Ein verzwickter Mord kurz vor dem Ruhestand

Murnau. Oktober 1925. Xavier Kienlechner hat beim Schafkopf ordentlich verloren und noch mehr getrunken. Beim Heimweg stolpert er im Murnauer Moos über die Leiche des Johann Reintaler, der brutal erschlagen wurde. Ein Fall für Kommissar Heinrich „Heini“ Bieder, der sich bereits auf seinen Ruhestand zu Weihnachten freut. Doch gemeinsam mit Ortspolizist Korbinian Pfleiderer nimmt er die Ermittlungen auf, die sich als recht beschwerlich darstellen. Johann hatte hohe Spielschulden bei seinem Stammwirt Sigi Kammleitner, der dem Sozialdemokraten Pfleiderer schon wegen seiner Mitgliedschaft in der neu entstehenden NSDAP ein Dorn im Auge ist. Aber warum sollte der Wirt ihn umbringen, wenn er doch auf die Begleichung der Schulden wartet? Auch Reintalers Schwester Gundl aus Ohlstadt könnte ein Motiv haben, denn es wird gemunkelt, dass ihr Bruder sie dem Sigi „angeboten“ habe, um seine Schulden loszuwerden. Aber Bieder weiß aus seiner eigenen Vergangenheit, vor über dreißig Jahren war er in Gundl einst verliebt, dass diese aufgrund einer Krankheit die Tat nicht begangen haben kann.
Sechzehn Jahre zuvor. 1909 lernt Johann die schöne Margarete kennen, die im sogenannten Russenhaus für die Malerin Gabriele Münter im Haushalt hilft. Johann arbeitet als Tischler und Münters Lebensgefährte Wassily Kandinsky bietet ihm an, einige Arbeiten in dem neu erworbenen Haus auszuführen. So kommen sich Johann und Margarete noch näher, doch die Geschichte meint es nicht gut mit den Beiden. Ob in der Vergangenheit eine Spur zum Mörder zu finden sein wird?
Gabriele Münter und Der Blaue Reiter
Gretel Mayer ist mit ihrem Roman „Das Geheimnis von Murnau“ ein guter Mix aus historischem Krimi, Zeitgeschichte und Einblick in die Künstlerwelt des „Blauen Reiter“ gelungen. Dabei zeigt sich, dass die bekannte Liebesgeschichte zwischen Münter und Kandinsky ähnlich tragisch endete, wie jene zwischen Johann und Margarete. Nicht allen gelingt es, mit den geänderten Situationen zurecht zu kommen.
Die Geschichte spielt abwechselnd in der Vergangenheit, 1909, sowie der Gegenwart, 1925. Irgendwie müssen die Ereignisse von damals mit jenen von heute verbunden sein, allein die Frage wie, sorgt für Spannung bis zum Schluss. Die Ermittlungen von Bieder und Pfleiderer gestalten sich mangels konkreter Anhaltspunkte hingegen schwierig. Richtig ermittelt wird nur bedingt, was natürlich auch der damaligen Zeit und den noch eingeschränkten Ermittlungsmethoden geschuldet ist. Ernst Gennat, Kommissarlegende aus Berlin, erarbeitet dort gerade neueste Methoden (Datenbanken, Mordauto), die hier aber keine Rolle spielen.
„So a Scheiß, so a verfluchta! Ois is noos und neblig und grau! Blaues Land, dass i ned lach. Die blädn Künstler damois ham doch gschbonna!“
Es geht ruhig her im beschaulichen Murnau am Staffelsee, wo das berühmte Murnauer Moos nicht nur die Künstler begeistert. Gekonnt gibt die Autorin Einblicke in die Welt und Arbeit der Gabriele Münter und ihre Art der Wahrnehmung der intensiven Farben, die sich ständig verändern. Auch die ambivalente Beziehung zu Kandinsky kommt nicht zu kurz, ohne dabei den Krimiplot aus den Augen zu verlieren. So ist der Mix ausgewogen und wer nach der Lektüre auf den Geschmack gekommen ist, findet zu der von Kandinsky und Franz Marc mitgegründeten Gruppe „Der Blaue Reiter“ sowie über Gabriele Münter und Wassily Kandinsky reichlich (Fach-)literatur. Stellvertretend sei auf das Buch „Gabriele Münter. Eine Biografie“ von Boris von Brauchitsch verwiesen.
Am Ende des Romans findet – wenig überraschend – die Abschiedsfeier für Heini Bieder statt, der in den wohlverdienten Ruhestand gehen darf. Ein sympathischer Ermittler, dem man einen weiteren Fall, dann halt als Pensionär, wünschen möchte.
- Autorin: Gretel Mayer
- Titel: Das Geheimnis von Murnau
- Verlag: Gmeiner
- Umfang: 288 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Juli 2025
- ISBN: 978-3-8392-0849-6
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Wertung: 11/15 dpt







