Daniela Krien: So nah und doch so fern

Booknerds meets Autorinnen im Portrait

Der Literaturpodcast „Autorinnen im Porträt“ rückt in jeder Episode eine Schriftstellerin in den Fokus. Dabei schauen wir auf das Leben der Autorin und auf ihr Werk. Wer wir sind? Mariann Gáborfi und Sarah Teicher aus Leipzig. Wir sind auch Redakteurinnen bei Booknerds.de und haben deshalb beschlossen, zu dem im März 2022 gegründeten Podcast eine begleitende Kolumne zu schreiben. (Alle Folgen der Kolumne im Überblick.)


In der Leipziger Literaturlandschaft kennt man sich. Das mag vielleicht etwas überspitzt formuliert sein, aber im Großen und Ganzen stimmt es schon: Mariann und ich sind oder waren innerhalb der Lesebühnenszene aktiv und in dieser Gemeinschaft haben wir viele aufsteigende Schriftsteller*innen (wie André Herrmann), Hobby-Autor*innen (inklusive uns) oder Poetry Slammer*innen kommen und gehen sehen. Früher war ich selbst als Autorin Teil einer eigenen Lesebühne und Mariann betreibt seit vielen Jahren gemeinsam mit Jan Lindner die „Pinzette“. Und auch im Bereich Poetry Slam kennt man sich in der Regel. Zugegeben, der Nachwuchspool ist (noch immer) groß, dennoch sind die Namen der Leipziger Bühnenpoet*innen mir noch präsent, auch wenn ich aktuell nur noch im Publikum sitze. Was ich sagen möchte: Selbst eine Martina Hefter kenne ich noch „von früher“, wir haben vor langer Zeit gemeinsam auf einer Lesebühne gelesen. Sie blieb mir durch ihr angenehmes, ruhiges Wesen seitdem in Erinnerung. Ich habe ihr Schaffen immer mal wieder verfolgt und zuletzt natürlich mitgefiebert und beide Daumen gedrückt: Der Deutsche Buchpreis 2024 geht an … Martina! Das war schon großartig. Es gab eine Verbindung! Es war fast, als hätte eine Freundin gewonnen.

Doch bei ihr war alles anders: Ihren Namen sah ich das erste Mal auf Diogenes-Büchern. Dass sie in Leipzig wohnt, erfuhr ich erst, als sie 2020 den Sächsischen Literaturpreis erhielt: Daniela Krien. Berühmte Autorin aus meiner Stadt. Irre! Das war schließlich auch der Grund, weshalb ich sie unbedingt im Podcast vorstellen wollte. Ich fing an, ihr neuestes Buch zu lesen: „Mein drittes Leben“ – ebenfalls auf der Nominierungsliste für den Deutschen Buchpreis 2024. Darin geht es um Linda, die ihre Tochter bei einem Fahrradunfall verliert und darum, wie sie mit dieser lebensverändernden Trauer umgeht. Das Buch spielt sogar in Leipzig und bei der Beschreibung des weißen Fahrrads, welches als Erinnerung an den tragischen Unfall auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz steht, kamen mir die Tränen: Dieses Fahrrad existiert. Fragen tauchten während der weiteren Lektüre auf: Hat Daniela Krien einen Bezug zu diesem Unfall? Muss man als Literaturschaffende*r auf das Einverständnis der Familie eines Opfers hoffen, gibt es Gesetze? Ich fing an nach Daniela Krien zu googlen, um Kontakt aufzunehmen. Vergeblich. Keine Webseite, keine Social Media-Accounts. Ausgangspunkt und Endstation war immer wieder der Diogenes-Verlag – besser als nichts. Ich schrieb eine E-Mail, so offiziell wie möglich von unserem Podcast-Account aus. Am nächsten Tag hatte ich eine Antwort:

Wir freuen uns sehr über das Interesse an unserer Autorin Daniela Krien und dass sie ein Porträt planen! Leider können wir Ihrem Wunsch nach einem Statement derzeit nicht nachkommen, da Daniela Krien bis auf Weiteres leider keine weiteren Anfragen oder Termine annehmen kann.

Sehr schade. Meine Fragen wurden wohl auch nicht weitergeleitet. Enttäuscht musste ich mir eingestehen: Vorerst konnte ich nichts weiter tun. Als ich mich nach der Lektüre mit der Person Daniela Krien beschäftigte, verstand ich besser, weshalb sie nur wenige Termine wahrnehmen kann und andere Prioritäten als öffentliche Auftritte oder Anfragen hat. Natürlich respektiere ich diesen Wunsch, ein bisschen schade finde ich es trotzdem. Das Wissen, zusammen in der gleichen Stadt zu wohnen und doch nicht einmal schriftlich zusammenzukommen oder sich über Social Media „abchecken“ zu können – wie ungewöhnlich ist das aktuell bitte. Irgendwie auch bewundernswert, sich so privat zu halten. Daniela Krien ist für mich seit dieser Erkenntnis so etwas wie der Anti-Clemens-Meyer. Den ich übrigens schon mehrfach im Konsum um die Ecke getroffen habe – mit offenem Hawaii-Hemd und ja, einfach belanglose Dinge einkaufend. Ganz normal eben. Und damit wären wir bei der dritten Person aus Leipzig, die beim Deutschen Buchpreis 2024 mitgemischt hat. Und für die ich mittlerweile nur noch ein Augenrollen übrig habe.

Daniela Krien als „Autorin im Porträt“: Hier könnt ihr die komplette Podcastfolge noch einmal anhören.
Hier findet ihr die Folge bei Podigee.

Ich hoffe, ihr entschuldigt meinen außerliteratischen Exkurs in dieser Kolumne, liebe Leser*innen. Damit die Literatur nicht zu kurz kommt: Hört euch am besten unsere Folge „Autorinnen im Porträt“ über die wunderbare Daniela Krien an – ihre Bücher waren für mich eine große Entdeckung: „Die Liebe im Ernstfall“ sowie „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ sind übrigens ebenfalls absolut lesenswert – auch darüber sprechen wir im Podcast. Und wenn wir schon dabei sind: Martina Hefters „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ haben wir natürlich alle längst gelesen, oder? Ich liebe es. Genau so wie Leipzig.

Und damit Daniela Krien in ihrer Unerreichbarkeit keine unverdienten Antipathiepunkte sammelt, habe ich für euch zum Abschluss noch dieses schöne Interview herausgesucht – mit meinem Lieblingsschwaben Denis Scheck: „Druckfrisch“ mit Denis Scheck und Daniela Krien, November 2024. Aufgenommen natürlich in Leipzig, 2 Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt. Ich halte auf jeden Fall die Augen offen nach dir, liebe Daniela!

Genießt euren Sommer! Und vielleicht lasst ihr euch ja bei eurer Urlaubslektüre von der ein oder anderen Autorin in unserem Podcast inspirieren? Das würde mich sehr freuen.

Viele liebe Grüße
eure Sarah

P.S.: Autorinnen im Porträt findet ihr auch auf Instagram und Facebook. Wir freuen uns auf euch!

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