Der Kohlebergbau ist Geschichte, aber eine lebendige

In der Notaufnahme der forensischen Psychiatrie hat es Jana Fäller mit einem Fal l von globaler Amnesie zu tun. Eine junge Frau lief orientierungslos auf offener Straße und wurde von der Polizei aufgegriffen. An ihren Namen kann sie sich nicht erinnern, auch nicht an die Geschehnisse der letzten Stunden. Als sie ihre Jacke auszieht, entdeckt Jana ein blutverschmiertes T-Shirt, doch die Frau ist körperlich unversehrt. Unter Hypnose kann sie nur ungenaue Angaben machen, die reichen allerdings, um der Polizei einen Hinweis auf die seit Jahren leerstehende Stinnes-Villa zu geben. Als Kriminalhauptkommissarin Elin Akay mit ihrem Partner dort eintreffen, finden sie die Leiche eines brutal erschlagenen Mannes, bei dem es sich um Ali Surat handelt. Ali ist der jüngste von vier Brüdern des Surat-Clans aus dem Libanon, deren Familienoberhaupt der bekannte Friedensrichter Rabih Surat ist.
Rabih beschuldigt Mansur Tahan, Oberhaupt de Tahan-Clans, den Mord an seinem Sohn beauftragt zu haben, da dieser die Hochzeit mit Tahans Tochter verweigerte. Eine schwere Beleidigung und beschmutzte Ehre. Tim Harms, Reporter der Neuen Rhein-Ruhr-Zeitung und zudem der gefeuerte Ex von Jana, ist mit der Familie eng befreundet und versucht einen Rachefeldzug zu verhindern. Derweil sieht sich Elin aufgrund einer Entscheidung der neuen und jungen Staatsanwältin Julia Heuer gezwungen, erneut mit Sabine Eschenbach vom LKA zusammenarbeiten zu müssen, was schon einmal in einer Katastrophe endete.
Eschenbach, zuständig für Clankriminalität und von Vorurteilen, vorsichtig formuliert, nicht völlig frei, ist in ihrem Element. Doch es gibt noch einen anderen Aspekt zu beachten, denn die Stinnes-Villa ist auch als „Totenhaus“ bekannt. 2013 und 2018 wurden hier bereits zwei Morde begangen, beide weisen auf eine Spur in den Kohlebergbau hin. Doch was sollte Ali Surat mit dem Bergbau gemein haben?
Zweiter Ruhrpott-Krimi mit Elin Akay und Jana Fäller
Martin Conrad („Das Archiv des Teufels“) hat mit „Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer“ einen spannenden Serienstart hingelegt, der die Abläufe unter Tage eindringlich beleuchtete und vor allem deren Gefahren aufzeigte. Der Kohlebergbau ist inzwischen Geschichte, doch diese hat Spuren in die Gegenwart hinterlassen, denn im April 1999 gab es dort einen Mord, begangen von Freunden, die noch heute eng zusammenarbeiten.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Da ist Jana, die versucht hinter das Geheimnis der jungen Frau zu kommen, deren Identität sich erst spät herausstellt. Dann gibt es die Ermittlungen von Elin, wobei diese ein wenig abgelenkt ist, da ihr Mann sie beim Thema Familiengründung bedrängt. Dann gibt es noch Tim, der für seine großartigen Recherchen bekannt ist und der zwischen allen sprichwörtlichen Stühlen landet. Ali war sein Freund ebenso wie dessen Vater, der nach Rache dürstet. Andererseits trifft Tim nun wieder verstärkt auf Jana und Elin. Erstere hat ihn damals nach seinem Verrat sofort rausgeschmissen und die Beziehung beendet, Letztere hat ihm dies bis heute nicht verziehen, da Jana und sie unzertrennlich sind. Dann gäbe es da noch den Mörder, der im Jahr 1998 beginnend auf das Geschehen blickt und durch den wir einmal mehr intensive Einblicke in die Geschichte des Bergbaus gewinnen. Dies gilt auch für Felix Best, ein Loser, der von seinem Vater, einem ehemaligen Bergarbeiter, das Familienhaus geerbt hat und dieses schnellstmöglich zu Geld machen will. Doch dies stellt sich als besonders schwierig heraus, womit wir bei dem Problem von Bergbauschäden wären, was durchaus spannend ist; nicht nur für Juristen.
Ein bunter Themenmix mit dem aus dem Vorgänger bekannten Figurenensemble sorgt erneut für kurzweilige Unterhaltung. Die Arbeitsweisen von Jana und Elin werden umfassend dargestellt, einige Blindspuren werden gekonnt gelegt und somit der Leser auf die eine oder andere falsche Spur geführt. Kurz: Ein guter Ruhrpott-Krimi, der gerne in die Verlängerung gehen kann.
- Autor: Martin Conrath
- Titel: Kohle, Stahl und Mord: Das Totenhaus
- Verlag: Rowohlt
- Umfang: 416 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Dezember 2025
- ISBN: 978-3-499-01486-4
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Wertung: 12/15 dpt







