Janka Kluge & Julia Monro (Hrsg.) – Einfach selbstbestimmt (Buch)


Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass endlich das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet wurde, was das diskriminierende Transsexuellengesetz endlich ersetzt. Das bedeutet für viele (darunter auch mich), dass endlich der richtige Name und das richtige Geschlecht im Personenstandsregister eingetragen werden und auch rechtlich auf die richtige Ansprache bestanden werden kann.

In dem Jahrzehnte übergreifenden Kampf für den selbstbestimmten Geschlechtseintrag sind immer wieder bestimmte Themen (oft absichtlich von TERFS und Rechten) aufgekommen – darunter die vermeintliche Gefährdung von Frauenschutzräumen, die vermeintliche “Frühsexualisierung” von Kindern und Jugendlichen und der vermeintliche Missbrauch des Selbstbestimmungsgesetz von Männern, um der Einbeziehung im Kriegsfall zu entkommen.

Schnell wird klar: Das Thema Trans wird gerade von Rechten verwendet, um ihre Polemiken und Fake News zu verbreiten oder Ängste zu schüren. Das war sogar so erfolgreich, dass es transfeindliche Paragraphen in das Selbstbestimmungsgesetz geschafft haben.

Als Antwort auf diese menschenfeindliche Rhetoriken haben Janka Kluge und Julia Monro im KiWi-Verlag den Sammelband “Einfach Selbstbestimmt” veröffentlicht, in dem Fachkräfte und Betroffene in unterschiedlichen Texten Themen der Trans-Debatte aufgreifen und sachlich diskutieren. 
Darunter gehören Texte von Psychologinnen zum Thema Transgeschlechtlichkeit in der Kindheit und der Diskussion der vermeintlichen “Trendhaftigkeit”, die Erfahrungen von Eltern mit trans Kindern, Detransition und ihre dazugehörigen Mythen so wie christlicher Glaube und das vermeintliche Verbot von Queerness.

Psychologinnen haben über ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen berichtet, von denen einige wegen des Verdachts auf Transgeschlechtlichkeit gekommen sind, von denen tatsächlich nur manche trans waren. Eltern von trans Kindern haben darüber berichtet, wie früh Kinder ihre geschlechtliche Identität reflektierten und das Ernstnehmen der Bedürfnisse ihrer Kinder lebensrettend war. Jemand mit Detransitionserfahrungen berichtete faktenbasiert, wie oft Detransitionen tatsächlich stattfinden (weniger als ein Prozent von trans Personen detransitionieren) und dass eine Detransition nicht bedeutete, dass sich Menschen ihrem bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht zugehörig fühlten.

Obwohl alle Texte anspruchsvolle Themen ansprechen, sind sie leicht zu verstehen und setzen kein großes Fachwissen vorraus. Die Texte waren dabei meist nur auf das Nötigste reduziert und bieten eine tolle Grundlage für weitere eigene Recherchen.

Das Buch selbst versucht durch unterschiedliche Perspektiven Fragen zu beantworten, die bei der ersten Konfrontation mit dem Thema Trans aufkommen können und zeigt, dass es gerade trans Menschen nicht darum geht, ihren Lebensweg anderen aufzuzwingen, sondern selbstbestimmt ihr Leben leben zu dürfen. Deswegen empfehle ich dieses Buch allen, die sich zum Thema Trans belesen möchten, ohne direkt ein Gender Studies oder Psychologie- und Biologiestudium anfangen zu wollen.

  • Autor*innen: Janka Kluge, Julia Monro, Nora Eckert, Thies Schönegge, Katrin Zachmann, Eli Kappo, Felicitas Ewert, Cornelia Kost, Sabine Maur, Kathrin Bach, Irina Nekrosov/a, Susanne Lilian Gössl, Hannah Sophie Strewe, Lea Marie Uria, Dorothea Zwölfer
  • Titel: Einfach selbstbestimmt – Texte zur Lebenswirklichkeit jenseits der Geschelchternormen
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Erschienen: 2024
  • Einband: Paperback
  • Seiten: 301
  • ISBN: 978-3-426-00585-1
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite
  • Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 13/15 dpt

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