Die vorliegende Ausgabe #14 des Mørkeskye Magazins verschaffte einen angenehmen “Déjà-lu“-Effekt: Im Jahr 2004 hatte der diensttuende Rezensent bereits ausgesprochen erfreulichen Lesekontakt mit der damals zehnten Ausgabe dieses Periodikums gehabt. Die Wiederbegegnung knapp zehn Jahre später bestätigt die Erinnerung an das bestgemachte mir bekannte Fanzine. Wie damals fällt auch jetzt wieder auf, dass das Mag, dessen altnorwegischer Titel in wörtlicher Übersetzung etwa “Dunkle Wolken” lautet, die meisten am Kiosk liegenden Mucke-Gazetten ein- und wieder auswickelt, zumindest was Hintergrundwissen zu meist nordischem Metal, was den trollischen Humor und die offenkundige Liebe zur Sache angeht. Einzige, gern genommene Hürde: Alle Texte sind in englischer Sprache verfasst.
Anno Trolli 2013 erscheint nun also die vierzehnte Ausgabe – was den Hobby- beziehungsweise Labour-of-Love-Charakter des Ganzen unterstreicht. Da wird auch schon mal die vierzehnte vor der dreizehnten Nummer fertig – warum auch nicht? Enthalten sind mal kürzere und mal ausführlichere Features zu unter anderem Amplifier (gruseliges Interview mit einem Horrorkraken), Audrey Horne, Brutus, Glowsun, Grifter, Kamchatka (mit ins Interview integriertem Konzertbericht), Katla, Krakow, Lonely Kamel (hier werden nach vierseitigem Interview alle Alben in einem Vergleich zu Schauspielerinnen porträtiert), The Crystal Caravan, The Wounded Kings, Whalerider oder Zodiac. Durch die geschmackssichere Auswahl, die originelle Herangehensweise und die stets spürbare persönliche Betroffenheit steht jeder Absatz im Heft meilenweit über den üblichen gefälligkeitsjournalistischen Rezensionskatalogen, die sich selbst als Musikzeitschriften anpreisen.
Noch ein Argument gefällig, warum man sich diese oder die noch erscheinende dreizehnte Ausgabe sichern sollte? Die Hefte sind sorgfältig produziert, gummigestempelt (nur echt mit grünem Stempel) sowie durchnummeriert (!) und weisen ein handgeschriebenes Editorial auf. Überdies wird Lucky Number 13 die leider vorläufig letzte Nummer und somit ein Sammlerstück, da Herausgeber Thor Joakimsson laut eigener Auskunft schon einige Zeit “an einem Buchprojekt zu Metal und metallischen Lebenswelten” sitzt, das endlich mal fertig werden soll.
A propos Auskunft: Im Inhaltsverzeichnis wird betont, dass die Anzeigen auf den hinteren Umschlagseiten der Ausgabe (U3: Freak Valley Festival; U4: Tourplakat Long Distance Calling) keine bezahlten Inserate sind – echt wahr jetzt? Thor: »Ja, Anzeigen sind tatsächlich deutlich nicht erwünscht, denn es ist ein Fanzine und ich muss nicht davon leben, sondern zahle gerne ein bisschen drauf, um die Musik(er) zu unterstützen, die mir etwas Wertvolles geben. Allerdings werde ich auch in der neuen Ausgabe ein, zwei Anzeigen für lau oder im lockeren Tausch abdrucken, und auch Flyer beilegen, wie zum Beispiel jetzt von Sea Shepherd. Einer meiner Azubis engagiert sich da, und ich empfinde das als eine bemerkenswerte Idee bzw. Organisation, auch wenn ich mich selbst nicht dafür engagiere.«
Noch ein Exkurs: Kennengelernt hatte ich den unter anderem auch für das Hammerheart Fanzine und Legacy schreibenden Thor über sein Label Trollmusic und dessen erste, von Tolkien inspirierte Veröffentlichung “Ainulindalë“. Thor erläutert: »Genau genommen wurde Trollmusic anno 2012 als Label wiedergeboren. Ich habe in 2004 “Ainulindalë” veröffentlicht, und zwar komplett selbständig, naiv und letztlich unprofessionell. Schon damals war ich als freier Talentscout für Prophecy Productions tätig und habe über die Jahre einige Bands geholt, insbesondere für das Black-Metal-Sublabel Lupus Lounge. Aus dieser eher freundschaftlichen als geschäftlichen Beziehung entstand die Idee, Trollmusic von Prophecy inhaltlich unabhängig an den Start zu bringen, aber die Infrastruktur eines etablierten Musikverlags zu nutzen. Das wäre anders auch nicht möglich, denn in meinem “richtigen” Leben als Reha-Pädagoge bin ich mittlerweile Heimleiter und hätte keine Zeit und Ressourcen, um Trollmusic als Mini-Label mit allem Drum und Dran zu betreiben. Daher ist das De Arma-Album, über das wir beide wieder in Kontakt kamen, auch in der Tat “Troll 002” – und wer weiß, ob da nicht noch ein weiteres Album erscheinen wird?« Ende Kurz-Interview, Ende Exkurs, zurück zum Mørkeskye, das für 5 Euro inklusive Versand bei thor[at]trollmusic[dot]net geordert werden kann – und sollte!
Cover © Mørkeskye Magazine
- Autor: Thor Joakimsson
- Titel: Mørkeskye Magazine #14: Weird kinds of rocks, stones and doomed Metal
- Verlag: Eigenverlag
- Erschienen: 2013
- Sprache: Englisch
- Einband: geheftet
- Seiten: 60
- Preis: 5,- € inklusive Versand
- Sonstiges:
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Mørkeskye #14 – der Film
Wertung: 15/15 dpt