Zachos Sachbuch erschien bereits im März diesen Jahres bei Leykam und wurde mir bereits vor Release als Leseexemplar zur Verfügung gestellt. Ganz im Gegenteil meiner sonstigen Gewohnheiten habe ich aber mehrere Monate gebraucht, um dieses Buch zu lesen und so für mich verarbeiten zu können, dass ich nun auch etwas dazu schreiben kann.

Der Untertitel des Buches lautet „Ein biologischer Faktencheck für hitzige Debatten um Vielfalt, Glauben und Identität“ und auch der Klappentext empfiehlt es allen, die in diesen „Debatten einen kühlen Kopf bewahren“ wollen. Das klang für mich, auch schon vor den unsäglichen Äußerungen unseres amtierenden Bundeskanzlers zum Stadtbild, sehr interessant und ich hoffte darauf, mit Hilfe dieses Buches vielleicht einigen der pseudowissenschaftlichen Stammtischparolen, die Darwin und die Evolution immer wieder für ihre engstirnigen Polemiken missbrauchen, etwas entgegensetzen zu können.
Diese Hoffnung wurde aber, und das war mir schon recht bald klar, leider enttäuscht. Nicht, weil es nicht genügend Material bieten würde, sondern weil ich gestehen muss, dass ich vermutlich nur einen Bruchteil des Textes wirklich verstanden habe und ihn nicht so umformulieren könnte, dass meine Argumente in einer „hitzigen Debatte“ Bestand hätten.
Der Autor hat Biologie und Philosophie studiert und diese wissenschaftlichen Felder merkt man seinem Buch sowohl inhaltlich wie auch argumentativ an. Mein eigener geisteswissenschaftlicher Background reichte grundsätzlich aus, um das Buch in seinen Grundzügen zu verstehen. Ohne diesen wäre ich aber wohl hoffnungslos verloren gewesen und von populärwissenschaftlicher Literatur scheint das Buch weit entfernt. Da hilft auch leider das Glossar am Ende nicht viel.
Nichtsdestotrotz gab es einige Thesen, die ich mir notiert habe und die ich grundsätzlich sehr wertvoll finde. Die Quintessenz des Buches ist letztendlich, das wird auch im Prolog nochmal deutlich, dass es keine Wissenschaft mit dem absoluten Wahrheitsanspruch gibt, dies für alle gesellschaftlichen Bereiche gilt und sich jeder bemühen muss, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Zwischen Schwarz und Weiß liegen immer Grautöne.
„Den Leitgedanken der feinen Grade sollten wir auch in öffentlichen Diskussionen beherzigen.“
Es fällt mir schwer, eine Bewertung für dieses Buch zu vergeben, deswegen bleibt Nerdi heute ausnahmsweise im Nest und ich versuche meine Empfehlung folgendermaßen zu formulieren:
Wer Lust hat, sich auf wissenschaftlich hohem Niveau mit Thesen zur Vereinbarkeit von Wissenschaft und Religion, Geschlecht und biologischen Arten auseinanderzusetzen, dem sei dieses Buch sehr empfohlen. Wer eine Übertragung in den Alltag sucht, der greift besser zu einem anderen Buch.
- Autor: Frank E. Zachos
- Titel: Die Natur kennt feine Grade
- Verlag: Leykam
- Erschienen: 03/2025
- Einband: Hardcover
- Seiten: 253
- ISBN: 978-3-7011-8338-8
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