Arthur Missa – Formenverfuger/Formenverfüger (Buch)


Arthur Missa - Formenverfuger/Formenverfüger (Buch)Als erstes fällt bei diesem mit “Stücke aus Prosa” untertitelten Buch die sonderbare Gestaltung auf. So sind die Blätterecken beispielsweise abgerundet, im “Ü” des Buchtitels (ebenfalls an einer weiteren Stelle im Buch selbst) sind die Umlautpunkte hineingestanzt worden, und das Layout der einzelnen Buchfragmente entspricht nur selten gängigen Mustern. Es wird mit verschiedenen Schriftarten und gar graphischen Elementen gearbeitet, Stellen sind geschwärzt, dann springt uns Zeitungsartikeloptik entgegen – da hat Katja Eichfeld, die für Gestaltung und Satz des Formenverf(u/ü)gers verantwortlich zeichnet, großartige Arbeit geleistet. Doch auch inhaltlich, sprich hinsichtlich des Geschriebenen, befindet sich Missas Schreibgut, eine Art “Skizzenbuch”, jenseits literarischer Standards – jeder einzelne Teil bekommt genau das Format, das er benötigt.

Zorn. Er scheint häufig Motor dessen zu sein, was sich hier in unkonventioneller Form in anarchoprosaischer Gestalt zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Das beginnt schon bei der Einleitung “Einräumen”, die mit aggressivem Vokabular nicht geizt. Speziell sind es aber “AssistantManagerAdvisoryBusinessPerformanceServices” (das Dilemma eines Bewerbers) sowie “Subfiction”, aus denen diese Latenz zur Wut immer wieder hervor schimmert. In letzterem Werk wird eine Art Autorensoftware simuliert, die aus der Sicht der Künstlichen Intelligenz geschildert ist. Diese Software reagiert extrem kritisch auf die Eingaben des Benutzers und versucht den werdenden Autor zu lenken.

Doch auch die anderen Ideen, die Arthur Missa in seinem Kunstwerk verwirklicht hat, sind von spannend interessanter Natur. Leben, Tod, deren Relevanz. Reise, Mitnahme. Sex. Dessen Wertigkeit. Abstraktion des Dadaismus. Sinn und Sinnfreiheit von Tages- und Lebensabläufen. Hierbei dringt der Autor gerne bis in die Innereien des Textkörpers ein, um ihn auszuweiden, neu zusammenzusetzen, und dabei macht sich oftmals Destruktivität und Nihilismus breit, der jedoch nicht so recht negativ wirken mag, sondern beinahe eine kathartische Wirkung beim Leser zu erzielen in der Lage ist.

Nach der Lektüre sitzt man erst einmal eine Weile da und fragt sich, welcher sämtlichen Gesetzen trotzende Buchstabenbulldozer einen gerade überrollt hat. Dicke Fragezeichen schweben über des Lesers Kopf, doch als seien sie verformte Seifenblasen, platzen sie nach und nach und lösen sich in Nichts auf, die Gedankenschneekugel kommt zur Ruhe und die Sicht wird klar.

Cover © Verlegenheits-Verlag/ed[ition].cetera

 

 

 

Wertung: 11/15 dpt

 


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