll seinen Brief schließlich lesen, und vielleicht verzeiht sie ihm seinen beängstigen Ausraster. Zumindest ein wenig. Und so arrangiert er sich mit seinen Eltern und mit Tiffany – oder versucht es, denn das Miteinander erweist sich als extrem kompliziert und nervenaufreibend.

Während die meisten Streifen ruhig oder wenigstens gemäßigt beginnen und allmählich Fahrt aufnehmen, wird der Zuschauer in “Silver Linings” schlichtweg überrollt, denn dieser Film geht gleich von Anfang an in die Vollen. Mit einem unglaublichen Dialogdauerfeuer und einem irrwitzigen Tempo, das die erste halbe Stunde kaum nachlässt, wird man von der initialen Sekunde an gefordert, doch möchte man trotz des Wunsches, doch gleich mal bitte Luft holen zu dürfen, dann dennoch wissen, wie sich diese zackigen, emotionalen Gespräche weiter entwickeln. Positiver Masochismus zuschauerseits.

Die Geschwindigkeit des Films bewegt sich nur selten gen Normalbereich, und wenn, dann meistens nur in zarten Nuancen, und so bietet das Gesehene in seinen zwei Stunden eine gigantische Anzahl an Eindrücken – andere Drehbuchautoren würden aus dieser Inhaltsmenge gut und gerne eine komplette Serie oder einen dreiteiligen Film zaubern. Das schwindelerregende Wesen dieses Films mag demnach kräftezehrend und strapaziös sein und so manchen Zuschauer zum Zwischenstopp nötigen, doch das Durchhalten lohnt aus vielerlei Gründen, zumal es, wenn man “Silver Linings” dann erst mal gesehen hat, einleuchtet, dass das Movie anders gar nicht funktioniert hätte.

Die Emotionalität der Figuren wurde zu hundert Prozent authentisch dargestellt, was bei dieser Darstellerriege auch kaum verwundert, doch bei “Silver Linings” wirken sämtliche Schauspieler dermaßen motiviert und scheinen dermaßen in ihrem Element zu sein, dass man nicht nur das Aufgebot respektvoll abnicken kann, sondern auch dessen brillante Leistung vor der Kamera. Auch ist die Mischung aus rührenden und aufwühlenden Situationen und herzerwärmenden Momenten geschickt austariert, sodass der Mensch vor dem Fernsehapparat stromartig mit in dieses turbulente Wechselbad der Gefühle eingesogen wird. Obendrein herrschen in diesem Film keine Genre- oder sonstwelchen Gesetze, sondern die blanke Anarchie, sodass man am Ende beinahe geplättet dasitzt, um zu verarbeiten, was da gerade für ein mit expolsivem Gefühlgut beladener ICE an einem vorbeigedonnert ist.

Trotz der Vollbepacktheit hinsichtlich der Inhalte hat man oftmals dennoch das Gefühl, dass hier und dort noch einiges Erklärendes fehlt, und fast, als ob die Macher dieses audiovisuellen Mediums das gleiche Gefühl beschlichen und daher das schlechte Gewissen an ihnen genagt hätte, zeigt man in der Extras-Section fast eine halbe Stunde entfallene Szenen, die für so manchen Aha-Effekt sorgen. Beinahe könnte man behaupten, dass der Film nur durch diese Szenen auch komplett ist. Auch im siebenundzwanzigminütigen Making Of erfährt man Interessantes, und weitere kleine Extras, mal sinnig, mal unsinnig, werten diese DVD/Blu-Ray ungemein auf, sodass man über drei Stunden lang mit Unterhaltung rechnen kann.

Hoffnung kann viel Energie kosten. Und sie ist manchmal so nah in Reichweite und fliegt dann doch davon wie der Schirmflieger eines Löwenzahns bei einem plötzlichen Windzug. Dem zuzusehen und abzuwarten, wo es nun landen wird, ist das Herzstück dieser Literaturverfilmung. Wie viel die Verfilmung mit der literarischen Vorlage von Matthew Quick tatsächlich gemein hat, werden wir in absehbarer Zeit noch ergründen, da der zum Rezensionszeitpunkt noch ungelesene Roman ebenfalls vorliegt – doch ganz gleich, wie gravierend die Unterschiede eventuell sein mögen: Geboten wird in diesem erstklassig besetzten Zweistünder ein tragikomisches Drama der cineastischen Champions League, das den Zuschauer noch lange nach dem Sehgenuss beschäftigen wird.

Bildmaterial © Universum Spielfilm/Senator Home Entertainment

 

  • Titel: Silver Linings
  • Originaltitel: Silver Linings Playbook
  • Produktionsland und -jahr: USA, 2012
  • Genre:
    Drama/Tragikomödie
  • Erschienen: 31.05.2013
  • Label: Senator Home Entertainment/Universum Spielfilm
  • Spielzeit:
    ca. 117 Minuten auf 1 DVD
    ca. 122 Minuten auf 1 Blu-Ray
  • Darsteller:
    Bradley Cooper
    Jennifer Lawrence
    Robert De Niro
    Jacki Weaver
    Chris Tucker
    Anupam Kher
    John Ortiz
    Shea Whigham
    Julia Stiles
    Brea Bee
    Paul Herman
    Dash Mihok
    Matthew Russel
  • Regie: David O. Russell
  • Drehbuch: David O. Russell
  • Kamera: Masanobu Takayanagi
  • Schnitt:
    Jay Cassidy

    Crispin Struthers
  • Musik: Danny Elfman
  • Extras:
    Entfallene Szenen (ca. 28 Min.)
    Making Of (ca. 27 Min.)
    Das Tanz-Training (ca. 1 Min.)
    Tanzen wie Pat & Tiffany (ca. 11 Min.)
    Steady-Cam mit Bradley (ca. 1 Min.)
    Trailer (ca. 2 Min.)
  • Technische Details (DVD)
    Sprachen
    :
    D, GB
    Untertitel:
    D
    Video:
    16:9 – 2:35:1, anamorph, Widescreen
    Audio:
    GB, D (5.1 DD)
  • Technische Details (Blu-Ray)
    Sprachen
    :
    D, GB
    Untertitel:
    D
    Video:
    16:9 – 2:35:1, Widescreen
    Audio:
    GB, D (DTS-HD 5.1)
  • FSK: 12
  • Sonstige Informationen:
    Erwerbsmöglichkeiten, Infos, Trailer

 

Wertung: 12/15 dpt


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