Marc Degens – Fuckin Sushi (Buch)


Marc Degens - Fuckin Sushi Cover © DuMontNun… schwierig! Wie geht man an ein Buch heran, dessen Autor im ‘Fölljetong’ im Allgemeinen bereits bejubelt wurde. Kann man sich freimachen von anderen Betrachtungen eines Buches? Gut, es soll versucht werden!

“Fuckin Sushi”, die Geschichte einer Bonner Schülerband. Niels (mit ‘ie’!), zieht von seinem Gelsenkirchener Wohnort nach Bonn. Kurz vor dem Abi wechselt er damit natürlich auch die Schule in der durchaus als vornehm zu bezeichnenden Stadt. Neue Leute lernt er dort kennen, übt fleißig das Zupfen des Bass und gründet mit R@, gesprochen ‘rätt’, wie die Ratte im Englischen, eine Band. Dazu kommen noch Lloyd und das Mädchen Nino.

Ein YouTube-Video macht die Band dann schnell als Lokalgröße bekannt, und eine große Karriere steht den Protagonisten bevor. Eine kurze Tour trägt zur steigenden Popularität bei. Danach jedoch kommt es schnell zum Bruch. Unterschiedliche Ansätze zur weiteren musikalischen Ausrichtung der Band führen zum Rausschmiss von Niels. Niels will lange, elegische Stücke spielen, das wollen die anderen Bandmitglieder nicht. Auch greift Niels zu oft zur Bierdose und bekommt manches im Rausch nicht mehr so richtig geregelt. So entwickelt sich dann alles auseinander, hin bis zum Split. Mit anderen Worten: dieser Roman ist die Beschreibung einer kurzen Episode auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Marc Degens, geboren 1971 in Essen und damit auch in der Zeit des Buches ”groß” geworden, erzählt diese Geschichte in recht einfacher Form. Verschachtelungen oder zeitlich-örtliche Einschübe findet man in diesem Roman nicht; sind nicht sein Ding. Einzig zu Anfang findet sich eine Szene, die später wiederkehrt, allerdings ist das auch nicht unbedingt erforderlich.

Also, trägt diese Konstruktion? Hält die Geschichte das, was uns der Klappentext sagen will? Ist es die Geschichte der Jugend auf der Suche nach Geborgenheit, Freundschaft und alles das, was man sich im Chaos der Gefühle so wünscht und ausmalt?

Leider nein. Der Roman verliert sich schnell im Nirgendwo der Platitüden und Nichtigkeiten!
Da ist zum einen die Erzählstruktur. Linear wird die Geschichte erzählt (was ja nicht per se schlecht sein muss). Spannung oder Aha-Effekte sucht man vergebens. Bier, Joints und durchgemachte Nächte (und davon gibt es reichlich) sind selten tragend für eine Geschichte. Das ist alles hinlänglich bekannt und, leider muss das gesagt werden, bereits von anderen Autoren schon besser erzählt worden. Die Charaktere bleiben an der Oberfläche. Schnell wird klar, dass unser armer Niels (mit ‘ie’!) letztendlich derjenige sein wird, der auf der Strecke bleibt. Aber warum und wieso: Fehlanzeige!

Marc Degens erklärt nichts, und wenn er das versucht, bleibt es unbestimmt und farblos. Natürlich säuft Niels zuviel, aber passiert das nicht häufiger? Die Unentschlossenheit in der Zeichnung der Charaktere zeigt sich beispielsweise auch an Lloyd. Dieser lebt in einer tristen Siedlung, lässt niemanden in seine Wohnung und fährt zwar Auto, aber am besten und liebsten nur auf Strecken, die ihm vertraut sind und macht aus alldem ein Geheimnis gegenüber seinen Bandkollegen. Ja, die Frage ist berechtigt, warum, was steckt dahinter? Anscheinend nichts, denn auch dieser Ansatz verpufft, geht ins Leere; keine Erklärung dazu. Soll der Charakter dadurch interessant werden/sein? Es kann offen bleiben.

Und so plätschern die Geschehnisse dahin und daher. Noch störender wirkt der Degenssche Versuch, sich einer Jugendsprache anzubiedern. ”Kackomat”, der Band Lieblingswort. Häufig bis sehr oft legt Degens das dem spärlichen Mobiliar an Personen in den Mund. Was soll das? Wirkt es bei den ersten Malen noch witzig, ermüdet es später, im weiteren Verlauf der Geschichte.

Wenn Geschichte denn einmal an Fahrt und Geschwindigkeit aufnimmt, so zum Beispiel bei der Schilderung der Minitour von Fuckin Sushi, verliert sich auch dieser Ansatz schnell. Wieder ist Niels stockbesoffen und erinnert sich an nichts. Offensichtlich war auch Degens dann erzählerisch nicht in der Lage, dort einen Spannungsbogen einzubauen und die Episode ansprechend zu schreiben. Nein, nichts kommt, die Band fährt nach Hause und das war es! Dabei hätte gerade diese Szene mit ihren schrägen Typen auf Seiten der Konzertveranstalter das Potenzial zu mehr gehabt: Endlich ist mit den Schilderungen der Konzerte Leben in der Geschichte, und, im wahrsten Sinne des Wortes auch Leben in der Bude, aber nein auch hier geht dann wieder derselben schnell die Puste aus. Eigentlich unverständlich, dass Degens das nicht wahrnimmt und die Geschichte nicht an dieser Stelle fortentwickelt.

Insgesamt präsentiert sich der Roman als Ansammlungen vertaner Chancen und aufgeblasener Nichtigkeiten. Ist schon die Jugend und das Erwachsenwerden in Bonn und anderswo nicht einfach, so bedarf es nicht dieses Buches, dies zu beschreiben!

Cover © DuMont Buchverlag


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