Max Cavalera & Joel McIver – Roots, Karma, Chaos – Mein Leben mit Sepultura und Soulfly (Buch)


Max Cavalera & Joel McIver - Roots, Karma, Chaos (Cover © Iron Pages Verlag/M“Roots, Karma, Chaos” hinterlässt beim Leser … nun, zwar kein Chaos, aber doch mixed Feelings. Keine Frage, der Gründer und Frontman von Sepultura, Soulfly oder Nailbomb hat viel zu erzählen. Man erwartet Sex, lotsa Drugs and some Rock’n’Roll und wird diesbezüglich auch selten enttäuscht. Woher rühren also die Vorbehalte? Erstens von dem Karl May-haft von sich selbst berauschten Gestus des in der ersten Person von sich und seinen Heldentaten berichtenden Rockstars, der diese Lektüre ungemein erschwert: »Zuerst muss meine Geschichte erzählt werden« (S. 8). Massimiliano Cavalera lässt es an jedweder Distanz zu seinem geliebten Sujet fehlen – noch jede seiner beschriebenen Ideen ist mindestens »originell« (wenn nicht sogar gleich genial), ständig schreibt er die Rockgeschichte neu… An allem ist der frühe Tod des Vaters schuld, u.a. an seinen diversen jahrzehntelang exzessiv ausgelebten Abhängigkeiten. Außerdem frömmelt es immer wieder erheblich, schließlich ist »Dieses Buch […] Gott gewidmet« (S. 4); »Ich ahnte nicht, dass Gott etwas Anderes mit mir vorhatte.« Dritter Punkt: Diese Auslassungen sind – trotz Assistenz seitens eines nun wirklich sehr erfahrenen Co-Autors! – in so erbärmlichem Stil formuliert und überdies so schandschlecht übersetzt und lektoriert, dass man häufig nicht weiß, ob man darüber noch lachen oder schon weinen soll.

Der Band starrt nur so von Fehlern, hier nur ein paar “Lieblingsstellen”: »iregndwie auch beängstigend« (S. 47); »… wenn es euch danach nicht gefallen hat, bis ich raus« (S. 83); »… als wir am 3. Juni des folgenden Jahres das Dynamo Open Air in den Niederlanden headlinten« (S. 122); »Zwei Show waren vorgesehen« (ibid.); »Zum zweiten Mal war ich mit dem Tod zu konfrontiert« (S. 158); »Dann schon er noch nach: “Ich habe vom Tod Deines Stiefsohns gehört…”« (S. 160); »… die Idee, den Track mit klassischen Textzeiten ausklingen zu lassen« (S. 177); »… doch heute würde ich den Namne des Openers “Downstroy” verwenden…« (S. 183); »… und daraus entstand gemeinsam mit Logo, der sich bis dahin zu einem findigen Tontechniker entwickelt hatte, ein bombiges Demo« (S. 197; der Mann heißt Logan); »Er hatte ein paar Jahre zuvor einen Schlag erlitten« (S. 208; soll wohl Schlaganfall bedeuten); »Ich dachte, Drogen und Alkohol würden mich dahinraffen, oder ich fände einen gewaltsamen Tod. Gloria jedoch machte mir bewusst, dass man für viel mehr leben konnte als diese drei Dinge, die nichts weiter tun, als dich unterzubuttern« (S. 216 – das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen!). Das erste Soulfly-Album wird »zum Mixen an Andy Wallace« geschickt (S. 170), aber eine Seite später stammt der Mix von Ross Robinson… Derartige Patzer sind kein Cavalerasdelikt.

Und wenn es wirklich mal fehlerfreie Sätze in das Buch geschafft haben, dann lauten sie so: »Dabei entstanden viele Demobänder, die ich mit zum Proben nahm, wo wir Songs daraus strickten« (S. 106). Auch wenn von Max vielleicht niemand wirklich elegante Prosa erwartet hat, so sind diese Klippschüler-Entäußerungen doch fast unlesbar. Das ist ärgerlich und auch schade, denn schließlich geht es um eine potentiell spannende und wichtige Geschichte von Aufstieg und Fall, Verlust, Erfolg, von “Verrat” und obsiegender Bruderliebe… Auf diesen Seiten kotzt Max Eddie Vedder ans Bein und macht Lemmy stocksauer. Er lädt Faith No More zum Saufen zu sich nach Hause ein, nur um sich dort zu erinnern, dass er sämtliche Vorräte bereits selbst gelenzt hatte. Rock’n’Roll!

Auch die Produktion des Buches ist leider kein Ruhmesblatt, so fällt in meinem Exemplar auf S. 187 beispielsweise der Druck aus. Also alles ein einziger Mist? Nein, immer wenn es gelingt, von dem grässlichen Textzustand zu abstrahieren, bleibt immerhin ein lesenswertes Heavy Metal-Garn über. Außerdem hat der Band – hey! – ein gutes Vorwort von Dave Grohl und eine Diskographie auf der Habenseite zu vermelden.

Cover © I.P. Verlag Jeske/Mader GbR

Wertung: 6/15 dpt


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