Andrea Gutgsell – Tod im Eiskanal (Buch)


Ein äußerst vertrackter Tod

Tod im Eiskanal
© Zytglogge

Nach seinem letzten Einsatz hatte Alessandro Gubler eigentlich gekündigt, doch konnte ihn Enea Cavelti von der Kripo Chur überreden, für ihn als Sonderermittler der Kantonspolizei Graubünden zu arbeiten. Ein seltsamer Todesfall an der Olympia Bob Run St. Moritz – Celerina ruft Kommissar Mauro Jenal von der Kantonspolizei Samedan auf den Plan, der Gubler um Unterstützung bittet. Neben einer Kurve der Bobbahn wurde Rafael Göker neben einem Solobob aufgefunden, doch kann in dieser Kurve kein Bob aus der Bahn fliegen. Zudem ist Göker zu leicht bekleidet, trägt keinen Helm und äußere Verletzungen sind ebenfalls nicht erkennbar. Einiges spricht daher für einen Mord, allerdings bietet die Obduktion auch für diese Annahme kaum Hinweise. Abgesehen von einem Nadelstich, der allerdings nichts bedeuten muss, denn Göker spritzte sich Insulin.

Die Zusammenarbeit zwischen Gubler und Jenal gestaltet sich zunehmend schwierig, was selbstredend den Fortgang der Ermittlungen behindert. Dennoch finden sich bald erste Verdächtige, denn Göker verkaufte gepanschten Wein und vergab fragwürdige Kredite, vom familiären Umfeld ganz zu schweigen. Dass zu den Verdächtigen ausgerechnet Gublers enger Freund Marco Pol gehört, macht es nicht einfacher.

Zweiter Fall für Alessandro Gruber

Nach „Tod im Val Fex“ nun also „Tod im Eiskanal“, ein Roman, der einen unkonventionellen Plot bietet. Da wäre zu einem die Frage nach Verdächtigen, die alsbald wieder ausscheiden, da sie über Alibis verfügen und zum anderen ein Ermittler, der mehr als gewöhnungsbedürftig daherkommt. Gubler leidet. Die Beziehung zu Lebensgefährtin Hanna ist angespannt, erste Versuche auf der Langlaufpiste gestalten sich schwierig, erneute Sommermonate als Schäfer im Val Fex sind in weiter Ferne und vor allem vermisst er die Großstadt Zürich. Hier in Sils im Engadin ist es zwar auch schön, allein ihm fehlt der Zugriff auf ein bekanntes Umfeld, welches er für seine Zwecke respektive Ermittlungen einsetzen kann. Die Probleme in der Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen Jenal machen die Situation nicht besser, Gubler verliert zunehmend Lust und Kontrolle. Dies führt in der Praxis zu haarsträubenden Ermittlungsfehlern, besser gesagt Versäumnissen, denn obwohl er von einem Tötungsdelikt ausgeht, wird nicht einmal das familiäre Umfeld des Toten recherchiert, so dass Gubler völlig überrascht ist, als er der Zwillingsschwester von Gökers Witwe gegenübersteht. Mitunter mutet Gubler als Karikatur eines Polizisten an.

Aus dem Vorgänger bekannte Figuren wie Cavelti und andere wirken erneut mit und auch die Orte der Handlung (Sils, Zürich, Chur, Graubünden, Samedan, Engadin) werden ansprechend einbezogen. Das Privatleben Gublers nimmt ihren Platz ein, denn selbst hier stolpert er von einem Fauxpas zum nächsten. Dies alles liest sich dennoch überraschend flott, zumal immer wieder neue potentielle Mörder ins Spiel kommen, wenngleich bis zum Schluss völlig unklar bleibt, ob überhaupt ein Mord vorliegt. Das Finale kommt ebenso überraschend wie plötzlich und bildet somit einen perfekten Abschluss eines Krimis, den man nicht so richtig einzuordnen vermag. Kompetente Polizeiarbeit stellt man sich jedenfalls anders vor. Ein kurzweiliges Lesevergnügen bietet „Tod im Eiskanal“ dennoch, so dass man – im Falle eines Falles – Gubler bei einer weiteren Ermittlung erneut begleiten würde.

In einigen Situationen wird übrigens Romanisch gesprochen oder geschrieben, die betroffenen Textstellen werden leider erst im Anhang übersetzt. Fußnoten auf den jeweiligen Seiten wären die Leserfreundlichere Variante gewesen.

  • Autor: Andrea Gutgsell
  • Titel: Tod im Eiskanal
  • Verlag: Zytglogge
  • Umfang: 224 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: März 2024
  • ISBN: 978-3-7296-5151-7
  • Produktseite


Wertung: 10/15 dpt

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