“Nerdi sucht seine Geschichte” – die Gewinnertexte, Teil 1


Anlässlich unseres Jubiläums “10 Jahre Booknerds.de” schrieben wir Ende letzten Jahres im Rahmen der Kolumne “Klappe, Text!” unseren ersten Literaturwettbewerb aus! (Mehr dazu hier.) Wir waren auf der Suche nach euren Ideen zum Thema “Nerdi sucht seine Geschichte” – und das in mehr als knapper Form: Mehr als 100 Zeichen sollten die Beiträge nicht überschreiten. Eine Hürde, an der einige Einsendungen leider scheiterten. Natürlich fühlten wir uns geehrt, dass eure Kreativität keine Grenzen kennt, unsere Ausschreibung aber schon. Schließlich mussten wir fair bleiben, auch wenn wir das ein oder andere Auge zugedrückt haben. Aber ja, ihr kennt das Sprüchlein: In der Kürze liegt die Würze. Und das war eben eine der Herausforderungen, die zehn von euch mit Bravour gemeistert haben!

Bevor es nun losgeht mit den Gewinnertexten, zwei Fragen vorab zur Klärung:

  1. Wer ist Nerdi? Na unser Maskottchen! Die kleine Eule zeigt euch unter jeder Rezension, wie ihr das Buch oder der Film gefallen hat.
  2. Und wer ist “wir”? In dem Fall sind das Mariann und Sarah (ich) aus der Booknerds-Redaktion. Die beiden haben nicht nur ganz schön viel Leseerfahrung auf ihren Buckeln, sondern sind auch die beiden Stimmen hinter “Autorinnen im Porträt” (Jetzt auch als Booknerds-Kolumne) – ein eingeschworenes Literatur-Team sozusagen, das jede eurer Einsendungen mit Freude empfangen und mit Neugier gelesen hat! Ein herzliches Dankeschön an euch alle.

In Teil 1 unserer Wettbewerbsauswertung zeigen wir euch heute unsere Lieblingsbeiträge, die es auf die Plätze 10 bis 4 geschafft haben. Dabei sind Texte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien – wie großartig ist das denn? Wer das Siegerpodest bestiegen hat, erfahrt ihr dann im nächsten Teil der Kolumne von Mariann.

Das sind unsere Plätze 10 bis 4 zum Thema “Nerdi sucht seine Geschichte”

  • Platz 10 von Elisabeth Dukhovnay, Bretten:

    Nerdi wuchs behütet auf. Sein Nest war auf dem Balkon eines Schriftstellers und Nerdi sog die künstlerische Atmosphäre mit der „Muttermilch“ auf. Der Schriftsteller schrieb an einem Buch welches er als Roman des Jahrhunderts bezeichnete. Nein, als DEN Roman. Nerdi war sein erster Zuhörer und gelegentlich Kritiker, er genoss seine besondere Rolle sehr. Der Roman wurde zu einem Erfolg, obgleich es nicht DER Roman wurde. Nerdi fand einen Gefallen am Lesen. So fand er sich wieder bei Booknerds.

    Das sagt die Jury: Nerdi als Beobachter eines egozentrischen Schriftstellers – diese Idee konnte uns natürlich überzeugen!
  • Platz 9 von Jolanda Paasche, Leipzig:

    Schon lange wohnte ich im Tannenwald, in einer Baumhöhle sehr gemütlich, gar nicht kalt. Doch alle Waldbewohner um mich herum, mochten mich nicht – ich wusste nie warum. Der Habicht, der Chef des Waldes, begann mich eines morgens abschätzig und böse anzuschreien: „Hinfort mit dir, nerdige Eule. Liest alle Medien und Genres, trägst eine Brille und bist anders – dich wollen wir nicht in unseren Reihen.“ Ich flog davon, die Flügel schwer, ich irrte heimatlos umher. Fast ein Jahr ist seitdem schon verronnen, inzwischen habe ich ein neues Leben bei den booknerds begonnen. Hier habe ich Arbeit, ein Zuhause und manchmal eine Urlaubspause.

