«Masse war nur vom Namen her anwesend gewesen – ein gebändigter und bezwungener Schatten des sadistischen Ungeheuers, das ihr nachts noch immer den Schlaf raubte und sich von einem Ruf nährte, dem er nicht mehr gerecht wurde.»
Auch, wenn der Mörder Lethaniel Masse nur noch ein Schatten seiner selbst ist, jagt er Chief Inspector Emily Baxter nach wie vor eine Heidenangst ein. Sie hat ein tief sitzendes Trauma vom Ragdoll-Fall zurückbehalten. Als in New York ein Toter an der Brookly Bridge erhängt gefunden wird, das Wort „Köder“ in seine Brust geritzt, stürmen die zurückliegenden Ereignisse wieder auf sie ein. Kopiert jemand die Ragdoll-Morde? Baxter wird in die USA beordert, um das FBI und die CIA bei dem Fall zu unterstützen. Dann wird ein weiterer Toter gefunden – das Wort „Puppe“ prangt auf der Brust. Der Start einer brutalen Mordserie, die zwischen New York und London hin und her springt und die Ermittler vor zahlreiche Rätsel stellt. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, wer hinter dem grausamen Spiel steckt.
War im ersten Teil noch William Fawkes, genannt Wolf, einer der Hauptcharaktere, dreht sich in der Fortsetzung alles um Emily Baxter. Wolf ist nach dem Ragdoll-Fall spurlos verschwunden und hinterlässt bei Baxter eine tiefe emotionale Wunde. Dementsprechend bewegt sich die Handlung zwischen den Morden und der Figur Baxter. Die Londonerin steht recht stark im Fokus – durch ihre latent aggressive und rüpelhafte Art ist dies nicht unbedingt ein Vergnügen. Sicherlich ist es eine positive Abwechslung, eine so völlig untypische Frau und ihre eigenwillige Art, die Dinge in die Hand zu nehmen, zu verfolgen. Allerdings fällt es schwer, ihr überhaupt irgendetwas Sympathisches abzugewinnen. Sie nervt und manchmal möchte man ihr einfach eine runterhauen. Wenn sie doch mal Gefühle zeigt, wirkt dies aufgesetzt und unnatürlich – es passt nicht zu ihr.
Auch andere Charaktere, wie ihre rückgratlose Chefin Vanita oder die verschiedenen FBI-Agenten, lassen sich nicht gerade als Sympathieträger bezeichnen. Lichtblicke sind einzig ihr ehemaliger Kollege Edmunds und der CIA-Agent Rouche. Ihre Szenen zählen zu den wenigen Höhepunkten, sie selbst zu den wenigen interessanten Charakteren.
Die wenig schmeichelhafte Charakterzeichnung ist nur einer von vielen Gründen, warum es schwer ist, in die Handlung hineinzufinden. Der Anfang schleppt sich dahin und bis etwa zur Mitte des Buches ändert sich das kaum. Nach den ersten 100 Seiten erhält die Geschichte einen kleinen Auftrieb, aber einigermaßen spannend wird es erst ab Seite 250. Der Plot ist durchzogen von unzähligen Slapstick-Einlagen und witzig gemeinten Passagen, die aber leider größtenteils unsinnig und unpassend wirken. Sie lockern die Story nicht auf, sondern verzögern sie unnötig und sorgen nicht selten für genervtes Augenverdrehen beim Leser. Und als wäre das noch nicht genug, besticht das Buch zudem durch viel zu viele Logikfehler, um darüber hinwegzusehen.
Es lässt sich aber durchaus auch Positives finden: So ist die Inszenierung der Morde gut gelungen und durch den recht flüssigen, wenn auch sehr einfachen Stil lässt sich die Geschichte trotz der anfänglichen Längen zügig weglesen. Zum Ende hin wird es dann auch endlich richtig rasant. Den Abschluss bildet ein großer Cliffhanger, der neugierig auf den dritten Teil machen würde, wenn der zweite nicht so abschreckend gewesen wäre.
Fazit: Während „Ragdoll“ noch ein recht spannender, mitreißender Thriller war, kann die Fortsetzung leider nicht überzeugen. Es dauert zu lange, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt, die Charaktere sind größtenteils nervig und die Logik bleibt zu oft auf der Strecke. Insgesamt sind dies, trotz des Cliffhangers am Ende, keine guten Voraussetzungen für den dritten Teil.
Cover © Ullstein
- Autor: Daniel Cole
- Titel: Hangman
- Teil/Band der Reihe: Teil 2
- Originaltitel: Hangman
- Übersetzer: Conny Lösch
- Verlag: Ullstein
- Erschienen: 01/2018
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 480
- ISBN: 978-3-548-28921-2
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Wertung: 5/15 ausgelegte Köder