Die britische, bitterböse-schwarzhumorige Comedytruppe Monty Python zu kopieren, ist ja schon ein Ding der Unmöglichkeit. Der Film “Holy Flying Circus” geht gar noch einen Schritt weiter: Die Pythons werden allesamt gespielt.
Doch von vorn: Wir schreiben das Jahr 1979 in London. Mit der hundsgemeinen, heute wohlbekannten und vergötterten Jesus-Satire “Das Leben des Brian”, die kaum verwunderlich höchste Wellen der Empörung auslöst, handeln sich die durchgeknallten Insulaner einigen Ärger ein. Sowohl die selbsternannten Hüter der Moral als auch die Kirche, religiöse Gruppen und sogar die Sittenwächter versuchen mit vollem Einsatz zu verhindern, dass der ihrer Meinung nach religionsbeleidigende, blasphemische und voll Gotteslästerung strotzende Streifen veröffentlicht wird.
Letztendlich gipfelt der Kampf in einer öffentlichen, hitzigen Debatte, welche in der seinerzeit äußerst populären BBC-Sendung “Friday Night, Saturday Morning” geführt wird (hier das Original von 1979 auf YouTube). Auf der einen Seite Michael Palin (Charles Edwards) sowie John Cleese (Darren Boyd), auf der anderen Seite ein christlicher Autor sowie der Bischof von Southwark – die verbalen Messer sind gewetzt!
Puristen zufriedenzustellen oder überhaupt für etwas anderes als ihr verehrtes Original begeistern zu können, ist keine einfache Aufgabe, ja gar eine unlösbare. Die berechtigten Befürchtungen, dass die Schauspieler eine schlechte Wahl hätten sein können, werden den puristischen Bedenken zum Trotz sehr schnell zerstreut, denn die Darsteller wurden sehr treffend gewählt. Vor allem die eben genannten Mimen dürfen stolz auf sich sein, weil sie die ursprünglichen Charaktere bestmöglich darstellen, doch auch die weiteren Akteure finden sich sehr überzeugend in ihre Rollen ein. Auch die zahlreichen anderen Charaktere passen hervorragend ins Gesamtbild, gerade was die “privaten” Situationen der Pythons jenseits ihrer Arbeit als Komödianten betrifft.
Der Humor ist erwartungsgemäß typisch pythonesk. Fies, rabenschwarz und herrlich respektlos, gerne weit unter der Gürtellinie oder zumindest jenseits der Grenzen des guten Geschmacks: Was schlecht ist, ist bewusst schlecht. Die Überzeichnungen, die Fremdschammomente, all diese Dinge sind doch sehr nah am Original orientiert gehalten, und das sorgt im Großen und Ganzen für gute Unterhaltung. Bei der deutschen Synchronisation hat man sich enorm viel Mühe gegeben, was bei den zügig-zackigen, voller britischem Wortwitz steckenden Dialogen wahrlich kein einfaches Unterfangen war. Sicherlich hätte man an diversen Ecken gerne auch mal einen Gang zurückschalten können, doch letzten Endes hätte hinsichtlich des Hommagenfaktors eventuell dann das letzte Tröpfchen Kopfschüttelhumor gefehlt.
Was bei “Holy Flying Circus” auffällt, ist, dass man nicht nur stumpf auf die Borniertheit und Festgefahrenheit der Gesellschaft und der Religiösen, Gläubigen und vorgeblich Sittsamen einprügelt und auch nicht bloß den BBC torpediert, sondern auch viel, nun ja, Selbstironie an den Tag gelegt wird – die Gruppe nimmt in diesem Spielfilm sehr gern auch sich selbst auf die Schippe, was dem Ganzen noch eine feine Portion Absurdität mit auf den Weg gibt -, und das ist schlichtweg, nun ja, cool.
“Holy Flying Circus” ist somit eine Veröffentlichung, die von vornherein keinen einfachen Stand bei den Hardcore-Fans haben wird, sich allerdings mehr als passabel für die Komplettierung der Monty Python (and Monty Python-related)-Sammlung eignet und daher eine absolute Daseinsberechtigung genießt.
Cover & Szenenfotos © polyband
- Titel: Holy Flying Circus – Voll verscherzt
- Originaltitel: Holy Flying Circus
- Produktionsland und -jahr: GB, 2011
- Genre:
Comedy, Hommage
- Erschienen: 29.11.2013
- Label: polyband
- Spielzeit:
ca. 90 Minuten (sowohl DVD als auch Blu-Ray) - Darsteller:
Darren Boyd
Charles Edwards
Steve Punt
Rufus Jones
Tom Fisher
Phil Nichol
Michael Cochrane
Roy Marsden
Tom Price
Mark Heap
Ben Crispin
Stephen Fry - Regie: Owen Harris
- Drehbuch: Tony Roche
- Produktion: Polly Leys, Kate Norrish
- Musik: Jack C. Arnold
- Kamera: Richard Mott
- Schnitt: Billy Sneddon
- Extras:
Deleted Scenes & Outtakes (ca. 29 Minuten)
- Technische Details (DVD)
Sprachen/Ton: DD 2.0 (D, GB)
Video: 1,78:1
Untertitel: Deutsch
- Technische Details (Blu-Ray)
Sprachen/Ton: DTS-HD MA 2.0 (D, GB)
Video: 1,78:1 (Full HD 1080p/24)
Untertitel: Deutsch
FSK: 12 - Sonstige Informationen:
Erwerbsmöglichkeiten (selbige verlinken!)
(sonstige Infos, falls relevant, hier angeben – z.B. Seite zum Film)
Wertung: 11/15 dpt