Alex Bensson – Tödliche Sequenz (E-Book)


Alex Bensson - Tödliche Sequenz (Cover © Alex Bensson)Man nehme eine Prise James Bond, füge ein wenig Batman hinzu, würze das Ganze mit Genetik und Molekularbiologie und heraus kommt der Thriller „Tödliche Sequenz“ von Alex Bensson.

Es ist bereits der zweite Teil um den charismatischen Lord Lucius Bromley und sein Team. Vom britischen Geheimdienst beauftragt, soll die Truppe den Verbleib von radioaktivem Polonium klären, das nach seinem Verschwinden eine blutige Leichenspur hinterlassen hat. Immer mehr Menschen, die in den Fall verwickelt waren, finden nach und nach den Tod. Eine Hauptverdächtige ist schnell gefunden: Jane, Abteilungsleiterin des MI6. Bromley weiß, dass sie nicht – wie in den Medien dargestellt – mit dem strahlenden Material handelt und versucht mit aller Macht, den wahren Täter zu finden. Dabei wird er plötzlich selbst zum Gejagten und hat nicht nur den Geheimdienst im Nacken, sondern einen ebenso gefährlichen wie unberechenbaren unbekannten Feind. Gemeinsam mit der Ärztin und Biologin Claire Hansen deckt das Team immer mehr erschreckende Details auf und kommt einer übermächtigen Organisation auf die Spur, die einen Weg gefunden hat, vollkommen nachweislos zu töten – durch die Veränderung einer Gensequenz.

Der Thriller startet – man kann es nicht anders sagen – rasant. Der Leser wird direkt in die Handlung geschmissen, innerhalb kürzester Zeit geschehen gleich mehrere Morde. Charaktere werden eingeführt, nur um sie bald danach sterben zu lassen. Dies zieht sich durch das ganze Buch. Es werden auf den ersten Blick harmlose Situationen beschrieben und einen Moment später gibt es den nächsten Toten zu beklagen. Die ohnehin recht hohe Anzahl an Charakteren wird damit zunehmend unübersichtlicher. Auch beim Team Bromley steigt man kaum durch, mit wem man es dort eigentlich zu tun hat. Sicherlich ist dies nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass es sich um den zweiten Teil der Reihe handelt und die einzelnen Personen im ersten Band vermutlich näher vorgestellt wurden. Dennoch hätte es nicht geschadet, die eine oder andere zusätzliche Information einzustreuen, um den Leser besser abzuholen.

Was wir erfahren: Lord Bromley lebt auf einem Schloss in Schottland, von dem nur Eingeweihte wissen, wo genau es sich befindet. Er selbst erinnert an James Bond, aber auch ein wenig an Batman beziehungsweise Bruce Wayne. Die verstorbenen Eltern haben ihm ein schwindelerregend hohes Vermögen nebst besagtem Schloss, einem Flugzeug, teuren Autos und untergebenem, offenbar allwissendem Butler hinterlassen. Bromleys Team nutzt die allerneueste Technik und bedient sich hier ungeahnter Möglichkeiten, die bisweilen über das Ziel hinausschießen. So kann sich der IT-Experte in Windeseile und meist völlig problemlos in jeden, wirklich jeden Computer hacken. Insgesamt wird hier deutlich zu dick aufgetragen. Zwar sind die Charaktere sehr speziell und interessant, aber leider auch weit entfernt von der Realität.

Claire Hansen sticht dabei positiv heraus. Anfangs noch etwas unsicher, wächst sie mit der Zeit über sich hinaus und entwickelt sich zu einem wichtigen Teil des Teams. Mit ihren klugen Beobachtungen, ihrer Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, und ihrem beeindruckenden medizinisch-biologischen Wissen, ist sie zwar ebenfalls fast ein bisschen zu perfekt in ihrem Bereich, zeigt aber auch Schwäche und bleibt somit glaubwürdiger als beispielsweise Lord Bromley. Was ihn betrifft, ist es einfach zu viel des Guten – ihm fehlen Ecken und Kanten, er ist zu glatt, erinnert zu sehr an einen Superhelden.

„Zu viel des Guten“ trifft auf „Tödliche Sequenz“ in mehrfacher Hinsicht zu: Zu viele Charaktere, zu viel Action, zu viel James Bond, zu viele, teilweise mehrere Seiten lange Dialoge, zu viel Technik, manchmal zu viel Fachsimpelei, zu viele Nebenschauplätze… Aufgrund dieses allgemeinen „zu Viels“ wirkt die Handlung oftmals unglaubwürdig und zu konstruiert. Die behandelten Themen allerdings sind überaus interessant und sorgen für durchgängige Spannung. Ob Genetik, Molekularbiologie, Zellbiologie, Medizin oder die Eigenschaften von Polonium – all das stellt eine spannende Abwechslung in der Thriller-Landschaft dar und scheint – zumindest aus Laiensicht – sehr gut und umfangreich recherchiert zu sein. Der Autor ist selbst Naturwissenschaftler und Arzt, bringt also die besten Voraussetzungen mit, um sich schriftstellerisch in den beschriebenen Milieus zu bewegen. Die heutigen Möglichkeiten dieser Bereiche sind ebenso faszinierend wie erschreckend und man mag sich kaum vorstellen, wozu die Forschung zukünftig in der Lage sein wird. Hier schafft es Bensson, Beklemmung zu erzeugen und zum Nachdenken anzuregen.

Der Schreibstil ist flüssig und wird der insgesamt rasanten Handlung gerecht. Die immer wieder eingesetzten, teils sehr langen Dialoge unterbrechen den Lesefluss ein wenig und bremsen den Plot teilweise aus. Passend und hilfreich sind die Dialoge aber, wenn es um Fachtermini geht. Diese werden – meist durch Claire Hansen – verständlich erklärt und auch die Vorgehensweisen aus den biologischen und medizinischen Bereichen werden nachvollziehbar dargestellt. Bensson hat die Erläuterungen geschickt eingeflochten, indem er seine Charaktere, die in den fraglichen Bereichen nicht bewandert sind, um Erklärungen für Laien bitten lässt. Dabei lernt man dazu, erfährt beispielsweise Wissenswertes zum genetischen Fingerabdruck oder zur Transmutation.

Fazit: „Tödliche Sequenz“ behandelt hochinteressante, aktuelle Themen, eingebettet in eine sehr überspitzte Handlung. Man sollte, was die Charaktere und ihre Fähigkeiten betrifft, nicht zu viel Realitätsnähe erwarten, sondern ein gewisses Maß an Humor mitbringen. Wer mit James Bond nicht viel anfangen kann, wird vermutlich seine Probleme mit diesem Buch haben. Wer aber Fan von 007 ist und sich zudem für Biologie und Medizin interessiert, wird hingegen unterhaltsame und spannende Lesestunden verbringen.

Cover © Alex Bensson

Wertung: 9/15 Geheimagenten


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