Schon die ersten Sekunden irritieren gewollt: Ein Erzähler preist das Geschehen (zutreffender weise) als true story an, dann blendet ein an den Prolog des Tudor-Dramas erinnerndes »Wir werden Sie nun zum L.A. Police Department führen« in die Haupthandlung über. Alfred L. Werkers (“Die Abenteuer des Sherlock Holmes”, “Dick und Doof in geheimer Mission”) und Anthony Manns (“Winchester 73”, “El Cid”) Film wurde exotischerweise teilweise an tatsächlichen Tatorten gedreht und müht sich um einen quasi dokumentarischen Ansatz, während es sich andererseits um ein klassisches Film Noir-Exemplar handelt. Zur Schaffung der entsprechenden Atmosphäre trägt neben den grellen Schwarz-/Weiß-Kontrasten und der Figurenzeichnung auch Leonid Raabs großartige Musik entscheidend bei. Überraschend ist die teils sehr “modern” wirkende Kameraarbeit – so befindet sich die Kamera beispielsweise einmal in einem Schrank, vor dem der Schurke kauert.
A propos Schurke: Dass man bis zum Ende die wirklichen Beweggründe des psychopathischen Täters nicht erfährt beziehungsweise nicht versteht, macht einen Teil des finsteren Reizes dieses Klassikers aus.
An der Oberfläche geht es um einen sich wahllos den Weg freischießenden Seriendieb auf der einen und um die vergleichsweise moderne Methoden ins Feld führenden Ordnungshüter auf der anderen Seite. Dass nicht ganz klar wird, welche Parabel darunter verborgen ist, erhöht merkwürdigerweise noch den Charme.
Punktabzug gibt es für die liederliche Übersetzung: So gut die (Originalschauspieler und) Synchronsprecher den Text auch verpacken: Stilblüten wie der Nachruf unter Polizisten »Kanntest Du ihn?« während der Kollege noch lebt, sind unfreiwillig komisch.
Cover & Szenenfotos © Koch Media
- Titel: Schritte in der Nacht
- Originaltitel: He Walked By Night
- Produktionsland und -jahr: USA, 1948
- Genre: Film Noir
- Erschienen: 09.08.2013
- Label: Koch Media
- Spielzeit: 77 Minuten
- Darsteller:
Richard Baseheart
Scott Brady
Roy Roberts
Whit Bissell - Regie:
Alfred L. Welke
Anthony Mann - Drehbuch:
John C. Higgins
Crane Wilbur - Produktion:
Brian Foy
Robert Kane - Musik: Leonid Raab
- Kamera: John Alton
- Schnitt: Alfred DeGaetano
- Extras: keine
- Video: S/W, 4:3
- Audio: Deutsch, Englisch
- Untertitel: Deutsch
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Wikipedia zum Thema - Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 11/15 dpt