Detective Nick Burkhardt (David Giuntoli), Ermittler bei der Mordkommission des Portland Police Bureau, hatte schon seit jeher ein sehr gutes Gespür für das Charakterwesen Verdächtiger und Nichtverdächtiger und vermag auch auf ihre Vergangenheit und auf zukünftige Motive zu schließen. Nun stellt er jedoch fest, dass diese Gaben weiter reichen als er je vermutet hatte, da er in diversen Mitmenschen Kreaturen aus Märchen zu erkennen in der Lage ist. Als seine Tante Marie (Kate Burton) bei ihm zu Besuch ist, wird sie von einem sogenannten “Wesen” attackiert und schwer verletzt. In ihren letzten Lebenstagen weiht Marie ihn in die Welt der Grimms ein: Er ist wie sie selbst ein Nachfahre der Gebrüder Grimm und weiß durch sie nun, woher seine Fähigkeiten stammen, Bestien in Menschengestalt, ebenjene “Wesen”, zu erkennen und die Menschheit vor ihnen zu schützen, indem er durch die Definition ihrer Gestalt auf potenzielle Absichten der Kriminellen und Bösen schließen kann und auch die Unschuldigen als solche zu identifizieren.
Von diesen Fähigkeiten, die bei der Aufklärung der Kriminalfälle äußerst hilfreich sind, dürfen seine Freundin Juliette und seine Polizeikollegen natürlich nichts wissen. Nick benötigt die Hilfe seines guten Freundes in spe, dem Uhrmacher Eddie Monroe (Silas Weir Mitchell). Der ist ebenfalls ein Wesen und gehört zur Spezies der Blutbader, und seine wölfischen Eigenschaften hat er mittlerweile einigermaßen gut unter Kontrolle – viel von dem, was sich Nick noch nicht erklären kann, kann ihm Monroe vermitteln, und ebenso bezieht der Detective einen großen Teil der Informationen aus den Büchern und Gegenständen, die ihm Marie in ihrem Wohnwagen hinterlassen hat – dessen Inneres ebenfalls ein Geheimnis bleiben muss.
Zusammen mit Kollege Hank Griffin (Russell Hornsby), dem mysteriösen Captain Sean Renard (Sasha Roiz) und Sergeant Wu (Reggie Lee) ergibt sich bei den Ermittlungen so manch brenzlige Situationen und Komplikationen, bei welchen Nick nun abwägen muss, wie er seine Gabe bei der investigativen und teilweise lebensgefährlichen Arbeit zu seinem Vorteil nutzen kann, ohne dass die anderen davon Wind bekommen, dass er ein Grimm ist und ihn womöglich für verrückt halten – erschwerend kommt hinzu, dass einige der kriminellen Wesen über extrem über- und unmenschliche Fähigkeiten verfügen, die kein Normalsterblicher je begreifen und ihn daher in Panik und Hysterie versetzen würden. Immer wieder wird Nick in die Kämpfe zwischen Wesen und Menschen sowie Wesen untereinander verwickelt und wird immer weiter in deren Strudel hineingezogen, und hierbei wird es stets schwieriger, das private und reale Leben von dem Leben in der Grimm-Welt getrennt zu halten.
Den Machern, die auch “Buffy – Der Vampir-Killer” und “Angel” erschaffen haben, ist mit “Grimm” eine recht kurzweilige Serie gelungen, die Horror-, Fantasy-, Mystery-, Drama-, Crime- und auch ein paar komödiantische Elemente zu einer runden Entität vereint. Es passiert zwar durchaus, dass man bei den sehr “teuer” aussehenden, liebevollen Morphings, wenn sich die Menschen für wenige Sekunden in Wesen verwandeln, statt einem Gruselgefühl großes Schmunzeln breit macht, doch letztendlich stehen diese kurz sichtbaren zweiten Gesichter eher metaphorisch für das geistige Wesen der jeweiligen Figur, sozusagen ihren Charakter, wobei hier und dort selbstverständlich auch mal ein wenig mehr Augenmerk auf spezielle Eigenschaften gelegt wird – so gibt es durchaus mal “Feuerteufel”, die durch körpereigene Lipide, die sie selbst erhitzen, Feuer speien können, andere Charaktere wiederum stoßen ähnlich einer Fledermaus Ultraschallwellen aus, die allerdings tödlich sind.
