Zweiter Fall für Hana Westerman

Vor sechs Monaten hat Hana Westerman ihren Job als Detective Senior Sergeant beim Auckland CIB hingeschmissen. Sie kehrte zurück in ihr altes Dorf Tata Bay, wo sie gemeinsam mit ihrem Vater Eru jugendliche Maori auf die Führerscheinprüfung vorbereitet. Nach einem gemeinsamen Picknick am Strand, an dem auch Tochter Addison und PLUS 1 teilnehmen, entdeckt deren Hund Boca in einer eingestürzten Düne ein menschliches Skelett. Es handelt sich um die Überreste der vor vier Jahren verschwundenen Kiri Thomas, eine Maori, die heute siebzehn Jahr alt wäre. Für Hana ist diese Entdeckung in doppelter Hinsicht ein grausamer Fund, denn an gleicher Stelle wurde einundzwanzig Jahre zuvor die Leiche von Paige Meadows gefunden.
Vor der Ankunft der Engländer auf ihren großen Schiffen fanden zwischen den rivalisierenden Maori-Stämmen, die um diese westliche Küstenregion konkurrierten, zahlreiche tödliche Kämpfe statt. Der gewaltsame Tod war hier lange Zeit zu Gast, und jetzt ist er ungefragt zurückgekehrt.
Damals gestand Tama Hall, ein älterer Maori, die Tat und entschuldigte sich bei der Familie. Später starb er im Gefängnis. Gibt es nach so vielen Jahren einen Nachahmungstäter oder treibt ein unbekannter Doppelmörder sein Unwesen? Hana treibt die Sache um und so stellt sie in altgewohnter Polizeimanier Fragen, zumal Eru damals Tama kannte und jetzt Hana gesteht, dass er nie an dessen Schuld glaubte. Und schon bald drängt sich ein anderer Mann als Verdächtiger geradezu auf. Für Jaye Hamilton und Lorraine Delaney, die beim CIB die Ermittlungen leiten, ist die Situation derweil etwas heikel, denn wenngleich Hana ihnen belastbares Material zukommen lässt, so können sie dieses kaum einsetzen, da Hana es auf unzulässige Weise besorgt hat.
Auch für Fans skandinavischer Krimis ein Tipp
Nach „6 Tote“ ist Hana Westerman, eine Maori, nicht mehr beim Auckland CIB, wo Jaye, ihr weißer Ex-Mann und Leiter der Mordkommission, weiter im Dienst ist. Lorraine ist ihre Nachfolgerin und ebenso wie Ex-Kollege Stan aus dem Vorgänger bekannt. Gleiches gilt selbstredend für Addison und deren – Freundin darf man auf keinen Fall sagen – non-binäre PLUS 1. Die Handlung spielt in Tata Bay, welches gute zwei Autostunden von Auckland entfernt ist und wenngleich Neuseeland gewiss nicht zu Skandinavien gehört, so sollten Fans eben jener Krimis einen Versuch wagen.
Skandinavienkrimis leben oft von zwischenmenschlichen Tragödien, gerne in der Familie des Ermittlers respektive des Protagonisten. Michael Bennett räumt dem Privatleben rund um Hanas Familie sehr viel Platz ein und entwickelt sich dabei mitunter zu einem wahren Empathiemonster. Es wird teils arg rührselig, oft geweint und die heile Welt zelebriert, zumindest möchten alle nur das Beste und haben sehr viel Verständnis für die Probleme anderer Menschen. Dass dabei der Krimiplot gelegentlich pausiert, nehmen Fans solcher Settings gerne in Kauf, es sei auch nur als kleiner Hinweis erwähnt.
Der Handlungsverlauf ist, wenig überraschend, ähnlich dem Vorgänger konzipiert, wo man recht früh erfuhr, wer der gesuchte Mörder – der erste Serienmörder Neuseelands – war. Hier ist es ähnlich, wobei sich Bennett eine mehr als gelungene Schlusspointe ausgedacht hat. Der Konflikt zwischen (neuen) Neuseeländern und dem indigenen Volk der Maori, denen das Land ursprünglich gehörte, war in „6 Tote“ ein Hauptthema, in dem es um die Folgen der Kolonialisierung ging. Davon ist keine Rede mehr, überhaupt spielen die kulturellen Unterschiede kaum noch eine Rolle. Die Kultur der Maori selbst wird jedoch angemessen bedacht, nicht zuletzt in Form mehrerer Gottheiten. Das außergewöhnliche Setting macht einmal mehr neugierig auf Neuseeland.
- Autor: Michael Bennett
- Titel: Tote Bucht
- Originaltitel: Return to Blood. Aus dem Englischen von Frank Dabrock
- Verlag: Heyne
- Umfang: 304 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Juli 2025
- ISBN: 978-3-453-44271-9
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Wertung: 11/15 dpt







