Mateo und Rufus kennen sich nicht – doch sie teilen dasselbe Schicksal: Der Todesbote hat sich bei ihnen gemeldet, was bedeutet, dass sie bis zum Ende des Tages sterben werden. Ein Irrtum ist ausgeschlossen, denn noch nie hat ein Todgeweihter den Tag überlebt. Für Mateo, der die meiste Zeit seines Lebens in den sicheren vier Wänden seines Zimmers verbracht hat, ist das eine ebenso große Katastrophe wie für Rufus, der erst vor wenigen Monaten seine Familie verloren und bei einer Pflegefamilie ein neues Zuhause gefunden hat. Die beiden lernen sich über die App „Letzte Freunde“ kennen und beschließen, ihren letzten Tag gemeinsam zu verbringen. Für Mateo bedeutet das, sich auf das Leben mit all seine Risiken und Freuden einzulassen, für Rufus, seiner Exfreundin zu vergeben und wieder zu sich zurückzufinden. Während ihnen nicht einmal 24 Stunden bleiben, erleben sie nicht nur die Höhen und Tiefen des Lebens, sie kommen sich auch näher, wohlwissend, dass sie nur wenig Zeit haben …
Eigene Meinung:
„Am Ende sterben wir sowieso“ erschien im Herbst 2018 im Arctis Verlag und ist die erste deutsche Veröffentlichung des Jugendbuchautors Adam Silvera, dem mit dem tiefgründigen, berührenden Jugendbuch über Freundschaft, Leben und Tod sein erster Bestseller gelang. Für 2019 hat der Arctis Verlag bereits mit „Was mir von dir bleibt“ ein weiteres Buch des Autors angekündigt.
Die Geschichte um Rufus und Mateo ist tiefgehend, eindringlich und regt zum Nachdenken an, denn der Autor hat ein schwieriges Thema für sein Jugendbuch gewählt: Leben und Tod. Über all dem steht die wachsende Freundschaft zwischen zwei grundverschiedenen Jungen, die sich gegenseitig auf ihrem letzten Weg helfen, unterstützen und füreinander da sein wollen. Für beide bedeutet der letzte Tag Veränderungen, Offenbarungen und Geständnisse, denn weder Matteo noch Rufus wollen etwas bereuen, wenn sie aus dem Leben scheiden. Für Matteo bedeutet dies an erster Stelle, seine Ängste vor dem Leben außerhalb der Wohnung zu überwinden und das Leben in all seinen Facetten anzunehmen; für Rufus für die Fehler, die er begangen hat, geradezustehen und das Ende zu akzeptieren – wie auch immer es ihn ereilt, denn beide wissen nicht, wie sie sterben werden. Als Leser begleitet man die beiden während ihres letzten Tages, ist hautnah dabei, wenn sie sich unterhalten, gemeinsam durch die Stadt streifen, singen, feiern und tanzen. Man lernt sie so gut kennen, dass man sich am Ende des Buches doch ein Happy End für beide wünscht, obwohl man genau weiß, dass das unmöglich ist. Denn es ist von Anfang an klar, dass beide den nächsten Tag nicht erleben werden.
Die Charaktere sind sehr authentisch und in sich vollkommen schlüssig. Man lernt sie sehr gut und intensiv kennen, kann sich sowohl mit Matteos stiller und selbstloser Art anfreunden, als auch mit Rufus‘ wilderer, loyaler Natur. Sie wachsen einem mit jeder Seite mehr ans Herz und sind beide sehr starke Erzähler, die eine wichtige Botschaft transportieren – das Leben in all seinen Facetten anzunehmen, zu genießen und das Beste daraus zu machen. Auch die Nebencharaktere sind Adam Silvera sehr gut gelungen, denn auch sie sind lebendig und können überzeugen. Sei es Matteos beste Freundin Lidia, die sich als alleinerziehende Mutter durchs Leben kämpft, oder Rufus‘ beste Freunde, die er in seiner neuen Ziehfamilie gefunden hat und seine Exfreundin Aimee, die sich gerade er von ihm getrennt hat. Zudem lernt man kapitelweise auch andere Nebenfiguren (darunter auch Todgeweihte) kennen, die den beiden Jungen begegnen und an ihrem letzten Tag eine wichtige Rolle spielen.
Stilistisch legt Adam Silvera ein mitreißendes, sehr berührendes Jugendbuch vor, das das schwierige Thema sehr gut transportiert und trotz der ernsten Thematik auch lustige und lebensfrohe Szenen hat. Er hat ein Händchen für die Gefühlswelten seiner Charaktere, locker-leichte und tiefgehende Dialoge und Beschreibungen, die weder zu kurz, noch zu lang sind. Sein jugendlicher Stil passt perfekt zur ernsten Thematik und den verschiedenen Figuren. Er vermittelt eine lebensbejahende Botschaft, da er ein gutes Ende für seine Figuren wählt und man das Gefühl hat, dass sie ihren letzten Tag wirklich perfekt genutzt haben. So gelingt es dem Leser, das Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu schließen und bis zu einem gewissen Grad sogar mit dem Ende zufrieden zu sein.
Fazit:
“Am Ende sterben wir sowieso“ ist ein mitreißendes, realistisches Jugendbuch, das durch eine sehr schöne, interessante Grundidee, authentische Charaktere und eine sehr gefühlvolle Sprache punkten kann. Es regt zum Nachdenken an, ist zutiefst berührend und hallt lange nach. Adam Silvera ist ein kleines Meisterwerk gelungen, eine Ode an das Leben, die Freundschaft und den Tod. Absolut zu empfehlen.
Cover © Arctis Verlag
- Autor: Adam Silvera
- Titel: Am Ende sterben wir sowieso
- Originaltitel: They both die at the end
- Übersetzer: Katharina Diestelmeier
- Verlag: Arcts Verlag
- Erschienen: 09/2018
- Einband: Hardcover
- Seiten: 360
- ISBN: 978-3-03880-019-4
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 15/15 dpt