James Sallis – Driver (Buch)
Genreklassiker
Als Kind in bedenklichen Verhältnissen aufgewachsen, reißt er mit sechzehn bei seinen Pflegeeltern aus. Es geht nach Kalifornien, genauer Los Angeles, wo sich die Möglichkeit ergibt beim Film zu arbeiten. Als Stuntfahrer. Er wird der Beste seines Fachs, was sich herumspricht und gewisse Interessen weckt. Zum Beispiel bei Standard Guzman, dem Lebensgefährten seiner Nachbarin Irina. Der Einbrecher sucht einen Fahrer. Nicht nur er.
Cook stellte ebenfalls ein Team auf. Mit Dave Strong und Blanche soll ein Bruch gelingen. Man benötigt einen Fahrer und Driver ist natürlich genau der Richtige. Allerdings ist der Überfall fingiert, alles geht schief, wenig später befindet sich Driver in einem Motel. Drei Leichen umgeben ihn, darunter die von Blanche. Keine Frage, Driver wurde reingelegt. Auch er sollte sterben, doch jetzt ist er um eine Viertel Millionen Dollar reicher. Fragt sich, wem das Geld gehört und wie er aus dieser Nummer wieder rauskommt?
Anspruchsvoll erzählt
„Drive“, so der Originaltitel des 2005 erstmals veröffentlichten Romans, wurde mit Ryan Gosling in der Hauptrolle verfilmt. Was der Protagonist macht ist klar. Driver fährt, mehr hat ihn nicht zu interessieren, mehr interessiert ihn auch nicht. Gleich auf der ersten Seite liegt Blanche tot vor seinen Füßen. Er muss sich also was einfallen lassen. Gut, dass er früher den Umgang mit Waffen und Kampfsport gelernt hat. James Sallis überzeugt in diesem vom Umfang überschaubaren Noir mit seinem vertrackten Aufbau, der das Ganze sehr anspruchsvoll gestaltet. Vogelwild wird in der Zeit hin und her gesprungen, so dass man sich für die rund hundertsechzig Seiten trotz allem Zeit nehmen muss. Konzentration ist gefragt.
„Driver“, der Titel nimmt es vorweg, ist auch ein Roadmovie, welches vor allem in Kalifornien spielt. Es geht durch L. A., Bier und Whisky fließt reichlich und weitere Leichen, na klar, werden folgen. Driver hat keinen Namen, aber wohl sein Herz am rechten Fleck; trotz seiner Vergangenheit. Die Dialoge sind sparsam, nicht selten knackig und Action gibt es reichlich. Dabei ist interessant, was nicht erzählt wird. So stellt Driver die Geschehnisse und das Handeln der Beteiligten nie in Frage. Warum geschieht etwas? Warum handelt XY so? Reflexion, was soll das sein? Egal, das Leben ist wie es ist und geht immer weiter. Blick nach vorn, ja keinen Crash bauen.
„Ich heiße …“
„So schwer es dir vielleicht fällt, mir das zu glauben, aber es ist mir scheißegal, wie du heißt.“
„Ich komme aus …“
„Das interessiert mich noch weniger.“
„Das macht’s nicht leichter.“
„Leicht ist es nie.
James Sallis ist zweifelsohne ein Meister seines Fachs. Auf wenigen Seiten brilliert er mit seinem Können und beweist eindrucksvoll, dass man gute Krimis nicht immer mit oft belanglosen Nebensächlichkeiten fluten muss, nur damit der Buchumfang auf Ziegelsteingröße anwächst.
- Autor: James Sallis
- Titel: Driver
- Originaltitel: Drive. Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
- Verlag: Liebeskind
- Umfang: 160 Seiten
- Einband: Hardcover
- Erschienen: August 2007
- ISBN: 978-3-935890-46-5
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Wertung: 12/15 dpt