Drei Profikiller und ein Mathelehrer. Kann das gutgehen?
Tokio. Der ehemalige Mathematiklehrer Suzuki arbeitet zum Schein für die Firma Furoirain, die angeblich Fitness- und Diätprodukte verkauft, bei denen es sich aber um abhängig machende Drogen handelt. Dahinter steht der mächtige Unterweltboss Terahara, dessen Sohn vor zwei Jahren für den Unfalltod von Suzukis Frau verantwortlich war. Seitdem sinnt Suzuki auf Rache, sein inzwischen einziger Lebensinhalt. Als er Teraharas Sohn jedoch erstmals an einer Straßenkreuzung sieht und der Zeitpunkt der Rache näher rückt, wird dieser von einem Minivan überfahren und stirbt vor Suzukis Augen.
„Ich bin Profi! Ein Chirurg würde doch niemals sagen, dass er keine Männer operiert. Und eine Prostituierte würde auch hässlichen Kerlen ihre Dienste anbieten. Ich diskriminiere doch niemanden.
Ein Mann soll Teraharas Sohn gestoßen haben. Von dem berüchtigten Pusher ist die Rede, der nun Suzuki die Chance zur Rache nahm. Suzuki verfolgt den Pusher, während wenig später Terahara selbst seine Männer auf die Straße schickt, um seinen Sohn zu rächen. Ist der Mathematiklehrer einem Berufsmörder gewachsen und wie kann er Teraharas Schergen zuvorkommen? Zu allem Unglück rufen die Ereignisse noch zwei weitere Killer auf den Plan: Den Wal, als Selbstmordflüsterer eine Legende, und Zikade, dessen Messer so locker sitzen wie sein Mundwerk. Mit der Geschwindigkeit eines Shinkansen werden die Ereignisse vorangetrieben, an deren Ende drei gefürchtete Auftragskiller besagtem Lehrer gegenüberstehen.
Skurrile Figuren, wahnwitzige Dialoge. Hirn aus, Film ab!
Letztes Jahr wurde Kotaro Isaka durch seinen Roman „Bullet Train“ in Deutschland bekannt, in dem gleich fünf Auftragskiller in dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug einem Koffer voller Geld nachjagen. Verfilmt wurde der Roman unter anderem mit Brad Pitt. Er überzeugte durch kurzweilige Action, skurrile Dialoge und einen packenden, wenngleich überaus stark konstruierten Plot. Womöglich trug der Erfolg von Roman und Film dazu bei, noch einmal ins Archiv zu blicken, ob es nicht noch weitere Romane des international bekannten Autors (über zwanzig Romane) zu entdecken gibt. Und siehe da, „Suzukis Rache“ wurde für den deutschsprachigen Buchmarkt ausgegraben; ein Werk, dessen Originalausgabe in Japan bereits im Jahr 2004 erschien.
„Im Ozean?“
„Er ist dafür bekannt, Leute in den Selbstmord zu treiben. Hohe Tiere haben Dreck am Stecken, der Wal kriegt den Auftrag und bringt Menschen dazu, sich umzubringen, damit es aussieht, als hätten sie die Schuld.“
„Klingt irgendwie feige. Wenn man jemanden umbringen will, sollte man es selbst tun. Frontalangriff, direkt zustechen oder erschießen. Millionen Menschen bringen sich doch Jahr für Jahr um, und das aus eigenem Antrieb. So was ist doch kein ehrlicher Job, sondern reiner Schnickschnack.“
„Quasselstrippe!“
„Wie eine Zikade.
„Suzukis Rache“ ist ähnlich aufgebaut wie „Bullet Train“, aber noch eine Spur skurriler. Wahnwitzige Dialoge, obskure Killer und ein erneut hohes Tempo heizen ein. Dabei sagen schon die Namen der Berufskiller Pusher, Wal und Zikade, dass man nicht alles ernst nehmen kann. Darunter leidet besonders der Wal, dessen zahlreiche Opfer ihm mitunter in den unpassendsten Momenten als Geister erscheinen. Bei diesen Halluzinationen wird er durch imaginäre Zwiegespräche abgelenkt, was in seinem Job tödlich enden kann.
Die Szenarien wechseln zwischen Suzuki, dem Wal und Zikade, wobei der Pusher ebenfalls mitwirkt, da er in den meisten Kapiteln von Suzuki auftritt. Es ist ein aberwitziges Konstrukt, an dem Quentin Tarantino oder die Coen-Brüder ihre Freude hätten. Wer sich auf derartiges Terrain vorwagen will, wird furios unterhalten. Hirn aus, Film ab! Bestes Popcornkino für den Kopf.
Hier lesen Sie die Rezension zu „Bullet Train“.
- Autor: Kotaro Isaka
- Titel: Suzukis Rache
- Originaltitel: Gurasuhoppa. Aus dem Japanischen von Sabine Mangold
- Verlag: Hoffmann und Campe
- Umfang: 302 Seiten
- Einband: Hardcover
- Erschienen: März 2023
- ISBN: 978-3-455-01586-7
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Wertung: 12/15 dpt