Mehrgleisige Stories sorgen für eine dynamische Spannung, denn neben in sich geschlossenen Kriminalfällen, die in der Regel eine Episode andauern, gibt es auch die ein oder andere, sich über mehrere Folgen erstreckende Geschichte zu erzählen, und genau so wird der Zuschauer Beobachter diverser Handlungsstränge, die sich von der ersten bis zur letzten Folge der Staffel ziehen und sich in weiteren Staffeln offenbar weiter entwickeln werden. Dies alles ineinander zu verweben, wurde in “Grimm” gekonnt verwirklicht. Qualitativ aufgewertet wird die Serie durch eine exzellente musikalische Untermalung, die zusammen mit den stimmungsvollen Bildern für eine sonderbare und intensive Atmosphäre sorgt. Auch die Farbgebung und die Farbspiele sind ein sehr einflussreicher Faktor und verstärken diese atmosphärische Komponente sehr.
Sparsam dosierte, aber effektiv eingesetzte brutale Szenen und Schreckmomente bringen eine Menge Thrill in diese Serie, und selbst, wenn man genau weiß, dass sich im nächsten Moment ein kleiner Schocker jegwelcher Art ereignen wird, kann man sich nie sicher sein, in welcher Zehntelsekunde es passiert – das Timing ist stets so, dass man nicht damit rechnet, dass man, obwohl man mit etwas rechnet, sich anhand der Unberechenbarkeit doch verrechnet hat, sodass man sich ausgerechnet in dem Moment erschreckt, in welchem man am wenigsten damit gerechnet hat.
Auch für emotionale Momente wird immer wieder gesorgt, wobei man diese Textur manchmal leider zu dünn gewoben hat, denn obwohl man mit den einzelnen Figuren mitfühlen kann, wirken die cineastischen Pinselstriche hier und dort manchmal etwas unbeholfen, und die ein oder andere Szene wirkt so gelegentlich ein wenig aufgesetzt. Als allzu dramatisch ist das keinesfalls zu bewerten, doch einen kleinen Schönheitsfehler stellt es unübersehbar dar. Anders sieht es da auf der humoristischen Ebene aus, denn neben der ein oder anderen Peinlichkeit und unerwarteter Situationskomik wissen beispielsweise der stets zu Scherzen aufgelegte Sergeant Wu, der sympathisch-verpeilte Monroe oder Kollege Hank durch ihre Eigenarten für heitere Momente.
In der Serie, in welcher durch die starke Verbindungen zu den Grimm-Märchen sehr viel deutsches und deutsch geprägtes Vokabular auftaucht – selbst in gedruckter Form, wenn Nick in alten Büchern blättert -, gibt es allerdings auch den ein oder anderen Kritikpunkt, der als Kinderkrankheit angesehen werden kann. So wurden in die CGI-Effekte zwar sichtbar säckeweise US-Dollar gesteckt, während so manches fließendes Blut nicht wie Blut aussieht, sondern wie zu stark mit Rote Bete eingefärbter Erdbeerjoghurt und so manch abgetrenntes Körperteil dann doch etwas zu künstlich anmutet.
Auch finden sich unter den zweiundzwanzig Episoden einige wirklich schwache, wobei besonders die vierzehnte Folge “Feuerteufel” durch Vorhersehbarkeit und eine etwas zu sehr an den Haaren herbei gezogene, zu konstruiert wirkende Story Kopfschütteln provoziert. Sowieso beschleicht den Rezensenten bei einer Handvoll Folgen das Gefühl, die Erzählung sei krampfhaft auf die einundvierzig Sendeminuten heruntergedampft worden – denn leider gibt es immer wieder mal so ein paar “Ja nee, is’ klar!”-Momente, bei welchen man skepsisschwanger eine Augenbraue lupft.
