David Mitchell – Slade House (Buch)


David Mitchell - Slade House (Cover © rowohlt)«Minuten oder Monate später taucht ein matter Lichtpunkt auf.»

Im Slade House gehen die Uhren anders. Was sich anfühlt wie Minuten oder wenige Stunden sind in der realen Welt Tage. Nur wissen das die Gäste des Hauses nicht. Alle neun Jahre am letzten Samstag im Oktober öffnet die alte Villa in der schmalen, dunklen Gasse ihre verborgenen Pforten für einen Auserwählten, der niemals wiederkehrt.

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Spannend, gruselig, außergewöhnlich: Mit „Slade House“ hat David Mitchell – bekannt für seinen „Wolkenatlas“ – ein sehr spezielles kleines Buch geschrieben. Von Beginn an umgibt die nicht einmal 250 Seiten starke Geschichte eine seltsame, unheimliche Atmosphäre. Man fühlt sich geradezu magisch angezogen von diesem wundersamen Haus und fürchtet sich gleichzeitig davor, das niedrige Tor aufzustoßen. Zum ersten Mal betreten wir den verwunschenen Garten des Anwesens im Jahr 1979. Zusammen mit dem Schüler Nathan Bishop erkunden wir das Innere des Hauses, schauen uns zunächst mutig, bald aber schon mit einem mulmigen Gefühl um und erleben schließlich seine grausame Macht, die den Jungen buchstäblich verschlingt.

Das folgende Kapitel setzt genau neun Jahre später ein und begleitet den nächsten Gast durch die fast unsichtbare Gasse zu dem auf den ersten Blick ebenso unsichtbaren Haus. Wieder erfahren wir etwas mehr, blicken tiefer in die Abgründe des Slade House und legen ein weiteres Stück seiner Geschichte offen. Nach und nach, mit jedem neuen Kapitel, offenbaren sich die Hintergründe der düsteren Macht, Stück für Stück wird das Grauen greifbarer. Eindringlich und atmosphärisch dicht arbeitet Mitchell schrittweise auf den Höhepunkt hin, der schließlich auf überraschende Weise einschlägt.

In den einzelnen Kapiteln führen uns immer andere Personen durch die Tiefen des Hauses. Jedes Mal in der Ich-Perspektive erzählen die einzelnen Charaktere von ihren Erlebnissen. Zwar erhalten wir auch kleine Einblicke in das Leben der Figuren, insgesamt bleiben sie aber eher oberflächlich. Hier geht es nicht um sie, sondern um das Slade House – sie selbst sind letztlich nur Mittel zum Zweck. Daher stört es nicht, dass sie eindimensional gezeichnet sind, sondern ist eher die logische Konsequenz.

Der Stil, in dem der Autor uns das Slade House präsentiert, ist einfach und flüssig, bildhaft und düster – mit kleinen Prisen Humor an den richtigen Stellen. Mitchell passt seine Sprache in jedem Kapitel dem jeweiligen Protagonisten und der aktuellen Zeit an. Der kleine Nathan Bishop erzählt seine Geschichte vollkommen anders als die junge Studentin achtzehn Jahre später.

Fazit: Irgendwo zwischen Horror und Fantasy überzeugt „Slade House“ mit einem ungewöhnlichen Plot, der einem immer wieder kleine Schauer über den Rücken laufen lässt. Die Handlung ist undurchsichtig und gibt stets nur so viel preis, wie David Mitchell zulässt – der Leser tappt im Dunklen. Was in diesem Haus vor sich geht und was genau dahintersteckt, schält sich nur langsam aus den Berichten der Besucher heraus. Das hält die Spannung auf einem hohen Niveau und erhöht den Gruselfaktor. Wer ein unheimliches, etwas anderes Buch für zwischendurch sucht, liegt hier richtig.

Cover © rowohlt

  • Autor: David Mitchell
  • Titel: Slade House
  • Übersetzer: Volker Oldenburg
  • Verlag: rowohlt
  • Erschienen: 05/2018
  • Einband: Gebunden
  • Seiten: 240
  • ISBN:978-3-4980-4276-9
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite 
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 12/15 Gruselhäuser


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