Chaos statt Ordnung
Saint Bruno liegt in Louisiana, im Mississippi Delta und ist umgeben von den Bayous, jenen sumpfartigen Landschaften, in denen gerne mal ein Mensch verschwindet. Im Marais du Croche, dem unheimlichen Sumpf, wird sich, es darf verraten werden, der Showdown von „Cajun Blues“ abspielen. Eigentlich ist die zweihunderttausend Einwohner zählende Stadt ein Ort der Ruhe. Es ist alles geregelt. Die Reichen leben in Hawthorne Hills, die Schwarzen in Pan Frey und die meisten Einwohner in Frogtown, wo einst Franzosen, die Frogs, ansiedelten. Die Gebiete sind unter den kriminellen Lokalgrößen aufgeteilt, nur gelegentlich stören Leute von außerhalb.
„Noch nie ein Gehirn gesehen?“
„Nicht an so vielen Stellen gleichzeitig.
Jewel Cobb, ein Vertreter der white trash people, ist so ein Störenfried. Er soll den schwarzen Stripclubbesitzer Coon Crane auf offener Straße erschießen. Doch am Abend zuvor wird erst einmal Stadtrat Alvin Rankin ermordet, der Aussichten hatte, in den kommenden Jahren erster schwarzer Bürgermeister von Saint Bruno zu werden. Dies ruft weiße wie schwarze Kriminelle auf den Plan, während das Attentat von Cobb auf Crane gelingt. Allein die Flucht von Cobb gerät außer Kontrolle, wodurch seine Auftraggeber selber in Gefahr geraten. Dass beide Morde nicht ungesühnt bleiben, versteht sich von selbst und so gerät Detective Rene Shade zwischen alle Stühle, nicht zuletzt, da die Polizei und hier allen voran sein Chef Captain Bauer durch und durch korrupt ist. Doch wer will es verdenken, schließlich nimmt man sich Bürgermeister Crawford zum Vorbild?
Auftakt der Bayou-Trilogie
Die Bayou-Trilogie von Daniel Woodrell besteht aus den Romanen „Cajun Blues“, „Der Boss“ und „John X“. Die Titel erschienen im Original zwischen 1986 und 1992, in Deutschland zwischen 1994 und 1999. Im Jahr 2012 erschien unter dem Titel „Im Süden“ ein Sammelband, welcher die gesamte Trilogie enthält und die die Grundlage der vorliegenden Rezension bildet. Für Krimifans außerdem interessant: „Cajun Blues“ erschien 1986 und damit ein Jahr vor „Neonregen“, dem ersten Band aus der Dave-Robicheaux-Reihe von James Lee Burke, die ebenfalls in den Bayous spielt.
Shade ist einer der wenigen Lichtblicke in der ebenso käuflichen wie fiktiven Stadt Saint Bruno. Sein älterer Bruder Tip besitzt die Catfish Bar, wo sich Nachbarn wie Kleinkriminelle, es handelt sich um die gleichen Personen, die Klinke in die Hand geben und sein jüngerer Bruder Francois arbeitet als Staatsanwalt für Crawford. Mutter Monique als Betreiberin des örtlichen Billard-Saloons wird erwähnt, tritt aber selber ebenso nicht in Erscheinung wie Vater John X, dem der letzte Band der Trilogie gewidmet ist.
Derweil fahren die Gangster scharfe Geschütze auf und eine unheilvolle Kettenreaktion nimmt ihren tödlichen Verlauf. Krachende Action, geistig zurückgebliebene Hinterwäldler und damit einhergehende Dialoge auf sprachlich überschaubarem Niveau bilden die Hauptzutaten von „Cajun Blues“. Weiße und Schwarze stehen sich in gegenseitiger Abneigung gegenüber, so wie es sich für den Süden Amerikas traditionell gehört. „Cajun Blues“: Willkommen im amerikanischen Albtraum.
- Autor: Daniel Woodrell
- Titel: Cajun Blues
- Originaltitel: Under the Bright Lights. Aus dem Amerikanischen von Christine Strüh und Adelheid Zöfel
- Verlag: Heyne
- Umfang: 651 Seiten (bezogen auf den Sammelband „Im Süden“, der die komplette Bayou-Trilogie enthält)
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: November 2012 (Sammelband „Im Süden“)
- ISBN: 978-3-453-43670-1 (Sammelband „Im Süden“)
Wertung: 11/15 dpt