Maurizio De Giovanni – Zwölf Rosen in Neapel (Buch)


Ungewohnte Krimikost von De Giovanni

Zwölf Rosen in Neapel
© Kampa

Mina Settembre ist Anfang 40 und arbeitet als Sozialarbeiterin im Spanischen Viertel von Neapel, um dort all jenen zu helfen, die sich in der Regel gar nicht helfen lassen wollen. Wie Ofelia, die Mutter der 11-jährigen Flor, die zuhause scheinbar sehr ungeschickt ist, da sie dazu neigt, des Öfteren die Treppe hinunterzufallen. Dies entspricht natürlich nicht der Wahrheit und so sagt Flor bei einem Besuch des Gynäkologen Domenico Gammardella, der ebenfalls für die Sozialeinrichtung – ein Büro von Mina entfernt – arbeitet, dass ihr Vater beabsichtigt, seine Mutter umzubringen. Mina und Domenico wollen helfen, doch Ofelia verweigert sich stur der Realität und will von einer Anzeige gegen ihren gewalttätigen Mann nichts wissen.

Derweil ist der Staatsanwalt De Carolis auf der Suche nach einem Serienmörder, der scheinbar willkürlich ausgesuchte Opfer mit einem Genickschuss aus einer Pistole der deutschen Offiziere des Ersten und Zweiten Weltkrieges richtet. Allerdings hinterlässt er dabei keinerlei Spuren, sieht man von den Vasen am Tatort ab, die jeweils zwölf Rosen enthalten.

Problem 1 und 2 – Die Mutter und der Busen

Vor allem orientiert sich der Roman an seiner Protagonistin Mina, die – von einer Scheidung abgesehen – gleich zwei Probleme hat. Sie wohnt nach der Trennung von ihrem Mann wieder bei ihrer cholerischen Mutter, die sich nur allzu gern in Minas Leben einmischt. Warum diese keinen Mann finde, während alle anderen Frauen nichts auslassen würden, kann sie nicht verstehen, wobei sie gerne in einen höchst ordinären Tonfall verfällt. Als wäre der häusliche Stress nicht genug, ist sie mit einem übergroßen Busen (Problem 2) gesegnet oder – je nach Sichtweise – gestraft, der eine größere Nebenrolle spielt. So ergötzt sich der kleine Hausmeister der Beratungsstelle nur allzu geifernd an dem furiosen Anblick und wenn er, unabsichtlich versteht sich, mal in Mina hineinläuft, landet sein Kopf genau in Höhe … Man fragt sich irritiert, was den erfolgreichen Krimiautor hier bewegt hat. Verbale Zoten am Rande des Sexismus oder nur Altherrenfantasie, wenngleich es nie zu expliziten Szenen kommt.

Dritte Serie von Maurizio De Giovanni

Der Autor des vorliegenden Buches ist hierzulande kein Unbekannter. Mit seinen lesenswerten Reihen um Ispettore Lojacondo („Das Krokodil“) und Commissario Ricciardi, hat er sich eine treue Leserschaft erschlossen. Seine nunmehr dritte, bereits verfilmte Reihe um Mina Settembre (in der Verfilmung gespielt von Serena Rossi) sorgt mit dem vorliegenden Band jedoch eher für verhaltene Freude. Nebenbei: Während das Buchcover mit „Der erste Fall für …“ wirbt, handelt es sich in der italienischen Originalserie um den bereits dritten Fall.

Eher schwarze Komödie oder doch ein Krimi?

Der Buchrücken zitiert die Zeitung La Republica mit den Worten „Humorvoller Noir“. Dem mag sicher zustimmen, wer den eingangs erwähnten Humor mag. Die Handlung besteht aus drei Erzählsträngen: Minas Privatleben inklusive der Probleme 1 und 2, der Rettungsmission für Ofelia sowie der Suche nach einem Serienmörder. Da alle Figuren recht skurril daherkommen, sprich ihre mehr oder weniger großen Macken haben, wundert es wenig, dass der Krimiplot meist im Hintergrund abläuft. So erscheinen Staatsanwalt De Carolis und Inspektor Gargiulo am Tatort, erörtern die Lage und befragen Zeugen, wobei auch hier recht trashige Dialoge, besser gesagt Monologe des Staatsanwalts, die Szenen prägen. Übrigens richtig gelesen: Dottore, Carabiniere, aber Inspektor statt Ispettore. Immerhin, eine gelungene Überraschung hat sich Maurizio De Giovanni kurz vor Schluss einfallen lassen, sofern man diese nicht schon frühzeitig erahnt. Bleibt eine Auflösung, die die meisten Krimifans enttäuschen dürfte.

  • Autor: Maurizio De Giovanni
  • Titel: Zwölf Rosen in Neapel
  • Originaltitel: Dodici rose aSettembre. Aus dem Italienischen von Susabbe van Volxem und Olaf Mathias Roth
  • Verlag: Kampa
  • Umfang: 285 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Juni 2021
  • ISBN: 978-3-311-12550-1
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite


Wertung: 8/15 dpt


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