Der einstige Versicherungsdetektiv und Kopf der “Leverage Consulting & Associates”, Nathan Ford (Timothy Hutton), kann auch in den vorliegenden fünfzehn Fällen auf die Fähigkeiten seiner vier für das Gute kriminell agierenden Kollegen zählen, denn die Betrügerin Sophie Deveraux (Gina Bellman), die beeindruckend agile Diebin Parker (Beth Riesgraf), der technisch höchst versierte Hacker Alec Hardison (Aldis Hodge) und der keinen Nahkampf scheuende Eliot Spencer (Christian Kane) beweisen immer wieder aufs Neue, dass sie Meister ihres Fachs sind (und manchmal auch darüber hinaus).
Für ihren Kampf gegen Korruption und Ungerechtigkeit siedelt das Team nach Portland um und wird mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Bei ihrer Undercover-Arbeit müssen die fünf so sehr an ihre Grenzen gehen wie selten zuvor. Ein geldgieriger Flugzeuggesellschaftseigentümer besticht die die Flugzeuge wartenden Inspektoren, und durch das Verschweigen der Mängel an den Maschinen kommt schließlich einer der Piloten ums Leben. Die Witwe versucht, den gewieften Businessmenschen auf Schadenersatz zu verklagen, zumal der hinterlassenen Familie der finanzielle Ruin inklusive verbauter Zukunft für die Tochter bevorsteht – und konsultiert Nathan Ford.
Auch in der Eishockey-, der Oldtimer-, der Kunstfälscher- und in der Cheerleader-Szene, in einer Filiale eines Kaufhausriesen, in einer Großküche (bei dessen Chef Spencer einst seine kulinarischen Fähigkeiten erlangte und nun das Dealen mit Trüffel in Verbindung mit einem dubiosen Investor im Mittelpunkt steht) sowie beim Geheimnis um den Entführer D. B. Cooper ist die Cleverness des Quintetts gefragt. Und dann wäre da noch die Episode, in der Parker verletzungsbedingt zu Hause bleiben muss und sich zu Tode langweilt (die Schnute, die sie zieht: köstlich!) – getrieben von dieser Langeweile beobachtet sie das Treiben des im selben Haus befindlichen Pubs und macht dabei eine Entdeckung, die letztendlich zu einem Fall mutiert, den sie zu lösen versucht.
Mit der fünften Staffel dieser Serie wird auch deren Finale eingeläutet, was unglaublich schade ist, da “Leverage” durch seinen raffinierten Mix aus Genialität, Spannung, Humor, Drama und Vielseitigkeit zu bestechen weiß und, obwohl diese US-Produktion stark an die britische Serie “Hustle” angelehnt ist, auch eine beeindruckende Originalität in sich birgt – andererseits war es durchaus der beste Moment zum Aufhören, denn mit Staffel fünf hat die Serie um das fünfköpfige Team ihren Höhepunkt erreicht, ist zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und der Kreis schließt sich.
In diesen letzen Folgen sinkt der Kreativitätspegel zu keiner Zeit – es gibt neben den typischen, liebgewonnenen Undercover-Aktionen immer wieder außergewöhnliche Episoden wie etwa jene über D. B.-Cooper, in welcher die Charaktere Ford, Hardison, Parker, Deveraux und Spencer in die Vergangenheit “reisen” und in die Rollen Coopers und der ihn umgebenden Schlüsselfiguren Schlüpfen. Es bleibt innovativ und einfallsreich – eine Konstante seit Serienbeginn. Unvermeidlich ist es natürlich dennoch, dass sich gewisse Elemente in der Serie wiederholen und sich nach ein paar Staffeln so etwas wie ein “typisch Leverage” einbürgert. Der Überraschungseffekt bleibt bei einigen Folgen unbestreitbar aus und ist somit das Krümelchen auf dem frisch gewischten Tisch, wenn man es denn wahrnehmen möchte, aber die schlichtweg perfekte Umsetzung macht sämtliche Kritikansätze zunichte. Und mal ehrlich: Genügt es manchmal nicht auch, wenn eine Serie einfach “angekommen” ist und sich gewissermaßen eingegroovt hat?
Auffällig ist, dass der Drama-Faktor wieder ein Stück weit zurückgeschraubt wurde und der Humor eindeutig das Heft in der Hand hat – die Dialoge sind zackig und voller Wortwitz, es herrscht viel Situationskomik, und wenn sie alle in ihrem Element aufgehen, ist Amüsement bereits vorprogrammiert. Besonders unterhaltsam sind die herrlich fremdschämigen Kabinettstückchen der auch eine Theatergruppe leitenden Sophie, die drollig-verliebt gefärbten Interaktionen zwischen Parker und Hardison, doch auch wenn Eliot endlich mal wieder jemanden verprügeln darf oder Fords geniales Gehirn auf Höchstleistung arbeitet, sitzt man nur da und genießt das große Serienkino – breit grinsend und abwartend, mit welch unkonventionellen Methoden das Quintett (in manchen Episoden auch als Duo oder Trio, so erhalten Hardison/Parker/Spencer durchaus mal ihre exklusive Folge, ebenso Nate und Sophie) nun wieder für das Gute agiert.
