Unterschätze nie die Wirkung von Musik!
Seit vielen Jahren wird Musik genauso wie die Werbung ungefiltert und als Massenware konsumiert. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied – Musik hat direkte Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und kann vom Unterbewusstsein nicht gefiltert werden. Warum das so ist und wie sich Musik direkt auf uns und unser Befinden auswirkt, wollen wir die Künstlerin aus dem Musikbereich Lili Marleen Rankine fragen, die sich seit Beginn ihrer Karriere als Singer-Songwriterin auch mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. In folgendem Interview erklärt Lili u.a. Wirkung von Musik, insbesondere auch die Auswirkungen beispielsweise auf sensible Menschen oder Kinder.
Hallo Lili, was ist Deiner Meinung nach das Besondere an der Wirkung von Musik?
Musik hat etwas Einzigartiges. Klänge und Rhythmik sind beinahe so alt wie die Spezies Mensch selbst. Heute können wir es durch viele Analysen sehr einfach in Worte fassen. Egal wo man lebt, egal in welcher Kultur man aufgewachsen ist, es ist sehr simple: Musik berührt uns und spricht uns direkt an. Und ganz unabhängig von der Sprache oder unserer Herkunft, Musik ist eine Form der internationalen Verständigung.
Es ist tatsächlich so, dass Musiker sich auf Anhieb verstehen. Das erlebt man als Musiker selbst wenn man sich beispielsweise für ein gemeinsames Projekt mit internationalen Kollegen trifft, sich noch nie zuvor begegnet ist und postum mit der musikalischen Zusammenarbeit beginnen kann, ohne sich erst mal Zeit zu nehmen, sich persönlich kennenzulernen und auszutauschen. Das liegt nicht daran, dass Musiker sich nicht die Zeit nehmen, sich persönlich austauschen zu wollen, sondern schlichtweg daran, dass Musiker in einer sehr harmonischen Welt zu Hause sind. Musik ist Schwingung und Musik ist eine besondere Form der Kommunikation zwischen Menschen. Man kann es auch so sagen: Musik verbindet mit dem ersten Ton. Aus meiner Zeit als Kindercoach in Schulen konnte ich beispielsweise beobachten, sobald es zum Musikunterricht ging, lockerte sich angespannte Stimmung bei den Kindern. Denn Schule ist anstrengend und es wird viel abverlangt von Kindern. Vor allem langen stillsitzen und ruhig sein. Das ist für viele Kinder sehr energiefordernd. Die Musik war wie ein Türöffner. Sobald auch nur ein Instrument angespielt wurde oder begonnen wurde, zu singen, waren die Kinder in eine Art Glücks-Modus übergegangen. Und das ganz egal, aus welchem Land oder Kultur sie kamen. Natürlich hatte jeder der Kinder (1 bis 6 Klasse) seine eigene Art, damit umzugehen. Manche fingen an, dabei auch mit zu tanzen, manche lachten oder waren mit Beginn der Klänge aufgemuntert. Bei manchen Kindern, die beispielsweise öfters mit anderen Kindern stänkerten und eher weniger freundlich und aufgeschlossen anderen gegenüber waren, beobachtete ich, dass sie liebevoller im Umgang wurden. Die Klänge, die Musik hat ihnen ganz offensichtlich gutgetan und ihren Gemütszustand besänftigt. Und genau das ist auch bei uns Erwachsenen so ganz egal, wo wir leben oder aufgewachsen sind. Aber genau deswegen ist es nicht egal, welche Art von Musik gehört wird. Weil Klänge und Rhythmus direkt auf uns einwirken.
Spielt die Live-Performance von Musik dabei eine besondere Rolle?
Ja, auf jeden Fall. Live Performance hat sogar noch eine wesentlich stärkere Anziehung auf Menschen als Musik rein von einer CD oder Radio. Das liegt natürlich im Ursprung von uns Menschen. Der Mensch hat einen ganz anderen Zugang zu den Dingen im Leben, wenn sie von uns praktisch 1 zu 1 aufgenommen werden können. Also ganz direkt. Ein Instrument, das live gespielt wird oder eine Stimme, die live gesungen wird, haben eine ganz direkte Resonanz auf den Körper. Man kann auch sagen, Live gespielte Musik geht direkt durch den gesamten Körper durch.
