Ava Björg Ægisdóttir – Verschwiegen (Buch)


Ein Mord am Leuchtturm weckt böse Erinnerungen

Verschwiegen
© Kiepenheuer & Witsch

In Akranes, einer kleinen Hafenstadt nördlich von Reyjkavik aufgewachsen, zog es die Polizistin Elma vor allem der Liebe wegen in die isländische Hauptstadt. Doch die Beziehung zu David fand ein unrühmliches Ende und so wechselte Elma von der Kripo Reykjavik zur Kripo der Region Vesturland mit Sitz in Akranes. Alles zurück auf Anfang möchte man meinen, was in der rund siebentausend Einwohner zählenden Stadt nicht ganz einfach ist. Jeder kennt jeden, Geheimnisse bleiben selten unentdeckt; so jedenfalls die Theorie. Dies ändert sich schlagartig als kurz nach Elmas Dienstbeginn am Leuchtturm eine Frauenleiche gefunden wird und ein natürlicher Todesfall ausgeschlossen werden kann.

Erst als Eirikur seine Frau Elisabet vermisst meldet, sie kam von einer Dienstreise, die sie nie angetreten hat, nicht mehr nach Hause, wird Elma und ihren Kollegen Hördur und Saevar klar, wer die Tote ist. Elisabet lebte mit Mann und zwei Söhnen außerhalb von Akranes, besuchte die Stadt nur selten, da sie eine große Abscheu von ihr fernhielt. Umso dringender stellt sich die Frage, wie sie zum Leuchtturm kam und warum sie sich überhaupt dort aufhielt? Elma findet heraus, dass Elisabet einen Anwalt in Akranes hatte, der offenbar ihre Scheidung vorbereiten sollte. Allerdings hat Eirikur ein recht stabiles Alibi für den fraglichen Zeitraum, während gleichzeitig die einflussreiche Familie des reichen Unternehmers Hendrik immer wieder in dem Fall Erwähnung findet.

Auftakt der Elma-Reihe

Hendrik ist mit Ása verheiratet, deren gemeinsame Tochter Sara einst die beste Freundin von Elisabet war und seit Jahren spurlos verschwunden ist. Auch Schwiegertochter Magnea kannte die beiden aus gemeinsamen Schulzeiten, war aber alles andere als eine Freundin von Elisabet, die damals als Außenseiterin galt. Der Vater früh verstorben, ebenso der Bruder im Alter von zwei Wochen und die Mutter stadtbekannte Alkoholikerin. Und dann wäre da noch Tómas, Hendriks Bruder, der mal wieder Bekanntschaft mit der Polizei machte, nachdem er seine Frau krankenhausreif schlug.

Man ahnt es, Freunde skandinavischer Krimis mit viel Privatleben und dort stattfindenden Problemen, um nicht zu sagen Tragödien, sind hier richtig. Elma vermisst David, ihr Kollege Saevar will sich von seiner Frau trennen und Hendriks Familie ist ziemlich undurchsichtig, dafür jedoch arg problembehaftet. Als Leser verfolgt man zwei Geschichten. Die Ermittlungen im aktuellen Mordfall und im Rückblick die Schuljahre von Elisabet und Sara, 1989 bis 1992 spielend. Wenig überraschend erfährt man kurz vor Schluss, was sich damals ereignete und letztlich zu dem aktuellen Mord in der Gegenwart führte.

Autorin Ava Björg Ægisdóttir liefert in ihrem ersten Band der Elma-Reihe, dessen zweiter Teil „Verlogen“ im September 2023 erschienen ist (der dritte Band „Verborgen“ ist für Februar 2024 angekündigt), zunächst sattsam bekannt aufgebaute Krimikost. Solide erzählt, die beiden Erzählstränge wechseln sich permanent ab, wodurch das Lesetempo anzieht und locker ein Drittel oder mehr des Buchinhalts geht für „private Dinge“ drauf. Wer es mag, ist hier richtig, zumal Elma sympathisch ist und man ihr daher gern bei weiteren Fällen folgen wird. Positiv zu erwähnen ist zudem das Ende des Romans beziehungsweise dessen ungewöhnliche Auflösung.

Autorin: Ava Björg Ægisdóttir

Titel: Verschwiegen

Originaltitel: Marrid i stiganum. Aus dem Isländischen von Freya Melsted

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

Umfang: 368 Seiten

Einband: Taschenbuch

Erschienen: Januar 2023

ISBN: 978-3-462-00258-4

Produktseite


Wertung: 12/15 dpt


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