Steven Kostanski und Jeremy Gillespie sind Teil der kanadischen Film- und Produktionscombo (-gesellschaft wäre zu hochtrabend) Astron 6, die unter anderem einen Beitrag für die sehenswerte Horror-Kompilation “The ABCs Of Death 2” abdrehten und verantwortlich zeichneten für “Father’s Day”, jenen kruden und komischen Serialkiller-Film mit ungeschlachten Ausflügen ins Übernatürliche. Erschienen unter dem “Troma”-Signet, deren Kopf Lloyd Kaufmann wenig bescheiden eine Gastrolle als Gott persönlich innehat. Oder war’s doch der Teufel? Wer mal wieder Lust auf gorigen Grindhouse-Quatsch mit gut getroffenem 80er-Jahre-Feeling hat, sollte einen Blick drauf werfen.
Nun sind die beiden für “The Void” verantwortlich, der von Setting, Inszenierung und Intensität über die Vorgänger hinausreicht und trotz seiner “Day Of The Tentacle”-Attitüde nahezu humorbefreit daherkommt. Kostanski und Gillespie kennen und schätzen nicht nur die 80er (s.o.) sondern auch ihre Pappenheimer. Die heißen vor allem H. P Lovecraft, Lucio Fulci, Clive Barker und John Carpenter. Keine schlechte Wahl für einen gelungenen Horrorfilm. Und darum handelt es sich bei “The Void”. Keineswegs perfekt und fehlerlos, die oft dem knappen Budget geschuldet sind, aber spannend und kompetent, mit vielen hausgemachten Effekten und jenem irisierenden Flackern, das der großen Zuneigung zum Genre zu verdanken ist.
Die grundlegende Story ist schnell erzählt, auch wenn sie am Ende im Ungefähren zerfasert. Der alte Wunsch, den Tod zu besiegen führt fast zwangsläufig zu einer außer- respektive überirdischen Entität, deren Erweckung der Schlüssel dazu ist. Wie nicht anders zu erwarten, verselbstständigen sich die Ereignisse und am Ende ist Großreinemachen angesagt. Oder der Aufbruch in eine andere Welt, weil die alte kaputt ist.
Ausgangspunkt des Films ist die brutale Ermordung einer jungen Frau, die zuerst angeschossen, dann mit Benzin übergossen und verbrannt wird. Ihr Freund entkommt mit einer Schusswunde und wird vom Streife fahrenden Sheriff Daniel Carter (Ein Nachfahre Randolphs? Ein ehemaliger Cop namens Daniel Carter taucht auch in Jonathan L. Howards Roman “Carter & Lovecraft – Das Erbe” auf) aufgelesen und zu einem Krankenhaus in der Nähe gebracht. Das läuft nach einem Brand knapp besetzt im Notbetrieb und soll bald dichtmachen. “Assault on Precinct 13” stand offensichtlich Pate. Es dauert nicht lange und das Hospital ist von vermummten, Messer schwingenden Gestalten umzingelt. Die zwar mächtig nach Ku-Klux-Klan aussehen, aber keine brennenden Kreuze aufstellen. Das Dreieck ist ihr Erkennungszeichen, welches im weiteren Verlauf auf den Keller des Krankenhauses verweisen wird, wo etwas darauf wartet, die Schwelle in unsere Welt zu überschreiten.
Derweil gibt es im Innern des Gebäudes die ersten Besessenen, Toten und schleimigen Tentakelsichtungen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Bald tauchen auch die beiden Killer der Eröffnungsszene und entpuppen sich als Vater und Sohn-Gespann, das Jagd auf mörderische Angehörige eines Art Totenkults macht. Dessen Zentrum sich im Keller des Hospitals befindet. Als die Ex-Gattin des überforderten Sheriffs entführt wird, begibt er sich mit den beiden schießwütigen Rednecks in die Eingeweide des Krankenhauskomplexes. Im wörtlichen Sinn.
Handwerklich ist “The Void” ein kleiner Quantensprung gegenüber dem ruppigen “Father’s Day”, wobei das Plus nicht zu mehr Glätte führt, sondern der Atmosphäre und visuellen Dramatik zugutekommt. Gesplattert wird immer noch ordentlich, unnötige Exzesse bleiben indes aus, die blutigen Momente sind drastisch und graphisch unverblümt, verkommen aber nicht zum Selbstzweck. Die Reminiszenzen an die Vorbilder sind klar erkennbar, reine Plagiate bleiben aus. Ganz erreichen die Filmemacher die Qualitäten von “L’aldilà”, “Hellraiser”, “Assault on Precinct 13” und “The Thing” nicht, doch Intention und Machart sind vielversprechend.
Die Besetzung geht okay, ohne zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Schön ist das Wiedersehen mit Kenneth Welsh, Dale Coopers Mentor und Nemesis Windom Earle aus “Twin Peaks”. Auf nervige Teenies wurde verzichtet, und auch das Hauptfigur Sheriff Carter eher als überforderter Biedermann, der erst an seinen Ängsten wachsen muss, daherkommt, statt als tougher Supercop ist gut gelöst. Leider werden die Darsteller, was Dialoge und starke Emotionen angeht, des Öfteren im Stich gelassen. Man hangelt sich dennoch respektabel durch diverse hohle Gassen und Drehbuchlöcher. Vom Screenplay könnte man euphemistisch behaupten, dass es phasenweise zum Surrealismus ganz eigener Art neigt. Nehmen wir so hin und schwämmen bei all den Schauwerten und anderen positiven Aspekten locker drüber.
Schade ist, dass es zwar über lange Zeit unbehaglich wummert und dröhnt, der Film aber keinen eindringlichen Soundtrack besitzt. Musik, die gerade zur Wirkung von John Carpenters Filmen maßgeblich beiträgt, würde die wohl vorhandene visuelle Wirkung von “The Void” dezidiert unterstreichen.
So bleibt das Werk zwar eine Tentakelshow mit Mankos, weist aber augenfällig darauf hin, dass man in Zukunft noch einiges von den Filmemachern erwarten darf.
Cover und Fotos © Ascot Elite
- Titel: The Void
- Originaltitel: The Void
- Produktionsland und -jahr: Kanada 2016
- Genre: Action, Horror, Drama
Erschienen: 19.05.2017 - Label: Ascot Elite Home Entertainment
- Spielzeit:
90 Minuten auf 1 DVD
91 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Aaron Poole
Kathleen Munroe
Kenneth Welsh
Ellen Wong
Stephanie Belding
Art Hindle
Regie: Jeremy Gillespie
Steven Kostanski
- Drehbuch: Jeremy Gillespie
Steven Kostanski
- Musik: Blitz//Berlin
Joseph Murray
Menalon Music
Lodewijk Vos
- Kamera: Samy Inayeh
- Extras: Originaltrailer, Trailershow
- Technische Details (DVD)
Video: 16:9
Sprachen/Ton: Englisch DD 5.1, DTS-HD 5.1, Deutsch
Untertitel: D
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1920x1080p (2.39:1) @24 Hz
Sprachen/Ton: Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1
Untertitel: Deutsch
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Filminfos und Erwerbsmöglichkeiten @ Ascot Elite
Wertung: 10/15 schleimige Tentakel im dunklen Keller