Musik wird oft auch als Therapie eingesetzt. Was hältst Du davon?
Das ist eine sehr gute Frage und ich finde, sie ist besonders in dieser Zeit auch als sehr wichtig zu betrachten. Es sind im Grunde genommen ja alte Gebräuche aus altem Wissen, das Musik heilend wirkt. Auf Menschen, Tiere und Pflanzen. So sagten es schon die Griechen. Sie gingen sogar noch etwas weiter und waren der Ansicht, Musik habe sogar Steine zum Weinen gebracht. So haben eben viele alte Völker, viele alte Kulturen ihre Beobachtungen zur Wirkung von Klängen von Musik an uns weitergegeben. Aus meiner Erfahrung und Beobachtung heraus, wie meine eigenen Songs auf Menschen insbesondere Kindern wirken, halte ich sehr viel davon, Musik begleitend als Therapie einzusetzen. Oft wird mir gesagt, dass meine Musik beruhigt und entspannt, dass sie friedlich stimmt und fröhlich macht. Auch ich habe eine bestimmt Musikauswahl in meiner Sportzeit oder während meines Abiturs gezielt eingesetzt. Da gibt es beispielsweise Musikzusammenstellungen aus der Klassik, die zu mehr Konzentration verhelfen können.
Das ist sehr spannend und es gibt für viele Bereiche Musik und Klänge, die dabei helfen oder unterstützen, die Dinge leichter und kontinuierlicher umzusetzen. Noch ein Beispiel aus der Trauma-Behandlung, in der Musik und Klänge gezielt die im Gehirn verfestigten posttraumatischen Erinnerungen in homöopathischen Dosen, also sanft lösen können.
In jedem Leben gibt es schwierige und traurige Situationen zu überstehen und oft ist es auch so, dass uns in diesen Situationen eben Musik oder bestimmte Songs helfen, und manchmal genau die, die uns in der Kindheit oder Jugend geprägt oder begleitet haben. Man geht zurück in eine heile, behütete Welt und kann dort besser seine Wunden des Lebens heilen lassen. Das ist eine ganz natürliche Form von Therapie.
Sicherlich kennt das fast jeder Mensch auf der Welt, dass Musik bei Liebeskummer heilend wirken kann. Aber, und das wissen viele von uns, in solchen Stimmungslagen kann Musik und können Klänge auch noch weiter den Schmerz forcieren. Das ist beispielsweise für Eltern auch sehr hilfreich zu wissen, um es schneller zu erkennen, denn wenn Kinder den ersten Liebeskummer haben, geraten sie in eine sehr schwierige Phase. Legen sie dann noch eine dramatische Musik auf oder spielen den Song des Verflossenen oder der Verflossenen rauf und runter, wirkt das ungefiltert auf ihren Gemütszustand. Am Anfang kann es positiv sein, aber man muss eben auch wieder raus aus den dramatisch schweren Emotionen. Ich weiß, dass manche Eltern dann ganz intuitiv handeln und die Musik, in das sich ihr Kind gerade reinsteigert, ausschalten. Beides ist eine Form von intuitiver Therapie. Sich in die Musik hineinsteigern und die Musik aber auch abschalten, um diese Therapie auch wirken zu lassen.
Hilft Musik den Menschen mit der Gefühlswelt besser klar zu kommen?
In den Momenten, wo wir denken, dass die Musik, die uns hilft, von jemanden stammt, der ähnlich fühlt wie wir oder auch noch genau das in seinen Texten singt, was wir gerade fühlen, genau in dem Moment fühlen wir uns verbunden und schon nicht mehr ganz so überwältigt und überfordert von unserer Gefühlswelt. Auch negative Emotionen wie Wut und Ärger können wir durch das Hören von Musik besser verarbeiten. Allerdings passt das auch nicht immer und auch nicht bei jedem. Es gibt Menschen, die in solchen Momenten auch gar keine Musik hören können. Eben weil Musik Emotionen auslöst, verstärkt und auch noch trauriger machen kann.
