Bastian Zach – Donaumelodien / Praterblut (Buch)


Kurzweilige Reise ins Wien des 19. Jahrhunderts

Wien, 1876. Hieronymus Holstein erwacht mit dickem Kopf in einem ihn unbekannten Raum. Schnell ist er hellwach, denn im gleichen Raum befindet sich noch eine junge Frau, allerdings in ihre Einzelteile zerstückelt. Schon ist der Wachdienst auf dem Flur zu hören, es bleibt nur ein gewagter Sprung aus dem Fenster, den Hieronymus dank eines Baugerüstes überlebt. Was war geschehen? Am Vorabend lernte er eine charmante Dame namens Maria kennen, die sich ihm als Witwe eines Großindustriellen vorstellte. Man kam ins Gespräch und sagte zudem einigen Achtellitern Wein zu. Danach folgt ein Filmriss. Wer ist die unbekannte Frau und wer will ihm offensichtlich einen Mord anhängen?

Zusammen mit seinem Freund Franziskus Maria Rudolphi, dem “buckligen Franz”, macht er sich auf die Suche nach dem Mörder, doch zunächst müsste man erfahren, wer die tote, junge Frau überhaupt war. Johanna Kupka ist ihr Name, Tochter von Friedrich Nepomuk Kupka, dem zahlreiche Geschäfte auf dem Wurstl-Prater gehören und der von vielen nur “Prater-Papst” genannt wird. Dieser erfährt von den Nachforschungen der beiden Männer und stellt Hieronymus, den er zunächst als Täter verdächtigt, ein Ultimatum. In sieben Tagen rollt der Kopf des Mörders oder sein eigener.

Eine (nicht nur) schillernde Welt

Im auslaufenden 19. Jahrhundert ist Wien eine Stadt, in der die Gegensätze aufeinanderprallen. Im Prater trifft sich die feier- und sensationsgierige Masse, während die besseren Kreise den Ort meiden. Die, die es sich leisten können, leben in der Wiener Innenstadt, die anderen in der Vorstadt. So wie Hieronymus und Franz, die bei der aus Böhmen stammenden Anezka Svoboda ein Quartier gefunden haben, deren Mann meist durch Abwesenheit und starken Alkoholkonsum glänzt. Eigentlich verdient Hieronymus sein Geld als Geisterfotograf. Oft ist an ihrem Schindelwagen ein Schild zu lesen: “Zutritt verboten. Spiritist bei der Arbeit.”

Die Geisterfotografie wird ebenso detailliert vorgestellt wie das schillernde Leben im Prater mit all seinen skurrilen Gestalten. Eine eigene Welt, in der selbst Franz trotz seines verkrüppelten Anblicks nur schwer an Informationen kommt. Die Ermittlungen der Beiden führen sie in alle Gesellschaftsschichten, so dass neben anrüchigen Spelunken auch mondäne Festlichkeiten der Oberschicht mit mehr Kurtisanen als Kellnern nicht fehlen dürfen. Derweil tauchen zwei weitere Frauenleichen auf.

Im erzählerischen Mittelpunkt steht die Stadt Wien selbst mit ihren zahlreichen, sehenswerten Bauwerken, die teils heute noch zu bewundern sind. Auch die politische und gesellschaftliche Situation wird dargestellt. Die k.k. Polizei-Direction spielt hingegen nur eine nachgeordnete Rolle, ebenso wie das Privatleben der beiden Protagonisten, welches erst gegen Ende des Romans näher beleuchtet wird; verbunden mit einem Cliffhanger, der eine Fortsetzung offen lässt. Würde eine Serie unter dem Haupttitel “Donaumelodien” entstehen, wäre der vorliegende Buchtitel nachvollziehbar. So ist “Donaumelodien – Praterblut” einfach nur sperrig, um es wohlwollend zu formulieren. Alles in allem, nicht nur für Wiener und Österreicher ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Cover © Gmeiner

  • Autor: Bastian Zach
  • Titel: Donaumelodien – Praterblut
  • Verlag: Gmeiner
  • Erschienen: 05/2020
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 251 Seiten50-649-0
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 11/15 dpt


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