Mia lebt glücklich – bis zum Unfall. Ihr Leben wäre eine Erfüllung für viele gewesen. Eine Familie, ein Freund, der sie liebt und ihr Cello, das sie von Herzen spielt.
Als die Schule wegen Schneefall ausfällt will die Familie die Großeltern besuchen. Doch dort kommen sie nie an – auf dem Weg wird das Auto von einem Kleinlaster gerammt und Mia irrt verwirrt umher und sucht ihren Bruder. Bis zu dem Zeitpunkt, an welchem sie ihren Körper vorfindet und merkt, das sie nur ihr eigener Geist ist, der alles Beobachten kann.
Als der Krankenwagen kommt, steigt sie – als Geist – mit in den Krankenwagen und beobachtet, wie sie ins Krankenhaus gefahren wird. Vom Krankenhaus wird sie in die Unfallchirurgie geflogen. Dort beobachtet sie ihre Operation. Auch als sie im Aufwachraum liegt, ist sie anwesend.
Nach dem eine Sozialarbeiterin zu Besuch war, dürfen ihre Großeltern zu ihr. Sie reden mit ihr und wollen ihr Mut machen. Ihr Großvater stellt eine Theorie auf, in der er seiner Frau, aber gleichzeitig auch Mia erklärt, dass er denkt, dass man selbst entscheiden kann, ob man bleibt oder geht. Er macht sich Sorgen, dass ihre Eltern sie mit in den Himmel nehmen möchten, da beide den Unfall nicht überlebt haben. Doch Mia will noch immer Adam sehen. Aber als der endlich ankommt, wird ihm der Zutritt zu ihrem Zimmer verweigert, da er nicht zu den engsten Angehörigen gehört. Er rastet aus und will nicht aufgeben.
Nach und nach erlangt Mia die Erkenntnis, dass ihr Großvater recht hatte. Sie merkt, dass sie selbst entscheiden kann, ob sie bleiben will und Cello spielen, bei Adam sein oder ihren Eltern folgen und sterben möchte.
Gayle Forman hat ein unglaubliches Einfühlungsvermögen. Die Figuren und die Charaktere erscheinen einem, als würden sie ihre Geschichte selbst erzählen und seien nicht bloß angesammelte Wörter in einem Buch. Sie schreibt angenehm flüssig, und die Spannung, was mit Mia geschehen wird, wie sie sich entscheiden wird, ist manchmal fast schon unerträglich.
In “Wenn ich bleibe” wird zum einen geschildert, was direkt nach dem Unfall passiert und was Mia alles erlebt, während sie sich beobachtet. Aber es gibt immer wieder Sequenzen, die vergangene Situationen ihres Lebens, an welche sie sich erinnert, beschreiben. So lernt man die Charaktere allesamt kennen. Mias Geschichte und ihre Liebe zum Cello wird erzählt, ihre Freude und Angst beim Spielen – und die Freude über ihr erstes eigenes Cello. Sie erzählt, wie sie Freundin Kim kennen gelernt hat und wie ihre Freundschaft gewachsen ist – und natürlich über Adam, zum Beispiel, dass sie ihn schon lange immer wieder im Musiktrakt der Schule gesehen hatte, bis er sie angesprochen und auf ein Yo-Yo-Ma-Konzert eingeladen hat. So lernt man Mia und ihr Umfeld nach und nach kennen und lieben.
Es ist eine schöne Vorstellung, dass man während des Komas tatsächlich eine solche Entscheidung fällen kann und gibt einem Hoffnung. Gleichzeitig zeigt es aber auch auf, dass man nicht mehr alleine sein muss, was einen zu viel Trauer bewegt.
Im Gesamten lässt sich sagen, dass Forman einen unvergleichlichen Schreibstil pflegt, ein unfassbares Maß an Empathie und ein unglaubliches Schreibtalent besitzt und so einen zu Tränen rührenden Roman erschaffen hat, der die Entscheidung über Leben und Tod in eine faszinierende Perspektive rückt. Der Roman lässt sich dermaßen schnell am Stück lesen, dass man aufpassen muss, ihn nicht zu schnell zu verschlingen, um länger in dessen Genuss zu bleiben.
Cover © blanvalet
- Autor: Gayle Forman
- Titel: Wenn ich bleibe
- Teil/Band der Reihe: 1/2
- Originaltitel: If I stay
- Übersetzer: Alexandra Ernst
- Verlag: blanvalet
- Erschienen: 08/2014
- Einband: Broschur
- Seiten: 304
- ISBN: 978-3-442-38404-4
- Sonstige Informationen:
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