94-jährige stürzt von den Klippen am Petit Bot Bay
Was machte Odile Davies an der Petit Bot Bay an der Südküste Guernseys? Augenscheinlich stürzte die 94-jährige von den Klippen, doch wie kam die demente Seniorin überhaupt dorthin? Ihr Pflegeheim Garden Villa liegt rund fünf Kilometer entfernt, allein kann sie es unmöglich geschafft haben. Detective Inspector Kate Langlois ist skeptisch, dass es sich um einen Unfall handelte, doch ein Mord kann aufgrund der Verletzungen nicht bewiesen werden. Auf einem nahegelegenen Parkplatz finden sich allerdings Odiles Schuhabdrücke und die einer zweiten Person direkt nebeneinander. Zudem ist ihr Kleid korrekt zugeknöpft, wogegen ihre Pflegerin behauptet, in der Hektik des Alltags es falsch zugeknöpft zu haben. Nicht zuletzt bleiben auch Befragungen von Bus- und Taxifahrern ohne Ergebnis. Niemand kann sich an die demente Frau erinnern.
„‘ne Jerrybag war die, das wusste doch jeder.“
Kate stockte. Jerrybag. Sie kannte den Begriff. So hatte man auf Guernsey damals die Frauen geschimpft, die zur Zeit der deutschen Besatzung ein Verhältnis mit den fremden Soldaten hatten. Kollaborateurinnen.
„Aber … das ist doch …“
„So schnell vergisst man das nicht.
In dem Pflegeheim zeigt sich, dass nicht nur die älteren Menschen etwas verschweigen. Die einen sind dement, andere wollen nicht reden. Das Verhältnis der Pflegeheimleiterin Therese Morgan zu ihrem Stellvertreter Edward Linney scheint zudem angespannt. Während Langlois und ihr Team von einer Sackgasse in die nächste rennen, betritt eine weitere Person das Spielfeld: Nicolas Arture, forensischer Archäologe aus Frankreich, der Kate schon bei ihrem letzten Fall vor einigen Monaten eine wichtige Bezugsperson war. Und dies nicht nur bei der Auflösung des Falles.
Zweiter Teil der Kate-Langlois-Reihe
Nach „Kalt lächelt die See“ ist der vorliegende Roman der zweite Fall für DI Kate Langlois, bei dem es zu einem Wiedersehen mit Nicolas kommt. So wird neben der kriminellen Handlung auch etwas fürs Herz geboten und dies noch vor der malerischen Kulisse der Kanalinsel. Es schreit geradezu nach einer Verfilmung.
Polizeiliche Ermittlungen und Privatleben der Protagonistin finden in einem akzeptablen Verhältnis statt, wenngleich reichlich Herzschmerz geboten wird. Dazu trägt auch das betrübliche Leben einiger Personen im Pflegeheim bei. Man dämmert vor sich hin, die guten Tage sind selten geworden. Der Tod der Odile Davies bleibt derweil lange rätselhaft, da sich partout keine konkreten Spuren ergeben. Allerdings zeigt sich bald, dass Odile ihr Leben lang unbeliebt war und von Nachbarn gemieden wurde. Die Hintergründe hierzu führen in die Besatzungszeit des Zweiten Weltkrieges, manch einem sind die Deutschen noch heute verhasst. Verhasst ist auch David, der Nachbar von Nicolas, der offen bedroht wird, da er ein verurteilter Gewalttäter ist.
Kurze Rückblenden in die Jahre 1943 und 1944 wechseln sich mit den aktuellen Ermittlungen ab. Damals gab es eine Liebe, die nicht sein durfte, deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart hineinreichen. Wie schon beim Vorgänger bietet Ellis Corbet alias Dorothea Böhme kurzweilige Unterhaltung, die nicht nur Freunden der Kanalinseln gefallen wird. Gerne mehr davon.
Hier lesen Sie die Rezension zu „Kalt lächelt die See“.
- Autorin: Ellis Corbe
- Titel: Das Schweigen der Klippe
- Verlag: Lübb
- Umfang: 334 Seite
- Einband: Taschenbuc
- Erschienen: März 202
- ISBN: 978-3-404-18851-2
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Wertung: 11/15 dpt