Eines der größten Qualitätsmerkmale von “Leverage” ist die grandiose schauspielerische Leistung jeder einzelnen Hauptfigur – aus Aldis Hodge wächst aus subjektiver Sicht so langsam aber sicher ein würdiger und ebenso wandlungsfähiger Eddie Murphy-Nachfolger heran, während Beth Riesgraf mit ihrem Charme zwischen grummelig-stur, zuckersüß-charmant und kindlich-freudig zu bezaubern weiß. Christian Kane bewies jüngst in “King & Maxwell”, dass in ihm mehr steckt als der smarte Schläger, und in “The Librarians”, ebenfalls eine Serie des Leverage-Erschaffers Dean Devlin, wird man bald noch eine weitere Facette von ihm erleben, nämlich die Rolle eines Kunstexperten mit einem extrem hohen IQ. Und über die Variabilität eines Timothy Hutton muss man wohl kaum noch Worte verlieren – ebenso nicht über die einer Gina Bellman, welche – wie bereits thematisch angeschnitten – schon alleine in dieser Serie ihre schauspielerische Bandbreite auf höchstem Niveau demonstriert.
Zum Abschluss der Serie kann man konstatieren, dass es erfreulich ist, dass die Serie von Beginn an aus einem unveränderten Team bestand. Man musste sich nie umgewöhnen, man musste keine Figur vermissen, stattdessen hat man von Episode zu Episode immer ein wenig mehr von den fünfen und über sie erfahren – vom einen mehr, vom anderen weniger. Umso trauriger ist es, dass nun auf einmal Schluss ist – ganz gleich, wie man das Serienfinale interpretieren mag. Doch wer weiß, wie sich die Serie entwickelt hätte, wenn man sie nach dem Prinzip “Es muss halt weiter gehen!” weitergeführt worden wäre und sich so langsam der Schlendrian eingeschlichen hätte?
Doch solch konjunktivisch-spekulatives Denken ergibt letztendlich wenig Sinn, sodass man vorliegende Serie – eine der zehn besten der letzten zehn Jahre – schlichtweg das sein lassen sollte, was sie ist: Ein schmackhafter, prächtiger, dicker Fisch in einem Serienmeer, das zahlreiche Ausschuss- und Massenware an Land spült, die man nach wenigen Wochen schon wieder aus dem Gedächtnis gedrängt hat.
Danke, Dean Devlin, für diese abschließenden fünfzehn von insgesamt siebendundsiebzig Folgen.
Der Rezensent tritt, den Hut ziehend und sich verbeugend, vom imaginären Rednerpult.
Cover © edel Motion
- Titel: Titel des Films
- Staffel: 5
- Episoden: 15
- Originaltitel: Leverage
- Produktionsland und -jahr: USA, 2012
- Genre:
Crime
- Erschienen: 15.08.2014
- Label: edel Motion
- Spielzeit:
609 Minuten auf 4 DVDs (+13 Minuten Bonus) - Darsteller:
Timothy Hutton
Beth Riesgraf
Christian Kane
Aldis Hodge
Gina Bellman
uvm.
- Idee: Dean Devlin
- Extras:
Unveröffentlichte Szenen
Behind The Scenes/Gag Reel
- Technische Details (DVD)
Video: 16:9
Sprachen/Ton: D, GB (DD 2.0 Stereo, DD 5.0 Stereo)
Untertitel: D
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Mehr über die Serie bei Wikipedia
Wertung: 15/15 dpt
Ich liebe Leverage! Zu Anfang empfand ich die Serie als etwas flach, aber umso mehr Folgen und Staffeln kamen, umso tiefer konnte Einblick in die Menschen bekommen und damit verstand ich die Serie auch besser. Schade, dass nach der 5. Staffel nun Schluß ist.
Ja, die Serie hat sich unglaublich weiterentwickelt, aber flach fand ich die am Anfang gar nicht. Na gut, vielleicht comedylastiger, aber es ist ja oft so, dass die erste Staffel nur “zum Üben” ist und dann in den weiteren Staffeln dann Tiefe entsteht, die Geschichte der einzelnen Leute weiter erzählt wird. Nun ja, ich weiß echt nicht, wie man die Schlussszene des Serienfinales nun deuten soll… 🙂