    Das sagt die Jury: Wir mochten die Message, dass “Anderssein” einfach nur bedeutet, die richtige Gesellschaft noch nicht gefunden zu haben. Und freuen uns, dass Jolandas Nerdi sein Glück bei den Büchern gefunden hat. Und manchmal eine Urlaubspause. 😉
  • Platz 8 von Hannah Biedermann, Wehrheim:

    Der beißende Geruch von Desinfektionsmittel und das unerträgliche Piepsen der Maschinen trafen als erstes auf sein Bewusstsein ein, noch bevor er dieses überhaupt vollkommen zurück erlangt hatte. Sein Atmen war nur noch schwach über seinen eigenen Herzschlag zu hören, sein ganzer Körper war nicht mehr Teil seiner selbst. Schlagartig übermannte ihn ein drückendes, furchtbares Gefühl bevor alles still wurde. Seine Augenlider flackerten mit der Deckenleuchte um die Wette, als eine ruhige Stimme vorsichtig auf seine Ohren traf: „Jetzt ist aber Zeit fürs Bett”. Und genau in diesem Moment beschloss Nerdi, einmal genauso Geschichten zu erzählen, wie seine Mutter jetzt.

    Das sagt die Jury: Eine Geschichte mit Plottwist! Gar nicht so einfach, bei einem Text von so geringem Umfang und hier sehr schön gelöst. Darüber hinaus mochten wir auch das Vorlese-Setting, das (hoffentlich) viele von euch auch kennen. Die Bücherliebe beginnt eben doch oft im Vorlesealter.
  • Platz 7 “WriMo Nerdi” von Jenny Cazzola, Neustift/Vahrn:

    Heute begann der NaNoWriMo! Voller Vorfreude sprang Nerdi aus seinem Nest, bereit sich an den Computer zu setzen und seinen ersten eigenen Roman zu verfassen. Schließlich war Nerdi absolut erfahren im Umgang mit Geschichten. Bei der Menge an Büchern und Filmen, die Nerdi kannte, musste es ein Leichtes sein, etwas Eigenes zu Papier zu bringen. Das dachte Nerdi zumindest. Doch worüber wollte Nerdi schreiben? Nerdi überlegte und überlegte. Starrte auf den Bildschirm seines Computers und kratzte sich ab und zu. Stunden vergingen. Nerdi bekam Hunger und beschloss das Schreiben auf später zu verschieben. Und so lernte Nerdi, was Prokrastination bedeutete.

    Das sagt die Jury: Wir mussten bei Jenny noch einmal nachhaken: “Mit NaNoWrimo, ist der National Novel Writing Month gemeint, das ist eine weltweite Aktion im November, bei der es darum geht, innerhalb von 30 Tagen 50.000 Wörter oder eben die Rohfassung eines Romans zu schreiben.” – Abgesehen davon, dass wir also noch etwas von Jennys Text lernen konnten, haben wir uns natürlich sofort mit Nerdi identifiziert. Wir alle kennen doch das “Auf-später-Verschieben” – sicherlich fühlt sich die Redaktion hier auch angesprochen und schielt zum eigenen SuB (Stapel ungelesener Bücher) auf dem Couchtisch nebenan … So relatable, haha.
  • Platz 6 von Ricarda Seidl, Golling:

    Rrrrring! Alle Eulenkinder stürmen aus dem Klassenzimmer in die Pause. Sie spielen, toben und essen, sie quatschen und lernen neue Freunde kennen. Alle, außer Nerdi! Wo ist er? Nicht im Pausenraum, nicht am Hof. Ein kurzer Blick ins leere Klassenzimmer. Ein leises Rascheln, dann ist es wieder ruhig. Wieder ein Rascheln. Da! Versteckt hinter all den Tischen und Stühlen in der letzten Ecke des Raumes sitzt eine kleine Eule vertieft in sein eigenes Abenteuer fernab der Schule. So wurde Nerdi schon früh als booknerd bekannt!

