Martin von Arndt – Rattenlinien (Buch)


Martin von Arndt - Rattenlinien Cover © ars vivendiAndreas Eckart, mittlerweile über 60 Jahre alt, lebt seit seiner Flucht aus Deutschland Mitte der 30er Jahre nun in einem „cleanen“ Haus an der amerikanischen Westküste und beachtet die Weltpolitik wenig. Zu sehr haben ihn die Geschehnisse in Deutschland geprägt. Doch nach Ende des Krieges wird er vom amerikanischen Geheimdienst rekrutiert. Sein ehemaliger Assistent, Widersacher und zum Schluss Folterer will nach seinen Straftaten im Nazi-Deutschland über die Alpen nach Italien und von dort aus nach Südamerika entkommen. Ermutigt durch die Aussicht, einen brutalen Mörder zur Rechenschaft zu ziehen, stimmt Eckart dem Vorhaben zu und reist mit seinem neuen Partner Vanuzzi nach München, um die Rattenlinien über die Alpen zu kontrollieren.

Wie auch schon in „Tage der Nemesis“ gelingt es von Arndt auf hervorragende Weise, Wahrheit und Fiktion miteinander zu verweben, und dieses Mal kommt dabei auch ein wirklich spannender Krimi heraus. Von Anfang an sind Eckart und Vanuzzi auf sich allein gestellt und versuchen in der verschwiegenen Tiroler Bergwelt, einen der vielen Flüchtigen zu finden. Dabei spielt, wie Eckart schnell merkt, Vanuzzi ein ganz eigenes Spiel mit ihm.

Besonders interessant ist das Buch dadurch, dass es eine andere Seite der Nachkriegszeit in Europa beschreibt. Häufig gibt es Bücher über Flüchtige aus dem Osten, die nach Deutschland gekommen sind. Auch die zerstörten Städte und die Hungersnot wurden häufig literarisch verarbeitet. Von Arndt greift hier ein Thema auf, das häufig verschwiegen wird. Viele der Täter sind entkommen. Eine Möglichkeit war die Flucht über die Alpen. Die Verhältnisse in Südtirol und Norditalien waren immer noch chaotisch. Viele Menschen sympathisierten heimlich noch immer mit den Nazis, und vor allem die katholische Kirche versuchte, den Kommunismus in Europa durch Unterstützung der Täter zu bekämpfen.

Die Stimmung des Romans ist bedrückend. Die Interessen der einzelnen Akteure undurchschaubar und vielfältig. Dazu das zerstörte Nachkriegseuropa und der Mangel an Essen. Doch die Menschen haben sich nicht von einen auf den anderen Tag geändert. Hinzu kommen noch die Alliierten welche ihre eigenen politischen Interessen durchsetzen möchten.

Schön ist es, dass Arndt in Rückblicken beschreibt, wie es Eckart, Wagner und Rosenberg (seine beiden ehemaligen Assistenten) nach „Tage der Nemesis“ und in Nazi-Deutschland ergangen war. Er schreckt nicht davor zurück, das Grauen und die Gewalt zu beschreiben.

In seinem zweiten Roman der Andreas-Eckart-Reihe hat Martin von Arndt im Vergleich zum Vorgängerbuch einiges verbessert. Die Spannung baut sich von Seite zu Seite mehr auf und am Ende mag das Buch gar nicht mehr aus den Händen gelegt werden. Die verschiedenen Geschichten fangen an, sich miteinander zu verweben, und alte Freunde werden neue Feinde … oder umgekehrt?

Cover © ars vivendi

Wertung: 13/15 dpt


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