Roger Hobbs – Ghostman (Buch)


Roger Hobbs - Ghostman (Buch)Vorangestellt ausnahmsweise mal die offiziell ausgegebene Autoren-Vita: »Roger Hobbs ist 24 Jahre alt und hat die Rohfassung seines Debüts “Ghostman” bereits fertiggestellt, als er noch zum College ging. 2011 schloss er sein Studium erfolgreich ab. Derzeit schreibt er an der Fortsetzung seines Romans. Außerdem hat ihn Warner Bros. für ein weiteres Projekt als Drehbuchautor verpflichtet. Hobbs lebt in Portland, Oregon.« Wow!

Dann noch etwas Vor(hof-)berichterstattung: »Ein verdammt heißer, rasanter Thriller!« (New York Times); »Ein umwerfendes Debüt« (The Richmond Times); »Schnell, hart und gekonnt: ein überwältigendes Debüt voller Intrigen, Insiderwissen und Spannung. Sofort lesen!« (Lee Child); »Überragend! Hobbs weiß, wie man eine Geschichte erzählt« (Publishers Weekly); »Das perfekte Thrillerdebüt. Ein smarter Einstieg in das moderne Thriller-Pantheon, clever und cool zugleich« (Kirkus Reviews). Und so weiter… Es scheint nahezu Einigkeit in der Kritikerriege zu herrschen, “Ghostman” ist der finale Overthrill!

Die eigene Leseerfahrung verlief ein klein wenig unaufgeregter. Bestätigt werden kann, dass sich Hobbs’ Erstling unkompliziert und mithin flott “wegliest” – ideale Urlaubslektüre! Mit obiger Ballung von “gekonnt”, “heiß” und “umwerfend” hat der amtierende Booknerd aber ein paar Schwierigkeiten. Nachvollziehbar ist: Der Roman läuft ab wie das Drehbuch eines Thrillers. Da der Held gegen die Zeit arbeitet, erzeugt er seine cineastische Qualität unter anderem durch den Kunstgriff, am Ende der meisten Kapitel “Noch xy Stunden” einzublenden. Countdown halt.

Und warum eigentlich “Ghostman”? Weil es sein Business ist, sich unsichtbar zu machen und Dinge, vor allem Spuren verschwinden zu lassen. Diesmal geht es um einen misslungenen Überfall auf ein Casino. Der Protagonist soll aufräumen, die Spuren beseitigen. Über eine Million US-Dollar stehen auf dem Spiel – und er hat nur 48 Stunden Zeit. Natürlich gibt es auch jemanden, der es auf seinen Kopf abgesehen hat…

So weit, so gut. Doof und irritierend sind aber solche Patzer im Thriller-Gewebe: Tippfehler (“ein keiner Rückschlag”, S. 249); Übertragungsfehler (S. 337: .375 Magnum statt korrekt 357; permanent “Schrotgewehre” statt Flinte oder – hier tatsächlich zutreffender – Pumpgun).

Handwerklich besonders schwach: dieser “1st person narrator” sieht Dinge, die er beim besten Willen selbst als ‘Ghostman’ nicht sehen oder erkennen, sondern die nur der Autor wissen kann (S. 127: »Das dunkle Licht der Umgebung warf blaue Schatten über mein Gesicht«; S. 138: Die Überwachungskameras … »waren von minderer Qualität: keine Datenspeicherung für das aufgenommene Material, keine Vierundzwanzig-Stunden-Überwachung«. Und richtig unangenehm wird bisweilen, dass Jack Delton mit der gleichen Selbstgefälligkeit daher plappert und agiert, wie Karl Mays Superhelden (unter anderem S. 160; »Alle meine Sinne arbeiteten jetzt auf Hochtouren«).

Aber wie eingangs erwähnt – spannend ist die Story sehr wohl und der Ghostman daher auch in wenigen Stunden oder Tagen vergeistigt. Man darf gespannt sein, ob der junge Autor und seine Partners in crime ihre Arbeitsweise für den Zweitling noch etwas verfeinern können.

Wertung: 11/15 dpt


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