    Das sagt die Jury: Niedlich! Ricarda blickt zurück in Nerdis Kindheit und beschreibt die typische Schulsituation sehr bildhaft und mithilfe mehrerer Sinneswahrnehmungen. Trotz geringen Umfangs schafft sie es, Spannung aufzubauen und eine plausible Erzählstimme zu schaffen. Außerdem mochten wir den österreichischen Einschlag: Wir bei booknerds.de sind ja bekanntermaßen große Verfechter*innen der deutsch-österreichischen Freundschaft! 😉
  • Platz 5 von Mirjam Salerno, Lyss:

    Auf einer Hügelspitze umgeben von verschneiten Berggipfeln und mit Blick auf den Eulsee lag Schloss Neueulstein. Die Familie unseres gefiederten Protagonisten, Nerdi, hauste seit Generationen in der höfischen Bibliothek. Die von Nerdbergs blickten auf eine lange Ahnenreihe von Gelehrten im Dienste des Königshauses zurück. Nerdi war als Archivar für die kostbaren Bücher zuständig. Doch sie waren staubig, er hatte sie alle gelesen. Ihm war langweilig, die nervigen Touristen halfen dabei nicht. Bis einer davon sein Smartphone vergaß. Nerdi strengte sich an, um die beste Rezensionseule des Landes zu werden. Mit Einverständnis des Königs schreibt Nerdi heute leidenschaftlich gerne für Booknerds.

    Das sagt die Jury:
    Nerdi stammt aus einer adeligen Familie! Gebt es zu, ihr musstest beim Lesen bestimmt auch Schmunzeln. Die Schloss-Szenerie hat uns mit ihrer Kreativität überrascht und überzeugt. Die Wendung, dass Nerdi dank Internet das Tor zur Welt entdeckt, fanden wir ebenfalls lustig. Kleiner Wermutstropfen: Wer Bücher liest, befreit sie doch eigentlich dadurch von Staub, oder? 😉
  • Platz 4: A day in a life of Nerdi von Rebekka Görtler, Bamberg:

    “Nerdi!”
    Ja, ja. Zur Erinnerung: Ich bin eine Leseeule und keine Rennmaus.
    Mit drei Flügelschlägen bin ich bei ihr.
    “Der neue Liebesroman hier. Was sagst du?”
    Ich verziehe den Schnabel. “Total langweilig.”
    Mariann nickt.
    “Und …?”
    Die Tür wird aufgerissen und Sarah steht vor uns.
    “Nerdi, der neue Fitzek-Thriller ist erschienen. Los, fang an zu lesen!”
    Die Kaffeepause kommt mir sehr gelegen. Ich bin eigentlich nachtaktiv, nur für meine menschlichen Kollegen quäle ich mich bei Tage aus dem Bett. Müde, aber belesen, falle ich abends in mein Nest.
    Rezensionen, von genial bis schlecht.
    Egal, worum es geht, ich habe immer recht.

    Das sagt die Jury: Wir haben sehr gelacht. Zunächst fiel uns Rebekkas Einsendung auf, weil sie wörtliche Rede verwendet – nicht leicht, bei dem geringen Umfang des Textes, aber absolut gelungen. Und natürlich war es eine famose Idee, die Jury in die Geschichte mit einzubauen! Besonders, weil Mariann sich nicht unbedingt um Liebesromane reißt und Sarah sich definitiv nicht für Fitzek interessiert, haha. Wir mochten auch die letzten Zeilen, die an Gedichtverse erinnern. Bei der nächsten Redaktionssitzung werden wir besprechen, ob wir uns nicht umbenennen von “booknerds – alle medien & genres” zu “booknerds – Rezensionen von genial bis schlecht. Wir haben immer recht.”

Und, seid ihr auch so begeistert wie Nerdi und wir? Schreibt uns eure Meinung gern in die Kommentare. Welches ist euer Lieblingstext? In der nächsten Kolumne von “Klappe, Text!” wird euch Mariann die Gewinner*innen der ersten drei Plätze näher vorstellen. Bis bald!

Eure Sarah


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