Matthew Diffee & Robert Mankoff (Hrsg) – Abgeschossen! Die Besten Cartoons, die der New Yorker nie druckte (Buch)


Matthew Diffee - Abgeschossen! (Cover © DuMont)Wahlweise u.a. Steve Martin oder auch Frank Zappa wird das süffige Zitat in den Mund gelegt: »Über Musik sprechen, ist wie zu Architektur tanzen« Wie ist es denn dann, über Zeichnungen zu schreiben? Noch dazu über hintersinnige Cartoons, deren böser Witz sich meist erst nach eingehendem Studium erschließt? Die schließlich – das auch noch! – von ursprünglichen Zielmedium als “zu boshaft”, “zu anzüglich”, “politisch alles andere als korrekt” verworfen und nicht veröffentlicht worden waren?

Nun, irgendwie wird es schon gehen… Soviel vorab: Die Beschäftigung mit diesen “Besten der Abgelehnten” lohnt sich wirklich. Denn das Ablehnungskriterium war augenscheinlich weniger Qualität als vielmehr herausgeberische Besorgnis. Das geht eigentlich schon mit dem Cover der deutschen Ausgabe los, das man eigentlich nicht unbedingt in einem Haushalt mit Kindern herumliegen lassen möchte – ein Buch also, das man ohne neutralen Schutzumschlag in Bus und Bahn vermutlich nur dann liest, wenn man vertiefte Lust auf Sexismus-Diskussionen hat.

Die über 160 aufgenommenen Cartoons vermitteln einen guten Eindruck davon, welcher Mix den fürs Humor-Ressort verantwortlichen Redakteuren des, so DuMont, »seit seiner Gründung 1925 als Pantheon des amerikanischen Humors« geltenden »legendären Magazins« so Tag für Tag angeboten wird. Einige wenige der oft kunstvoll ausgeführten Zeichnungen sind vom Humor her eher flach (S. 15), manche doppelbödig bis zur Kaumverständlichkeit (“Denk gar nicht erst dran, Cowboy”, S. 17) und manche entschieden mehr böse als lustig (das gerade wieder schrecklich aktuell gewordene “Stehen bleiben und ich schieße”, S. 16, “Die Chemo-Diät”, S. 46 oder “Mensch, Ihr Fieber ist aber ziemlich runtergegangen”, S. 165…). Erwartungsgemäß ist die Sammlung also nichts für zartbesaitete oder gar religiöse Menschen (“Jesus läuft in Malibu übers Wasser”, S. 54, “Blasphemie zum Selbermachen”, S. 143).

Manche Miniaturen sind schlicht niedlich (“Zen-Katzenklo”, S. 35), häufiger aber bleibt aufkommendes Gelächter im Halse stecken (der Basketballkorb über dem Biohazard-Abfalleimer im Operationssaal, S. 28). Doch das dürfte gerade im Sinne der Herausgeber sein.

A propos: Die Edition besorgte im Wesentlichen Matthew Diffee, der Cartoonist und Blogger schrieb auch ein kluges Vorwort und zwei liebevoll mit Zeichnungen versehene Bedienungsanleitungen (“Einleitung”) zu dem dicken Band, der zwei US-Ausgaben vereinigt. In einem Anhang werden noch die konkreten Ablehnungsgründe mit Beispielen vorgestellt. In Summe eine reizvoll “andere” Cartoon-Sammlung!

Cover © DuMont

Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 12/15 dpt


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