Martin Walker – Revanche (Buch)


Martin Walker - Revanche (Cover © Diogenes)Mit ‘Revanche’ lässt Martin Walker seinen Bruno, Chef de police, das zehnte Mal im Périgord ermitteln. Gestartet als genretypische Regionalkrimi-Reihe mit allen denkbaren Ingredienzien regionaler Besonderheiten und liebenswerten Schrulligkeiten, garniert mit allerlei kulinarischen Exkursen, baute Walker zunehmend weltpolitische Ereignisse in sein im besten Sinne provinzielles Setting ein. So auch in ‘Revanche’, wo es auch um den Nahost-Konflikt geht und ein terroristischer Anschlag zu befürchten ist.

Martin Walker hat diesen Bogen immer mal wieder überspannt und der Rezensent hätte es sich sehr gewünscht, der Autor würde sich etwas mehr auf die Qualitäten seiner ersten Bände besinnen und mehr tatsächliches Lokalkolorit wagen. Doch Martin Walker, der als Historiker und Mitarbeiter eines Think Tanks für Internationale Beziehungen und Wirtschaft tätig ist, kann und will wohl nicht anders, sodass das Périgord immer wieder als Zentrum international agierender Kriminalität herhalten muss.

Zugegeben: In ‘Revanche’ gelingt Walker der Spagat zwischen Provinz und großer Politik richtig gut. Denn der Humor, der liebevolle Blick auf regionale Eigenheiten und natürlich auch der Blick aus der Provinz auf die Metropole Paris vermitteln eine feine Leichtigkeit, die dem Genre und der tatsächlichen Relevanz des Falls angemessen ist. Im Nachwort schreibt Walker, dass es ihm auch Freude gemacht habe, Protagonisten aus seinem Debüt „Schatten an der Wand“ in diesen Roman zu integrieren. Und diesen Spaß merkt man ihm tatsächlich an. Stilistisch zeigt sich auch hier eine schon fast unbekümmerte Leichtigkeit, die insofern überrascht, als die letzten zwei Romane um Bruno doch eher schwer, bemüht und angestrengt daherkamen.

Für zusätzliche Dynamik sorgt, dass Bruno eine Mitarbeiterin aus dem Justizministerium an die Seite gestellt bekommt, die ihn im Alltag begleiten, beobachten und ihre Rückschlüsse für eine weitere Professionalisierung von Polizeibeamten auf dem Land ziehen soll. Amelie heißt sie, stammt aus Guadeloupe, ist – selbstredend – eine Schönheit, ehrgeizig, durchaus vor allem zu Beginn auch dominant gegenüber Bruno. Vor allem, wenn sie versucht, Bruno von den Vorteilen sozialer Medien bei der Fahndung zu überzeugen. Walker belässt es bei einigen wirklich gelungenen Humoresken und nutzt Amelie hier nicht für eine schnöde Liebesgeschichte – die es vielleicht in den kommenden Bänden werden wird. Vielmehr gelingt es ihm mit Isabell, noch einmal seine Stärken als Connaisseur und Vermittler regionaler Lukullik auszuspielen und den Charme seiner ersten Bände auferstehen zu lassen. Es mag Zufall sein – oder ein rein werblicher Marketingeinfall – aber es ist auch Zeichen für eine Rückbesinnung auf seine eigentlichen Stärken als Autor: Diesem Buch liegt ein kleiner, komprimierter und informativer Périgord-Reiseführer von Martin Walker bei.

So funktioniert die Reihe um Bruno wieder. Der Fall, ja mein Gott, das hat Walker schon eine Personen- und Konfliktkonstellationen zusammenkreiert, die ganz gut funktioniert und auch für anhaltende Spannung sorgt. Doch es sind nun wieder die Personen, die Region und das savoir vivre, die hier im Vordergrund stehen und für das eigentliche Lesevergnügen verantwortlich zeichnen.

  • Autor: Martin Walker
  • Titel: Revanche. Der zehnte Fall von Bruno, Chef de police. Aus dem Englischen von Michael Windgassen
  • Verlag: Diogenes
  • Erschienen: 2018
  • Einband: gebunden mit Schutzumschlag
  • Seiten: 416
  • ISBN: 978-3-257-07025-5
  • Produktseite

Wertung: 10/15 dpt


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