Jiro Taniguchi – Ihr Name war Tomoji (Buch)


Jiro Taniguchi – Ihr Name war Tomoji (Cover © CARLSEN Verlag)“Nach schweren Tagen … kommen immer auch glückliche Tage!”

Beginnend im Jahr 1925 erzählt Jiro Taniguchi von einer wundersamen Begegnung: Die Wege des jungen Mädchens Tomoji und des Fotografen Fumiaki kreuzen sich. Sie blicken zum Himmel, dem Flug eines Milans folgend – der Auftakt zu einer bedeutungsvollen Verbindung beider in ihren zukünftigen Leben, viele Jahre später.

“Ihr Name war Tomoji” ist nicht nur eine Geschichte über den Werdegang einer Frau, die in den 1930er Jahren den buddhistischen Shojushin-Tempel in Tachikawa gegründet hat, sondern auch eine Geschichte über die Liebe: Still und schicklich, wie es sich zu dieser Zeit gestaltete, aber dennoch im Herzen tief verwurzelt und von großer Ernsthaftigkeit geprägt.
In dieser Grafiknovelle zeichnet Taniguchi das einfache, trotz allem harte Leben eines Mädchens, das in einem Bergdorf westlich von Tokio bei ihrer Großmutter zu einer Frau heranwächst und die ihr späteres Leben selbstbewusst meistern wird; die sich durch widrige Zeiten kämpft, die aber auch gute Zeiten erkennt und für sich zu nutzen weiß. Sie wird für ihren Fleiß und ihren Mut belohnt, strebt auf ihrem Weg voran und lässt bei einem Wiedersehen mit Fumiaki ihre Zuneigung für ihn erkennen, damit sie sich nicht ein weiteres Mal aus den Augen verlieren. Ihr Verhalten erscheint einem untypisch für Frauen in Japan zu dieser Zeit und lässt erahnen, dass diese Frau einen besonderen Weg gehen wird.

Taniguchis Verbindung zum Shojushin-Tempel ist ebenso naheliegend wie schlicht: Seine eigene Frau besucht diesen Tempel oft, er selbst hin und wieder. Und so bat man ihn, etwas zu Ehren Tomoji Uchidas zu erschaffen. Taniguchi sagte zu, jedoch war seine Bedingung, Fiktionales einbringen zu können, keine reine Biografie, da das Leben eben das Leben sei und es vor allem der Phantasie obliege, Spannungsmomente zu erzeugen. Taniguchi entschied sich zudem, weniger auf die Gründung des Tempels Bezug zu nehmen und stattdessen den Lebensweg Tomojis bis dahin zu skizzieren. Welchen Umständen ist es zu verdanken, dass eine junge Frau aus einem Bergdorf diesen Tempel gegründet hat?

Wie beinahe überall auf der Welt sind die Bewohner klassischer ländlicher Gegenden mehr der älteren Generation zugehörig. Die Jungen wandern ab und so ist Taniguchis beschriebenes ländliches Japan nicht nur ein Erzählstück zu Tomojis Leben, sondern liefert eben auch Zeugnis einer ländlichen Lebensweise, die zu schwinden droht.

In “Ihr Name war Tomoji” arbeitet Taniguchi mit einer Szenaristin zusammen, Miwako Ogihara, da ihm selbst die Thematik sowie die Hintergründe eines Lebens zu dieser Zeit, der Epoche der Taish-Zeit, nur unzureichend vertraut gewesen sind. Eine weitere Besonderheit dieser Erzählung ist die Lebensspanne, über welche Taniguchi Tomoji begleitet. Eine Schwierigkeit, mit der der Künstler sich erstmalig konfrontiert gesehen hat und die es zu bewältigen galt.

Schwarz-Weiß-Zeichnungen wechseln mit Farbzeichnungen, Geschichte und Bilder erscheinen gleichermaßen unaufdringlich. Das Colorit vermittelt in vortrefflicher Weise die Stimmung im damaligen Japan und es bleibt zu bedauern, dass dieses nicht auf weiteren Seiten Anwendung gefunden hat.

Einer der weltweit angesehensten Mangaka scheint ruhiger geworden zu sein. Betrachtet man “Ihr Name war Tomoji”, so ist es von großer Stille und Sachlichkeit geprägt. Und auch der Künstler selbst räumt in einem Interview, welches am Ende der Grafiknovelle dokumentiert ist, ein, typische “Action-Manga” womöglich hinter sich gelassen zu haben. Jedoch beides hat in seinem Leben sowie auch im Leben seiner Leserschaft einen Platz und es bleibt mit Spannung zu erwarten, wie sich Jiro Taniguchis weiterer Weg zeichnen wird.

Cover © CARLSEN Verlag

  • Autor: Jiro Taniguchi
  • Titel: Ihr Name war Tomoji (Grafiknovelle)
  • Übersetzer: John Schmitt-Weigand
  • Verlag: CARLSEN Verlag
  • Erschienen: 26.04.2016
  • Einband: Softcover (Klappenbroschur)
  • Seiten: 176
  • ISBN: 978-3-551-76104-0
  • Sonstige Informationen:
    Verlagsseite
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 12/15 dpt


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