Turbulente Zeiten in Leipzig
Ende Juni 1922. Ein Einbruch in München. Der Dieb hat es auf die Unterlagen der neuesten Erfindung von Professor Dorn abgesehen, der allerdings den Einbrecher überraschen und stellen kann. Bevor dieser aus dem Fenster und auf den Bordstein stürzt, gelingt Dorn ein tödlicher Kopfschuss. In einigen Wochen ist die Technische Messe in Leipzig, da will Dorn sein Wunderwerk vorstellen, wofür er allerdings noch ein Patent benötigt. Nicht sein einziges Problem, denn Gattin Eva-Maria will ihn unbedingt begleiten.
Wilfrid Nakaski ist aus der russischen Gefangenschaft zurückgekehrt und stellt zu seiner Bestürzung fest, dass aus der erwarteten Erbschaft seiner vermögenden Eltern nichts wird. Ganze 845 Mark haben sie ihm gelassen, Geld für eine Schiffspassage nach Amerika, wo man sich treffen wollte. Zuvor wurden Haus und Ländereien gut verkauft, doch das Schiff sank und mit ihnen die Eltern sowie ein Koffer voller Geld. Nakaski steht zudem in der Schuld von Tarassow beziehungsweise wird von diesem erpresst. Tarassow ist sehr gefährlich, denn er arbeitet für die Bolschewiki, die ihrerseits an dem Patent von Dorn interessiert sind.
Kriminalinspektor Paul Stainer befindet sich derweil mal wieder in einer tiefen Krise, denn in einem Waldstück wird die Leiche einer misshandelten und ermordeten jungen Frau gefunden. Es ist bereits die dritte Tote binnen drei Monaten. Seitdem hat Stainer einen Rückfall, der in nächtlichen Alkoholgelagen gipfelt. Gemeinsam mit Siggi Junghans, dessen Hochzeit mit Mona kurz bevorsteht, versucht er den Serientriebtäter zu stellen. Als sich die Wege aller Beteiligten kreuzen, droht die Lage außer Kontrolle zu geraten.
Letzter Teil der lesenswerten Paul-Stainer-Reihe
„Der rote Judas“, „Abels Auferstehung“ und „Engel des Todes“ hießen die ersten drei Teile der Paul-Stainer-Reihe, die im Jahr 1920 spielten. „Evas Rache“ ist der vierte und letzte Teil, spielt im Sommer 1922 und startet vor dem Hintergrund der Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau. Überhaupt wird es ungemütlich, denn die Hakenkreuzpartei setzt sich selbst in Sachsen langsam durch und Pauls Vater ist begeistert dabei, was zu weiteren familiären Spannungen führt.
„Evas Rache“ bietet einen gelungenen Abschluss der Reihe, wenngleich – ohne zu spoilern – eine Art „Fortsetzung“ durchaus möglich ist. Will verraten, Paul Stainer stirbt nicht. Es wäre schön, wenn dieser höchst ambivalente Protagonist erneut ermitteln würde, denn Stainer ist ebenso problematisch wie sympathisch. Die Kriegserlebnisse und seine Gefangenschaft rauben ihm noch immer den Schlaf, die Anblicke der toten Frauen noch mehr und dann wäre ja noch Edith, seine Frau, die vor zwei Jahren ermordet wurde. Eine neue Frau an seiner Seite ist nicht in Sicht, allerdings gibt es mit der Nachtclubbesitzerin Rosa Sonntag immerhin – sagen wir – eine Interessentin.
Der Plot ist in die drei oben dargestellten Erzählstränge unterteilt, die sich reihum abwechseln bevor sie später zusammengeführt werden. Es kommt zu nicht immer überraschenden Wendungen und das Finale hinsichtlich der titelgebenden Eva mag etwas vorhersehbar sein, gleichwohl überzeugt der Erzählstil des Autors einmal umso mehr. Die Stimmung der damaligen Zeit, die angespannte politische Lage insbesondere innerhalb der sogenannten Wächterburg, des Leipziger Polizeiamtes, wird gut eingefangen. An reichlich Action mangelt es ebenfalls nicht und so kommt schließlich jeder Krimi Fan auf seine Kosten. Man darf gespannt sein, was sich Thomas Ziebula als nächstes ausdenken wird.
- Autor: Thomas Ziebula
- Titel: Evas Rache
- Verlag: Rowohlt
- Umfang: 384 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: April 2024
- ISBN: 978-3-8052-0092-9
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Wertung: 12/15 dpt