Sorry oder: Die Rezensionskrise und das Licht am Ende des Tunnels oder: Ächz, stöhn – endlich wieder mehr Zeit!


Riesenbücherstapel © Chris PoppSo manch aufmerksamer Leser wird festgestellt haben, dass meine persönliche Aktivität hinsichtlich Rezensionen bei booknerds.de ab Frühjahr 2015 stark zurück gegangen war. Auch so mancher Verlag oder so manches Film-/Musiklabel wird sich wundern, wo meine (überfälligen) Rezensionen zu angefragten Titeln denn bleiben.

Nein, bei mir ist die Luft nicht raus. Ans Aufhören denke ich nicht. Doch, ich habe noch riesige Lust, Rezensionen zu schreiben. Mehr denn je. Nein, mit mir ist nichts Ernstes. Doch, die Rezensionen kommen zu gegebener Zeit.

(Ab den folgenden Absätzen ist der Beitrag aus Selbstschutzgründen deutlich – auf mehr als die Hälfte – gekürzt und auf dem Stand von Mai 2016)

Das Problem war schlichtweg beruflicher und gesundheitlicher Natur. Ich arbeite seit 2013 bei einem bekannten Konzern, anfangs nur per Minijob und später dann sozialversicherungspflichtig in Teilzeit. Das tat nicht nur dem Geldbeutel gut, sondern auch dem Ego. Nichts Tolles zwar, dieser Job, zumal gerade mal Mindestlohn rausspringt, aber ich hatte endlich wieder eine Aufgabe, mit der ich auch Geld verdiente und wieder etwas in die Rentenkasse einzahlen kann.

Nebenbei booknerds.de zu koordinieren und Inhalte beizusteuern war bei 20 Wochenstunden kein Problem. Doch ab Frühjahr 2015 zogen beruflich dunkle Wolken auf, es folgten zudem einige Monate, in denen ich mehrfach über 50 statt 20 Wochenstunden leisten musste, und das sorgte dafür, dass ich im Winter 2015 für einige Wochen psychisch und physisch außer Gefecht gesetzt war, zumal ich aus Angst davor, meinen Arbeitsplatz zu verlieren, lieber monatelang krank zur Arbeit ging. Nach einer kurzen Genesungsphase und ein paar Wochen Arbeit fiel ich im Februar 2016 dann erneut in das Loch der Depressionen und der Angstzustände zurück – wieder inklusive körperlicher Symptome. Dass das auch das Privatleben gefährdete, muss ich wohl kaum erwähnen. Selbst der Berlin-Kurzurlaub mit meiner Frau im August 2015 konnte, so wunderbar er auch war, nur temporär das Schlechte vergessen machen. Denn bald kehrte wieder das ein, was zu der Zeit alles andere als schön, aber die bittere Realität war.

So verging fast ein Jahr, in dem ich froh war, wenigstens alle paar Wochen mal eine Rezension oder einen Artikel zu schreiben – und zumindest die Schlusskorrektur und die Onlinestellung der Artikel meiner Kollegen auf die Reihe zu bekommen. Für die eigenen Artikel war das Gehirn zu fragmentiert. Bereits gelesene, gehörte und gesehene Rezensionsexemplare waren zwar im Kopf abgespeichert, doch der Output war blockiert. Die Rezensionsexemplare stapelten sich und warten zum Teil auch jetzt noch immer auf ihre Besprechung.

Ja, der ganze Stress löste eine ernsthafte Rezensions-Schreibblockade aus, die sich nun endlich langsam löst. Denn nun ist wieder Land in Sicht – ich habe auf ärztliches Anraten meine Arbeitsstelle im Frühjahr aufgegeben und hatte endlich wieder die Möglichkeit zum Luftholen – und somit auch wieder die Kraft, mich wieder intensiv meinem Baby namens booknerds.de zu widmen und Zeit für Inhalte und meine Schreiberkollegen zu haben. Gesundheit ist wichtiger als ein dickes Girokonto. Und ein neuer Job findet sich sicherlich auch bald.

Es  liegen nun also noch immer einige “Altlasten” (welch unschönes Wort für die noch schönen zu lesenden/schauenden/rezensierenden Titel…) in mittlerer zweistelliger Menge hier, und die gilt es nun erst mal abzuarbeiten. Und keine Sorge: zu jedem von mir angeforderten Besprechungsexemplar wird auch noch eine Rezension kommen. Eine nach der anderen in meinem eigenen Tempo, denn ich muss meinen Weg in die Normalität auch erst noch in seiner Gesamtheit finden. Depressionen und Angstzustände lassen sich leider nicht einfach durch das Ausknipsen einer möglichen Ursache einfach so ausschalten. Die Genesung dauert. Aber sie ist stetig.

Daher entsende ich ein dickes SORRY an alle Leser und natürlich an alle Verlage und Labels, die ich immer und immer wieder vertröstet habe. Vertrösten musste. Umso dankbarer bin ich für das Verständnis, das mir schon von einigen Kooperationspartnern entgegengebracht wurde.

Jetzt geht es wieder normal weiter.

Foto © Chris Popp


2 Kommentare
  1. Man arbeitet, um zu leben und nicht andersherum…zumindest sollte es so sein. Komm erstmal auf die Beine und dann ergibt sich bestimmt wieder eine neue Perspektive!
    Liebe Lesegrüße, die Irve

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