Gunnar Kunz – Schwarzer Donnerstag (Buch)


Vom Blutmai zur Weltwirtschaftskrise 1929

Schwarzer Donnerstag
© BoD

Im Hinterzimmer eines Tätowierateliers wird die Leiche von Rasmus Gehler gefunden, dem, an die Heizung mit Handschellen gefesselt, eine Überdosis Kokain zum Verhängnis wurde. Seine Freundin, die Prostituierte Lina, hat ihn gefunden und die Polizei alarmiert. Kommissar Gregor Lilienthal übernimmt mit seinem Assistenten Edgar Ahrens die Ermittlungen, in die sich auch Gregors Frau Diana und sein Bruder Hendrik, der eigentlich an der Universität Philosophie unterrichtet, kräftig einmischen. Erste Verdächtige sind schnell ausgemacht. Uwe Rademacher, die rechte Hand des Ermordeten und zudem ein ehrgeiziger Rivale. Arnulf Rohde, der unschuldig für zwei Jahre im Gefängnis saß, da er für Gehler die Schuld auf sich nahm. Zum Dank spannte ihm Gehler seine Freundin Lina aus; ein grober Verstoß gegen den Ehrenkodex der Ringvereine. Genau dorthin führen Gregor seine Ermittlungen, doch die Ganovenehre verpflichtet bekanntlich zur Verschwiegenheit. Eine weitere Spur führt indessen zu der undurchsichtigen Bankiersfamilie Doehring, deren Sohn Zacharias ebenfalls Kunde bei Gehler war. Mangels Zeugen und dank größtmöglicher Verschlossenheit der Verdächtigen, treten die Recherchen wochenlang auf der Stelle. Derweil tobt in Berlin sowie der gesamten Weimarer Republik das Chaos.

Kriminalroman trifft Geschichtsstunde

„Schwarzer Donnerstag“ ist bereits der siebte Teil der lesenswerten Gregor-Lilienthal-Reihe, deren Vorgänger teils im Sutton Verlag und im Gmeiner Verlag erschienen, neuerdings aber bei Books on Demand (BoD) erhältlich sind. Wer die Reihe kennt, weiß, was passiert. Gunnar Kunz erzählt die Geschichte der Weimarer Republik, glänzend verpackt in einen kniffligen Kriminalfall mit sympathischen Figuren. Diese wären Gregor Lilienthal, der nach einer Verletzung im Ersten Weltkrieg selber eine Zeit lang morphiumsüchtig war, dessen Bruder Hendrik, dem nationalistische Studenten seine Vorlesungen zunehmend unerträglich machen und Gregors Frau Diana, die trotz der erst wenige Monate alten Tochter Lissi immer noch große Neugier für die Fälle ihres Mannes zeigt.

Die Ermittlungen führen Gregor in die Szene der Ringvereine, zu Drogen und Prostituierten. Zudem wird das Leben in der Stadt intensiv geschildert, denn es ist ja eine durchaus turbulente Zeit, spielt die Geschichte immerhin zwischen April und Oktober 1929. Man kann auch sagen zwischen dem sogenannten Blutmai und der Weltwirtschaftskrise. Vom 1. bis 3. Mai schlägt die Polizei einen Protest der Kommunisten mit brutalem Einsatz nieder. 33 Zivilisten werden getötet.

In der Folgezeit beschreibt Gunnar Kunz die politischen Geschehnisse ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam, wobei auch die gesellschaftlichen Veränderungen durch Erfindungen wie das Fernsehgerät oder den zunehmenden Verkehr, über eine Millionen Kraftfahrzeuge sind landesweit zugelassen, werden thematisiert. Die Themen Drogensucht und Selbstmord werden umfangreich beleuchtet und bei der Auflösung des Falles eine wichtige Rolle spielen. Nicht unerwähnt bleiben sollen die zahlreich von Hendrik eingestreuten Zitate namhafter Philosophen, die den Leser zum Nachdenken animieren (können).

Kurzum: Wer sich für die Weimarer Republik interessiert, findet hier kurzweiliges und informatives Lesefutter. Lohnt sich!

  • Autor: Gunnar Kunz
  • Titel: Schwarzer Donnerstag
  • Verlag: BoD
  • Umfang: 212 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Januar 2020
  • ISBN: 978-3-7494-87028
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite


Wertung: 13/15 dpt


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