Teri Terry – Infiziert (Buch)


Teri Terry - Infiziert - Cover © Coppenrath«Niemandem fällt auf, wie ich mich verändert habe: Dinge verloren, Fertigkeiten gewonnen. Segen und Fluch zugleich.»

Eine tödliche, völlig unbekannte Krankheit bricht zunächst über Großbritannien und schließlich über den Rest der Welt herein. Die meisten Menschen sterben, manche überleben, für alle bedeutet die Seuche Veränderungen ungeahnten Ausmaßes. Nicht nur, was die Welt um sie herum betrifft, sondern vor allem auch in Bezug auf sich selbst.

Seinen Anfang nimmt das Unglück, als Shay zufällig das Plakat eines vermissten Mädchens entdeckt. Sie ist schockiert: Genau dieses Mädchen hat sie vor einem Jahr gesehen. Die Zwölfjährige wirkte damals gehetzt, als hätte sie sich verlaufen. Und dann war da dieser Mann… Hat Shay etwa eine Entführung beobachtet? Dank ihres fotografischen Gedächtnisses erinnert sie sich genau an die Einzelheiten und ruft die Nummer auf dem Plakat an. Der Bruder des verschwundenen Mädchens, Kai, meldet sich und begibt sich gemeinsam mit Shay auf die Suche.

Gleichzeitig wird die vermisste Callie in einem versteckten Forschungslabor getötet – und muss nun als Geist mit ansehen, was mit ihren Überresten geschieht. Sie macht sich ihrerseits auf die Suche nach ihrem Bruder. Währenddessen verbreitet sich eine besonders aggressive Krankheit, die Menschen innerhalb kürzester Zeit ums Leben bringt. Manche sind immun, wie Callies Bruder. Und dann gibt es da noch einige wenige, die überleben. Shay ist eine von ihnen – aber die Krankheit geht auch an ihr nicht spurlos vorbei.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von Shay und Callie. In kurzen Kapiteln berichten sie uns jeweils von ihren Erlebnissen. Dabei erleben wir durch Shay mit, wie sich die Krankheit zunächst innerhalb Großbritanniens ausbreitet, welche Wege sie nimmt, wie sich die Menschen anstecken und wie sie schließlich auch außerhalb der Landesgrenzen zur Gefahr wird. Callie lässt uns hingegen daran teilhaben, woher diese Krankheit überhaupt kommt und wie sie aus der Forschungseinrichtung in die Städte gelangt. Durch diese Erzählweise erfährt man als Leser nicht nur alle Hintergründe, sondern kann auch recht schnell durch die Seiten fliegen und den Inhalt zügig erfassen. Die Handlung startet also nicht in einer bereits zerstörten Welt, sondern lässt den Leser miterleben, wie das Grauen seinen Anfang nimmt. Die Ausbreitung der Krankheit wird dabei überaus detailreich, informativ und interessant beschrieben. 

Die beiden Protagonistinnen sind sehr gegensätzlich, verfolgen aber letztlich ähnliche Ziele. Es fällt schwer, mit ihnen warm zu werden, geschweige denn, sie ins Herz zu schließen. Beide haben recht nervige Züge an sich, was vermutlich unter anderem auch ihrem Alter geschuldet ist. Shay ist sechzehn, Callie zwölf beziehungsweise dreizehn Jahre alt. Einerseits verhalten sich beide Mädchen teilweise zu erwachsen für ihr Alter, andererseits sind sie ziemlich naiv und anstrengend. Man muss allerdings dazu sagen, dass es sich bei „Infiziert“ um ein Jugendbuch handelt – jüngere Leser können sich womöglich besser mit Shay und/oder Callie identifizieren.

Bei einem Jugendbuch darf eine Liebesgeschichte natürlich nicht fehlen. Zwischen Shay und Kai entwickelt sich recht schnell weitaus mehr als nur eine reine Zweckgemeinschaft. Durch die eindeutig zu zügig aufkeimende und sprießende Liebe der beiden wirkt ihre Beziehung allerdings unglaubwürdig und aufgesetzt – gerade weil sie sich überhaupt erst aufgrund von Callies Entführung kennenlernen. Dennoch ist es interessant zu lesen, wie das junge Paar gemeinsam all den Widrigkeiten trotzt, die sich ihnen in den Weg stellen.