Goethe sagte einst: „In größter Not und in höchstem Glück bedürfen wir des Künstlers.“ Ich kann ihm da nur zustimmen. Und sicherlich meinte er nicht nur die Musik allein. Auch Songtexte, Gedichte, Geschichten, Bildkunst, Tanzkunst, Theaterkunst, jegliche Form von Kunst begleiten eben seit jeher das Leben des Menschen. Besonders Musik berührt uns emotional und wir fühlen uns als Mensch in diesem großen Universum, mit all den vielen Aufgaben, die jeder hat, weniger allein. Das hilft, das baut auf und gibt auch unterbewusst Energie zurück.
Hast Du für uns eine Art wissenschaftliche Erklärung für die starke Wirkung von Musik?
Nun, es gibt die Theorie, dass Hören insofern als die „erste Sinneswahrnehmung“ gilt, da wir bereits im Mutterleib Geräusche wahrnehmen konnten. Viele Psychologen führen die unmittelbare und ergreifende Wirkung der Musik auch darauf zurück, dass sie uns gewissermaßen in diesen Zustand zurückversetzt. Forschungen zeigen, dass es tatsächlich wichtige und prägende Wahrnehmungen gibt, die noch vor unserer Geburt stattgefunden haben. Allerdings kann ich aus meiner Erfahrung während meiner Radiotätigkeit in einem Sender für Menschen u.a. mit Gehörlosigkeit sagen, dass auch diese Menschen Musik wahrnehmen. Denn Musik hat etwas ganz Wesentliches. Schwingungen. Und diese Schwingungen nimmt der Körper auch ohne Hören wahr. Wenn man Musik hören kann, wirkt die Schwingung im Einklang mit der Melodie zwar gefühlt zeitgleich, aber der menschliche Körper selbst ist der Resonanzkörper und nimmt die Schwingung auch ohne Hören auf. Wir kennen das von basslastiger Musik. Wie beim Instrument oder beim Singen entstehen Töne, die als Schwingungen auf den Körper treffen. Ich bin kein Wissenschaftler und hab auch noch nie an wissenschaftlichen Studien teilgenommen. Aber als Musiker bin ich natürlich intensiv damit beschäftigt, Musik zu verstehen, weil ich Musik lebe, sie in mir trage und mich und damit meine Welt ausdrücke. Und auch ich spüre die starke Wirkung von Musik, von anderen Musikern und auch von meiner eigenen Musik. Wenn ich sie komponiere, wenn ich sie am Klavier einspiele, in diesen Momenten bringe ich meine Stimmung, meine Gefühle, meine Schwingung mit hinein. Daraus formt sich die Musik in seinen Tönen. Ich denke, wissenschaftlich gesehen ist wohl die stärkste Wirkung von Musik, die Schwingung selbst.
Fazit
Besonders bei sensiblen Menschen kann Musik unverblümt ihr volles emotionales Potenzial entfalten. Wer kann sich der Besonderheit musikalischer Erlebnisse entziehen? Dies hat Lili Marleen Rankine erkannt und möchte möglichst viele Menschen daran teilhaben lassen. Lili ist Singer-Songwriterin sowie Musik- und Videoproduzentin. Sie schreibt ihre Songtexte und die Musik dazu selbst, singt und performt diese. Sie arbeitete schon mit internationalen Musikern zusammen für Musikprojekte und ihre Musikproduktionen, die sie bereits auf 2 CDs veröffentlicht hat. Lili steht vor und hinter der Kamera – für ihre Musikvideos und Projektvideos mit anderen Künstlern. Sie findet sie Inspiration zu ihrer Musik in den Geschichten aus ihrem eigenen Leben und Begegnungen mit anderen Menschen und in der Liebe. Ihre Genres: CountryPop, Motown, GospelPop & Soul.
Weitere Informationen zu Lili Marleen Rankine findet ihr auf der offiziellen Webseite.