Nomen est omen, leider: Der mit bemerkenswertem Marketinghype und Medienwiderhall angeschobene Film “Der Blender” ist selbst einer. Auf der einen Seite schwer übertreffbare Aussagen wie »Dieses formal innovative und hochspannende Real-Movie geht neue Wege des Entertainments« oder »Ein elektrisierender psychologischer Thriller, der überquillt vor Verwicklungen, Wendungen, bösartigen Unterstellungen und schockierenden Enthüllungen«, und auf der anderen Seite zwei dem Genre durchaus zugetane Filmfans, die sich nach dem endlos scheinenden Verstreichen von 99 durchgähnten beziehungsweise kopfschüttelnd verbrachten Minuten entgeistert anschauen.
Die “formale Innovation” des dafür mit Preisen (Miami International Film Festival, Zürch Film Festival, British Independent Film Awards) überhäuften Streifens besteht darin, dass “The Imposter” wie eine Dokumentation aufgebaut ist: O-Ton-Schnipsel aus “Interviews” vermischen sich im schnellen, harten Schnitt mit kurzen Spielszenen, die durch Effekte wie weißes Rauschen oder schnellen Vorlauf verfremdet und verzerrt werden. Das alles soll diesen Plot transportieren: 1994 verschwindet der 13-jährige Nicholas spurlos in San Antonio, Texas. Dreieinhalb Jahre später scheint er in Spanien wieder aufgetaucht zu sein. Seine Familie wirkt überglücklich, den verlorenen Sohn wieder zurück zu haben. Als Erklärung für sein Verschwinden gibt dieser Entführung und Missbrauch durch vom Militär gedeckte (!) Kriminelle an. Erst ein Privatdetektiv und schließlich auch eine den Jungen nach seiner Leidenszeit befragende FBI-Agentin werfen Zweifel auf – siehe da, es handelt sich um einen Fall von Identitätsraub und Betrug.
Problem dabei: Das ist sämtlich so hirnrissig aufgesetzt, dass es zu keiner Sekunde gelingt, sich darauf gläubig einzulassen. Selbst unermessliches Verstellungsgeschick auf Seiten des Identitätsschwindlers Frédéric Bourdin und extreme Vertrauensseligkeit oder unlautere Motive bei Nicholas’ Familie unterstellend, kann einfach kaum ein Teil dieser Story funktionieren.
Das vermisste Kind sollte zum Zeitpunkt, zu welchem der Film einsetzt, 16 sein. Es war blond, blauäugig, Texaner und trug Tattoos (sic!), die im Jahr 1997 alt sein müssen. Derjenige, der angeblich die spanische Polizei sowie ein Einwanderungsfragen klärendes Gericht sowie engste Familie, Verwandte und Freunde und zunächst eine FBI-Beamtin täuscht, ist zu diesem Zeitpunkt 23 (mit Bartschatten), dunkelhaarig, braunäugig, spricht aufgrund seines Algero-französischen Hintergrunds Englisch mit deutlichem Akzent und hat sich die Tattoos erst Stunden vor dem ersten Aufeinandertreffen mit seiner angeblichen Schwester stechen lassen – von einer jugendlichen Amateurin!
Ein von Entführung und regelmäßiger Vergewaltigung berichtendes “Kind” wäre bei jeder dieser Stationen gründlich untersucht worden: erkennungsdienstliche Behandlung seitens der Polizei, Aufnahme im Kinderheim, gerichtliche Prüfung seiner Identität. Doch “The Imposter” will uns glauben machen, das alles habe entweder nicht stattgefunden oder es sei dabei zwar eine gebrochene Hand festgestellt worden, nicht aber der Umstand, dass dieses Kind ein Mann ist. Mit anderen Worten: Wir haben schon Filme mit Elfen und Einhörnern gesehen, auf die man sich leichter und besser einlassen kann. Noch anders: Interessanter Ansatz, kühne Idee, doch vollkommen in den Sand gesetzt. Das geht bis hin zu Details wie der Besetzung der Mutter, bei der es eines biologischen Wunders bedurft hätte, um Nicholas 1980 geboren haben zu können…
Cover © Ascot Elite
- Titel: Der Blender – The Imposter
- Originaltitel: The Imposter
- Produktionsland und -jahr: UK, 2012
- Genre:
Thriller - Erschienen: 04.07.2013
- Label: Ascot Elite Home Entertainment
- Spielzeit:
95 Minuten auf 1 DVD
99 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Adam O’ Brian
Anna Ruben
Cathy Dresbach
Alan Teichman
Ivan Villanueva
Maria Jesus Hoyos, Anton Marti
Amparo Fontanet
Kenn Appledom
Carey Gibson
Bryan Gibson
Beverly Dollarhide
Frédéric Bourdin
Nancy Fisher
Fhillip French
- Regie: Bart Layton
- Drehbuch: Donald Clarke
- Extras:
Die Story
Die Person Frédéric
Making Of
Das Drama
Die Musik
Originaltrailer
Trailershow - Technische Details (DVD)
Video: 2.35:1/16:9
Audio: D (DTS, DD 5.1), GB (DD 5.1)
Untertitel: D - Technische Details (Blu-Ray)
Video: 2.35:1/16:9
Audio: D, GB (DTS HD MA 5.1)
Untertitel: D
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Filminfos und Erwerbsmöglichkeiten @ Ascot Elite
Trailer
Webseite zum Film - Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 3/15 dpt