
James Cameron bringt uns abermals nach Pandora, visuell beeindruckend, doch die Geschichte haben wir schon zweimal gesehen. Als Hinweis vor der vollständigen Kritik: schaut euch nach Möglichkeit nochmals zuvor Teil 2 an und es folgen möglicherweise Spoiler.
“Avatar – Fire and Ash” setzt direkt nach “Avatar – The Way of Water” an. Dies ist nicht weiter verwunderlich, erklärte doch der Titanic-Regisseur, dass er das Skript auf zwei Filme aufteilen musste/mochte. Dem globalen Hype bei über 2 Milliarden Dollar Einspielergebnis soll das keinen Abbruch tun.

Die Ereignisse aus dem Vorgänger sind allerdings nur bedingt erfreulich. Der erstgeborene Sohn von Jake Sully und Neytiri, Neteyam, wurde getötet und die Gier der Menschheit scheint unaufhaltsam. Zwar gewährt das Metkayinavolk der Familie nach wie vor Zuflucht, doch nachdem dem Menschenjungen Miles „Spider“ Socorro langsam aber jedoch die Luftvorräte ausgehen, muss Familie Sully wieder in Richtung menschlicher Siedlungen. Die Familienidylle beginnt hier schon zu bröckeln, nachdem sich Neytiri nach wie vor in tiefer Trauer befindet und Spider indirekt für den Tod ihres Sohnes verantwortlich macht, ist auch die Beziehung zwischen Jake und seinem jüngeren Sohn Lo’ak sehr angespannt. Es soll nicht bei diesem einzigen, schlecht geklärten Konflikt in dieser Vater-Sohn-Dynamik bleiben. Neytiri selbst verwandelt im späteren Verlauf ihre Trauer zunehmend in Hass, die sie immer mehr an die Beziehung mit ihrem ursprünglich menschlichen Jake hadern lässt – um gleich darauf diesen Groll wieder zu vergessen. Ja, liebe Lesenden – das Drehbuch ist abermals nicht die große Stärke des über dreistündigen Effekt-Epos.
Obwohl durchaus Potenzial vorhanden wäre: der Asche-Clan unter der Führung der Schamanin Varang als neu vorgestelltes Na’vi-Volk ist bedrohlich und mysteriös zugleich und die Dynamik mit (dem noch immer nicht gestorbenen) Colonel Quaritch macht durchaus Lust auf mehr. Im Endeffekt bleibt es jedoch bei einem gegenseitigen Nutzen: Varang möchte gern großes Badabum um den anderen Mondbewohnern zu zeigen, wer die größte B**** ist und Quaritch will einfach Rache an Sully und seinen Auftrag erfüllen. Dass er ja eigentlich nur eine hochgeladene Kopie im blauen Avatar ist, hindert ihm nicht an seiner Dienstbeflissenheit.

Recht viel mehr ist storytechnisch nicht zu erwarten. Es gibt Action- und Kampfszenen in allen möglichen Kombinationen an Land, im Wasser und der Luft mit entsprechenden Technik- und Lebendteilnehmer, ein bisschen Gewissen seitens des Meeresbiologen und Spiritualität rund um Kiri und der Großen Mutter Ewya. Die Kinder der Familie Sully sind zentraler Bestandteil der Geschichte, mal mehr, mal weniger gut umgesetzt. Am schlechtesten ausgearbeitet erscheint hier Familienoberhaupt und Ex-Marine Jake, der oftmals wankelmütig erscheint und den Preis “Vater des Jahres” bei den jährlichen Pandora-Awards sicher nicht bekommen wird. Beispiel gefällig? „Wir sind hier eine Familie und keine Demokratie“. Aha.
Seine große Stärke zeigt “Avatar – Fire and Ash” jedoch in der opulenten Optik – ob Ozean oder zur Luft (5 Wörter mit “o” am Anfang war jetzt nicht offensichtlich ;)) und den geschmeidigen Animationen der Flug- und Wassertiere. Viele Szenen sind mit 48 Bildern pro Sekunde gefilmt und wirken auf der Leinwand vielleicht ungewohnt, sollen jedoch ein verbessertes 3D-Gefühl bieten. Tatsächlich kam es mir persönlich so vor, als würde der Film stellenweise “ruckeln”. Dennoch ist die Detailverliebtheit der unterschiedlichen Biome und Charaktere beeindruckend und es macht unglaublich Spaß zuzusehen, wie sich Wassertiere geschmeidig bewegen oder Blüten im Wind tanzen.

Für wen ist nun “Avatar – Fire and Ash”?
Für Cineasten, die gewaltige Bild- und Tonqualität in möglichst modernster Technik (IMAX 3D – Dolby Atmos) erleben wollen und Fans von Pandora natürlich. Wegen der immens komplexen und vielschichtigen Geschichte wird es die Maßen wohl nicht in die Lichtspielhäuser ziehen.

Spannend wird sicherlich das Ergebnis an den Kinokassen sein. Grundsätzlich stehen noch zwei weitere “Avatar”-Filme bevor, einige Szenen zu Teil 4 sollen auch schon abgedreht worden sein. Die Geschichte würde allerdings mit “Fire and Ash” als Abschluss funktionieren und eine gewisse Müdigkeit seiner Schöpfung gegenüber war Cameron in Interviews während der Filmpremieren rauszuhören. Auch liegt es wohl an Disney als Eigentümer von 20th Century Pictures, inwieweit man hohe Ausgaben an Produktions- und Marketingkosten zukünftig noch stemmen kann und will.
Fazit:
“Avatar – Fire and Ash” fordert eure Sinne: visuell beeindruckend mit einem eingängigen, stimmigen Score, einer geklonten Geschichte und notwendigem Sitzfleisch. Dennoch gebührt James Cameron Lob und Anerkennung für seine Liebe zum Format Kino und der Schöpfung Pandora mit all seinen Bewohnern und der vorgehaltenen Gesellschaftskritik.
- Titel: Avatar – Fire and Ash
- Originaltitel: Avatar – Fire and Ash
- Produktionsland und -jahr: USA, 2025
- Genre: Science-Fiction
- Erschienen: 17.12.2025
- Label: 20th Century Fox
- Spielzeit: 197 Minuten
- Schauspieler: Sam Worthington
- Zoe Saldana
- Stephen Lang
- Kate Winslet
- Britain Dalton
- Regie: James Cameron
- Drehbuch: James Cameron
- Rick Jaffa
- Amanda Silver
- Schnitt: David Brenner, Stephen E. Rivkin, Nicolas De Toth, John Refoua, Jason Gaudio, James Cameron
- Musik: Simon Franglen
- Kamera: Russell Carpenter
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:

Wertung: 11/15 dpt







