Gazelle & Gialu – Never not Changing – 25 erste Male (Buch)

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Buchcover © leykam:

Ein Buch so bunt wie die Menschen selbst.
In seinem Debüt erzählt das aus Social Media bekannte, queere Couple alles über 25 erste Male. Egal ob als Paar oder einzeln – die beiden haben keine Angst, intime Details auszuplaudern. Peinlich oder berührend? Das erfahrt ihr jetzt.

Im Grunde genommen verändern wir uns tagtäglich, wachsen im besten Fall an unseren Erlebnissen und machen jeden Tag neue Erfahrungen, die uns prägen. Die Reise, die Gialu und Gazelle in kürzester Zeit zurückgelegt haben, ist allerdings so intensiv und mutig, dass es cis- Heteros einfach nur die Sprache verschlägt – mich eingenommen.

Aufhänger des Buches sind 25 ausgewählte Erlebnisse, in denen Gazelle und Gialu Entscheidungen treffen, die das zukünftige Leben maßgeblich beeinflussen: Den selbst gewählten neuen Namen „Gialu“ das erste Mal laut äußern, Gazelles Outing als Transfrau, das Abschneiden der vermeintlich weiblichen Haarpracht, die Entscheidung, es als Paar zu versuchen – das sind einige der 25 ersten Male, an denen die beiden uns Leser*innen teilhaben lassen.

Zu zweit ein Buch schreiben – wie soll das gehen? Ganz einfach: Gazelle und Gialu wechseln sich kapitelweise ab. Die beiden haben es dank klarer Sprache und guter Gliederung der einzelne Episoden geschafft, dass Leser*innen das Buch am liebsten an einem Stück verschlingen mögen. (Bei mir war ein Vormittag.) Sicherlich gebührt an dieser Stelle auch Svenja Gräfen ein Lob für das Lektorat: Das Buch ist eine komplett runde Sache. Die ausgewählten „ersten Male“ sind nicht nur informativ, sondern auch sehr berührend. Sicherlich werden sich einige Leser*innen – so wie ich auch – hier und da eine Träne aus dem Augenwinkel wischen.

Der Sachbuch-Charakter wird durch ein Glossar am Ende des Buches verstärkt, das zentrale Begriffe zum Thema Queerness oder LGBTQAI*-Themen und Abkürzungen, die im Buch angesprochen werden, erklärt. Durch die farbenfrohe Gestaltung – innen wie außen – liegt der erste Gedanke „Jugendbuch“ nahe, aber tatsächlich ist sein Inhalt alterslos. Geschmückt mit bunten Illustrationen von Patu werden die einzelnen Kapitel ansprechend untermalt. Zwischen den einzelnen Kapiteln folgen kleine, fablich abgesetzte Interviewsequenzen mit Gazelle und Gialu zu einzelnen Themen, zum Beispiel „Selbstliebe“ oder „Pronomen“. Unklar bleibt leider, wer hier Fragen stellt. Vielleicht Follower*innen auf TikTok oder Instagram? Am Ende einer solchen Sequenz werden die Leser*innen direkt angesprochen, sich selbst darüber Gedanken zu machen à la „Und wie ist das bei dir?“ – eine schöne Idee.

„Never not changing“ ist ein gelungener Mix aus Erzählung und Sachbuch, der nicht langweilig wird und sich immer authentisch liest. Hoffentlich greifen viele Leute zu diesem Buch, die nicht der queeren Community angehören: Es lässt sich nämlich auch als kleiner Leitfaden im richtigen Umgang miteinander lesen, lehrt uns viel über die eigenen Schubladen im Kopf und hilft, mit (unbewusst) gepflegten Klischees aufzuräumen. Und das glücklicherweise ohne erhobenen Zeigefinger und mit einer Prise Humor. Selbstliebe, der Mut, einen eigenen Weg einzuschlagen und an sich zu glauben: Das alles sind Themen, die jede*n beschäftigen, oder?

Klare Leseempfehlung: Überraschend ehrlich, verletzlich, informativ und wunderschön. Im nächsten Buch geht es dann hoffentlich um Hund Percy, den das Duo mittlerweile als Familienzuwachs adoptiert hat … Und wer mal wieder herzhaft lachen möchte, sollte sich unbedingt Gazelles Reels ansehen. Vielleicht erobert sie doch noch die Bühnen als Stand-Up-Comedienne. Ich würde mir auf jeden Fall ein Ticket kaufen.

Wertung: 14/15 dpt

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