Schade ist es, dass im Vorhinein nicht ersichtlich ist, dass hier übernatürliche Elemente eine zentrale Rolle spielen – der Klappentext lässt etwas anderes vermuten. Aus diesem Grund sind Leser, die eine realistischere Geschichte erwarten, womöglich enttäuscht. Da bereits recht schnell klar ist, dass Callie ihre weitere Reise als Geist unternimmt, fällt es – für jemanden, der solche Handlungen nicht gerne liest – ein wenig schwer, bis zum Ende durchzuhalten. Hat man es geschafft, bleiben einige Fragen offen. Da es sich hier um den ersten Teil einer Trilogie handelt, ist das aber nachvollziehbar und logisch.

Der Schreibstil ist flüssig und eher einfach gehalten. Da die Ich-Erzählerinnen zwölf und sechzehn Jahre alt sind, ist dies passend und glaubwürdig. Manche Beobachtungen sind allerdings zu scharf – insbesondere für eine Zwölfjährige. Dennoch ist die Erzählweise überzeugend gewählt und die kurzen Kapitel treiben den Inhalt rasant voran. Die Ereignisse aus Sicht beider Mädchen zu erleben, macht die Handlung lebendig und streckenweise durchaus mitreißend.

Fazit: Die Idee einer sich extrem schnell verbreitenden Krankheit, die große Teile der Menschheit auslöscht, ist nicht neu, aber doch immer wieder eine spannende – und grundsätzlich in der Realität vorstellbare – Grundlage für dystopische Geschichten. Dass diese Krankheit wandelnde Geister hervorbringt und Überlebende mit Toten kommunizieren können ist hingegen sicherlich innovativ. Wenn man so etwas mag, ist „Infiziert“ eine kurzweilige Lektüre mit einigen starken Momenten, problematisch wird es allerdings, wenn man übernatürliche Handlungen eher meidet. Denn leider ist weder im Klappentext noch an anderer Stelle auf dem Buchdeckel vermerkt, dass es sich um einen Mystery-Roman handelt. Positiv hervorzuheben sind die detaillierten und gut durchdachten Beschreibungen zur Ausbreitung der Krankheit. Dank kurzer, abwechslungsreicher Kapitel aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und eines flüssigen Schreibstils lässt sich die Geschichte in jedem Fall zügig lesen.

Cover © Coppenrath

  • Autor: Teri Terry
  • Titel: Infiziert
  • Teil/Band der Reihe: 1 von 3
  • Originaltitel: Contagion
  • Übersetzer: Petra Knese
  • Verlag: Coppenrath
  • Erschienen: 07/2017
  • Einband: Gebunden
  • Seiten: 480
  • ISBN: 978-3-649-62599-5
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite 
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 8/15 Überlebende


3 Kommentare
    1. Hi Marysol,

      stimmt, allzu unvorhersehbar war das Ganze auch nicht. 😉 Ich finde es einfach immer schwierig, wenn vorher nicht ersichtlich ist, dass Mystery-Elemente enthalten sind. Ich stelle mich dann auf etwas anderes ein und bin letztendlich enttäuscht.

      Dir auch noch einen schönen Abend und liebe Grüße
      Jasmina

      1. Ahoy Jasmina,

        ja stimmt, es ist immer schwierig, wenn sich ein Buch als einem anderen Genre zugehörig entpuppt, als angenommen… mir ist das schon Mal passiert, bei “Dark Smile – Lächle, Mona Lisa”. Überhaupt nicht geahnt, war das plötzlich Fantasy. Als die Überraschung nachließ, gefiel mir das auch, aber das hätte ruhig vorher markiert sein können ^^

        Liebe Grüße, Mary <3

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