Wie in zahlreichen nichtdeutschen Serien ist auch bei “Grimm” die Synchronisation zu kritisieren, denn zu manchen Charakteren passt die Stimme nicht so wirklich bis überhaupt nicht. Ein Mittvierziger-Feuerwehrmann mit der “Dr. House”-Stimme Klaus-Dieter Klebschs? Wieso? Die neue Eddie-Murphy-Stimme von Dennis Schmidt-Foß für Nick Burkhardt? Warum? Und weshalb muss man die inflationär gebuchte “Castle”-Stimme von Tobias Kluckert auch noch für Hank verwenden? Wie schräg ist die Verwurstung von Santiago Ziesmers “Spongebob”-Stimme für das “Mausherz” Martin Burgess? Gibt es in Deutschland wirklich so wenige fähige Synchronsprecher, dass man von Serie zu Serie mindestens drei oder gar mehr vertraute Stimmen zu hören bekommt? Ist man akustisch ohnehin schon sensibilisiert, wird auch hier das Stimmeneinerlei zu einem hohen Irritationsfaktor.
Trotz markanter Schwachstellen – wobei die Letztgenannte ja lediglich dem deutschen Synchronstudio anzukreiden ist – ist die erste “Grimm”-Staffel eine unterhaltsame Angelegenheit, die man ohne weiteres auch mehrmals schauen möchte. Denn eines besitzt “Grimm” ohne Zweifel: Einen ganz eigenen Charme. Und der verzaubert dann doch. Irgendwie.
Cover & Szenenfotos © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: Grimm
- Originaltitel: Grimm
- Staffel: 1
- Episoden: 22 á ca. 41 Minuten
- Produktionsland und -jahr: USA, 2011
- Genre:
Mystery, Crime, Horror
- Erschienen: 22.08.2013
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
913 Minuten auf 6 DVDs
949 Minuten auf 5 Blu-Rays
- Darsteller:
David Giuntoli
Russell Hornsby
Bitsie Tulloch
Silas Weir Mitchell
Sasha Roiz
Reggie Lee
Bree Turner
Claire Coffee
und mehr… - Regie:
Marc Buckland
Norberto Barba - Produktion:
Jim Kouf
Sean Hayes
Marc Buckland
Steve Oster
Cameron Litvack - Idee:
Stephen Carpenter
David Greenwalt
Jim Kouf - Musik: Richard Marvin
- Extras:
– Deleted Scenes
– Cast Audition Tapes
– Gag Reel
– Grimm Guides
– Making Monsters
– Morphs
– Scares
– The Language of Grimm
– The World of Grimm
– VFX Progessions - Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1 Anamorph Widescreen
Audio: Deutsch, Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1,78:1 Anamorph Widescreen in HD
Audio: Deutsch, Englisch (DTS HD MA 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch - FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Englischsprachige Wikipedia-Seite (sehr detailliert und mit vielen
weiterführenden Unterseiten)
Alle Infos und Erwerbsmöglichkeiten zu den DVD/Blu-Ray-Boxen
Wertung: 10/15 dpt
Mich beschleicht das Gefühl, dass der Rezensent die Serie nicht so wirklich aufmerksam verfolgt hat, denn er verwechselt hier ständig die Begriffe Grimm und Wesen. Nur Nick Burkhardt ist ein Grimm, die anderen sind die “Wesen”. Das sollte man schon unterscheiden.
Außerdem liest es sich so, als wären Nick und Monroe schon lange befreundet, was aber nicht stimmt. Sie lernen sich erst in der ersten Folge kennen und von Freundschaft ist da noch nicht viel zu merken. 🙂
Ansonsten aber gute und stimmige Rezension, der ich bis auf die zwei angesprochenen Punkte uneingeschränkt zustimmen möchte, vor allem auch, was die Synchronisation betrifft.
Lieber Sternensucher,
vielen Dank erst mal für Deinen Kommentar und die lobenden und auch kritischen Worte. In der Tat habe ich mich bei der Definition ein wenig schwer getan, und da mag ich offenbar dann – trotz aufmerksamen Schauens! 😉 – doch ein wenig etwas durcheinandergebracht haben. Und stimmt, das mit Monroe ist nicht so optimal ausgedrückt. Die Rezension wird nachher noch entsprechend etwas korrigiert, denn Fakten wollen wir hier ja keine verdrehen. 😉
Beste Grüße
Chris
P.S.: Huch, das ist aber schmal hier.