eclipsed (Hrsg.) – Rock, Teil 3 (Buch)


eclipsed-rockbuch-03 © eclipsed Magazin Aller Rockbuch-Dinge sind ab sofort drei: Auf Teil 1 folgte Rock, Teil 2 und nun auch der dritte Streich. Erneut wurden die ohnehin im Heft beträchtlichen Leserservice bietende Rubrik-Einträge “Einkaufszettel” des eclipsed-Magazin (Profil: »Fokus auf anspruchsvolle Rockmusik mit Tiefgang«) zusammengefasst und akribisch und mit viel Hintergrundwissen nennenswert zu einem Kompendium ergänzt. Und abermals: das “Rock”t!

Der gut zwei Kilogramm schwere Brummer im Format 297 x 240 mm ist abermals mit wenigen Abstrichen ein Instant Classic für den Coffee Table der wohl meisten Rockfans.

Der zugegeben ungeliebten eclipsed-eigenen Nomenklatur folgend untenstehend also die Pluspunkte (“Kaufrausch“) und darunter die wenigen aufgefallenen Negativa (“Fehlkauf“) zu dieser in Summe beeindruckenden Veröffentlichung:

“Kaufrausch”

  • Meist gut lesbare, fundiert wirkende Analysen des Gesamtwerks von weiteren 20 der »wichtigsten Rock-Acts« aller Zeiten: The Allman Brothers Band (besonders spannend), Camel (wer hatte noch parat, dass Andy Latimer mal als Gilmour-Ersatz für Roger Waters vorspielen durfte, aber nicht genommen wurde?), Dire Straits/Mark Knopfler, Fleetwood Mac, Foreigner, Grobschnitt, Hawkwind, Kansas, The Kinks (ein Highlight!), Kiss, Joni Mitchell, Santana, T. Rex/Marc Bolan, Tangerine Dream, Thin Lizzy, U2, Uriah Heep, Van Halen, The Velvet Underground/Lou Reed und Frank Zappa
  • Eine Bandhistorie, die tatsächlich schnellen Überblick gibt (“Zeitleiste”, musikalische Wurzeln, wichtigste Fakten etc.)
  • Eins der nützlichsten Features: “Als XY-Fan unbedingt reinhören in” – vergleiche etwa die Empfehlungen von Pandora, Spotify & Co. oder amazons “XY-Käufer bestellten auch Z…”
  • Alle Studioalben, die wichtigsten Livealben, DVDs etc.
  • Zu jedem Studioalbum: Review, Zusatzinfos, Tracklist, Benotung der einzelnen Songs sowie ein Pressespiegel, er u.a. die Babyblauen Seiten zu Wort kommen lässt. Aber auch Musikreviews.de, deutsche-mugge.de. Und Bravo! Sowie schließlich O-Töne der Musiker.
  • Top-30-Songs aller Bands/Künstler (plus Top-5-Sonderlisten “Für Freaks”, “Für Einsteiger”, “Top-Bonus-Tracks” etc. Aber: z.B. “Stormy Monday” stammt von T-Bone Walker, nicht den Allmans, vgl. S. 11).
  • Komplette Diskographie
  • Liebevoll bebildert, teils rare Fotos, gnädigerweise meist aus der Frühphase der Stars
  • Die ganze List-Mania bleibt nicht nur albumfixiert: offeriert werden unter anderem auch “Die erfolgreichsten Hits” oder eben “Die Top 30 Songs”.
  • Der zweite Band offeriert mehr willkommene Informationen zu Soloprojekten einzelner Musiker sowie generell zu Aufnahmen mit anderen Bands (Wer bei letzterem Punkt aber noch mehr braucht, kommt allerdings weiterhin nicht um Werke wie “Rock Records” von Terry Hounsome herum) und zur Mitwirkung der Stars an Filmen und Büchern.
  • Kritik am ersten Band wurde teilweise eingearbeitet – beispielsweise wurde diesmal mehr Augenmerk auf Quellenhinweise und Ressourcen für “Further Reading” wie Webseiten gelegt.
  • Druck und Papier sind weiterhin wirklich allererste Kajüte!
  • Wer das Projekt durch Vorbestellung unterstützt hat, erhielt offensichtlich “eine Gratis-CD mit Cover-Versionen ausgewählter Bands/Künstler aus dem Buch”. Feine Sache.

“Fehlkauf”:

  • Die der Redaktion so ans Herz gewachsenen eigenen Kategorie-Benamsungen sind wenig intuitiv: gerade das die höchste Liebesstufe anzeigende “Kaufrausch” könnte sich ebenso gut auf einen möglichen Fehlkauf beziehen.
  • Nur ausnahmsweise (“Besetzungswechsel-Matrix” bei Fleetwood Mac, Hawkwind u. Uriah Heep) werden wichtige Infos zu über Bandgrenzen hinausgehende Beziehungen graphisch integriert. Hilfreich wäre etwa die standardmäßige Integration der bewährten und beliebten Rock Family Trees.
  • Hinweise auf die als Info-Kanal und zum Kontakthalten mit den Fans stets wichtiger werdenden Music Apps fehlen weiterhin.
  • Die gemetzelte Typographie des bei jedem Eintrag ostinat wiederholten Fragments
    »Gut zu wissen!: ● Text….« tut den Augen weh und macht zumindest den diensthabenden Rezensenten immer noch kribbelig… Irrwitzigerweise wurde sie beim jedes Bandkapitel einleitenden Kasten “Fakten zur Band” verbessert, bei den naturgemäß weitaus zahlreicheren Infokästen zu Alben aber beibehalten.
  • Die ohnehin schon die Navigation im fetten Buch nicht erleichternde, da klein und vertikal angebrachte Paginierung des Buches fehlt auf jeder Aufmacher-Doppelseite (fehlt aber nicht mehr wie noch in Teil 1 im “Apparat” (Abkürzungen, Bibliographie, Team, Fotonachweise).
  • Gerade bei einem zugegeben prächtig ausgestatteten Band, für den inzwischen 32,95 Euro aufgerufen werden, wäre ein professionelles Lektorat angezeigt. Dem beispielsweise nicht entgeht, dass der Camel-Song nicht »Cord Change« (S. 23) und Zappas Frau bzw. Witwe nicht »Geil« heißt (Freud…; vgl. S. 302). Ein paar Übersetzungen sind auch schief gelaufen, z.B. die Bildunterschrift zum Foto, das FZ vor den Studios in Burbank zeigt: »Frank Zappa außerhalb von Warner Bros. Records«.
  • Im Detail kann man sich natürlich bei einem Werk, das ausdrücklich durch die Bündelung subjektiver Bewertungen Überblick zu schaffen sucht, über genau diese Bewertungen bisweilen trefflich streiten. Zum Beispiel über “Harbour Tears” nur als Qualitätskauf 3. Wahl bei Camel. Oder über Foreigner, deren Verortung im Progressive Rock milde erstaunt (S. 61).

Doch das sind letztlich nur kleine handwerkliche Schwächen eines im Prinzip so lesens- wie besitzenswerten, aber auch extrem gut verschenkbaren Nachschlagewerkes.

Cover © eclipsed/Heel

 

Wertung: 12/15 dpt


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