Zhou Haohui – 18/4 Der Hauptmann und der Mörder (Buch)


18/4 - Der Hauptmann und der Mörder
© Heyne

Zhou Haohui – 18/4 – Der Hauptmann und der Mörder (Buch)

Düster und vielschichtig konstruiert

Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan. Oktober 2002. Kriminalkommissar Zheng Haoming wird in seiner Wohnung mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Der Hinweis kam von Hauptmann Pei Tao aus Longzhou, den Hauptmann Han Hao, Leiter der Kriminalpolizei in Chengdu, am Tatort vorfindet. Zu Hans Überraschung ist Pei auffallend gut informiert, denn dieser erinnert an einen Mordfall, der achtzehn Jahre zurückliegt. Auch damals, am 18.4.1984, wurde einem Polizeibeamten die Kehle durchgeschnitten; das Opfer war Xue Dalin, stellvertretender Polizeichef von Chengdu. Am gleichen Tag kam es zu einer Explosion in einer Lagerhalle, bei der zwei weitere Polizisten getötet wurden. Aus Angst vor Panik in der Öffentlichkeit erklärte man den Fall umgehend zur Geheimsache. Zhen war damals Mitglied der Einsatzgruppe „18/4“ und befragte in diesem Zusammenhang auch Pei, zu dieser Zeit noch Student auf der Polizeiakademie, der mit den beiden getöteten Polizisten eng befreundet war.

Ein Scharfschützengewehr? Was glauben sie, wo wir hier sind, Washington, D. C.? Nicht mal unsere Abteilung verfügt über eine derartige Ausrüstung.“
„Äußerst unwahrscheinlich, Mu. In der gesamten chinesischen Geschichte hat es noch keinen Mord dieser Art gegeben.

Der Mörder scheint also nach achtzehn Jahren zurück zu sein, so dass die Einsatzgruppe mit neuen Kräften wieder ins Leben gerufen wird. Dieses Mal ist Pei dabei, missäugig beobachtet von Han. Viel Zeit bleibt den Ermittlern nicht, sich in die bis dato unter Verschluss stehenden Akten von früher einzulesen, denn der Mörder, der sich Eumenides nennt, kündigt bereits den Tag des nächsten Mordes an. Die Kriminalpolizei, unterstützt von der Spezialeinheit SEP, ist vorgewarnt und mit Dutzenden Männern im Einsatz und dennoch gelingt der Anschlag. Han ist fassungslos, doch auch jetzt bleibt keine Zeit zum Nachdenken, denn das teuflische Katz-und-Maus-Spiel hat gerade erst begonnen.

Bestseller aus China ist Auftakt einer Trilogie

Der vorliegende Titel, der im Original bereits 2014 erschien, ist der Auftakt der 18/4-Serie, was erfreulicherweise auf dem Buchrücken vermerkt ist. Daher ist es keine Überraschung, dass es nicht zu einer völligen Aufklärung des Geschehens kommt. Die Bände zwei und drei der Trilogie („Der Pfad des Rächers“ und „Die blinde Tochter“) sind für Mai und September dieses Jahres angekündigt, die Wartezeit ist also überschaubar.

„Der Hauptmann und der Mörder“ ist ein vielschichtiger Thriller, zu dem inhaltlich gar nicht viel gesagt werden darf, denn es wäre wirklich schade, hier einige Zusammenhänge oder gar Wendungen vorweg zu nehmen. Nur so viel: Die alten und aktuellen Geschehnisse hängen – na klar – zusammen und nicht nur Pei ist in diese in bemerkenswerter Weise involviert. Der Plot, so arg er auch konstruiert sein mag, greift wunderbar die einzelnen Entwicklungen auf und man sollte schon mit einer gewissen Aufmerksamkeit lesen. Wenngleich anfangs die Gefahr besteht, die Polizisten namens Zheng und Zeng zu verwechseln, so sind die chinesischen Namen überhaupt kein Problem. Die Handlung orientiert sich eng an der Ermittlungsarbeit der kleinen Einsatzgruppe, dazu gibt es nur wenige weitere Figuren, wenn man die Namen der folgenden Opfer mal außen vorlässt. Die Hauptfigur Pei Tao ist recht ambivalent angelegt und dem gesuchten Täter ähnlicher als gewünscht.

Wie heißt es so schön? Um ein außergewöhnlicher Polizist zu werden, muss man ein außergewöhnlicher Verbrecher sein.

Die Grundstimmung des Thrillers ist düster. Man hat eine böse Vorahnung, dass hier ein besonders intelligenter Killer ans Werk geht. Eumenides, benannt nach den Eumeniden, Rachegöttinnen der griechischen Mythologie, die all jene zur Strecke brachten, die schwere Verbrechen begangen, setzt deren Werk fort. Menschen, die für ihre schweren Taten nicht von der Polizei belangt wurden, werden zur Rechenschaft gezogen.

Marcus Müntefering schreibt im „Spiegel“, dass es der Roman mit dem legendären Film „Sieben“ aufnehmen kann. In der Krimibestenliste im Februar 2022 übrigens auf Platz 5. Auf diese berauschende Achterbahnfahrt sollte man sich jedenfalls einlassen, zumal ja Thriller aus China eher Seltenheitswert haben. Kleines Bonmot zum Abschluss: Wie schaffte es der BMW Baujahr 2003 in die Handlung, die 2002 spielt? Vielleicht liegt es daran, dass der Roman nur eine Zweitübersetzung erhielt, also nicht direkt aus dem Chinesischen, sondern aus der englischen Fassung übersetzt wurde.

Achtung! Lesen Sie auf keinen Fall die Inhaltsangabe des zweiten Romans, denn dort erfährt man, wie der erste ausgeht.

  • Autor: Zhou Haohui
  • Titel: 18/4 – Der Hauptmann und der Mörder
  • Originaltitel: Si wang tong zhi dan: an hei zhe. Aus dem Englischen von Julian Haefs
  • Verlag: Heyne
  • Umfang: 400 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Januar 2022
  • ISBN: 978-3-453-43983-2
  • Produktseite


Wertung: 13/15 dpt


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