Gallert / Reiter – Todestreue (Buch)


Todestreue
© Ullstein

Peter Gallert, Jörg Reiter – Todestreue (Buch)

Out in bad standing

Sarah Bauer leitete einst einen Jugendtreff in Duisburg, wo sie die Türkin Yildiz kennenlernte. Diese bittet sie nun darum, dass ihr Mann, der Polizeiseelsorger Martin Bauer, mit ihrem Freund Leon sprechen soll, da sie befürchtet, diesen an die Death Riders zu verlieren. Bauer sucht Leon auf dem Gelände des Rockerclubs auf, wo eine große Party geplant ist – zu Ehren Leons, der in den Club aufgenommen werden soll. Das Treffen endet für Bauer ebenso schnell wie schmerzhaft. Einen Tag später wird auf der Schrottinsel im Duisburger Hafen, dem größten Schrottplatz Europas, in einem Wagen eine Frauenleiche gefunden. Der Wagen stand schon in der Presse, doch der Kofferraumdeckel sprang auf, sonst wäre die Leiche wohl nie entdeckt worden.

Bei der Frau handelt es sich um Roswitha Paesch, die Bauer bei dem Bikertreffen in Begleitung des Vice-President gesehen hatte. Unter der Leiche findet man einen Trommelrevolver, bei dem es sich um die Tatwaffe handelt. Kommissarin Verena Dohr vom KK11, Kommissariat für Mordermittlungen, übernimmt den Fall und hat schnell einen Verdächtigen: Leon, dessen Fingerabdrücke sich auf der Tatwaffe befinden.

Fall drei der Martin-Bauer-Reihe

Peter Gallert und Jörg Reiter legen nach „Glaube Liebe Tod“ und „Tiefer denn die Hölle“ mit dem vorliegenden Roman „Todestreue“ bereits den dritten Teil der Martin-Bauer-Reihe vor, in der der gleichnamige Polizeiseelsorger den ungewohnten Protagonisten gibt. Allerdings ist der evangelische Geistliche normalerweise sehr eng mit seinem Job verbunden, denn er nimmt seine Klienten ernst und setzt sich für diese ein, wobei er nicht selten seine Zuständigkeiten klar überschreitet, was ihn im Polizeipräsidium nicht überall beliebt macht. Doch zurzeit lässt er es eigentlich sehr ruhig angehen, denn er ist vor vier Monaten zum zweiten Mal Vater geworden und seitdem in Elternzeit. Allerdings kann er seiner Frau den Wunsch, der jungen Yildiz zu helfen, nicht abschlagen.

Der Plot setzt sich aus drei Schwerpunkten zusammen. Die Beziehung zwischen Yildiz und Leon, der schon zu Schulzeiten als Schläger berüchtigt war und später einige Zeit im Gefängnis verbrachte. Für Yildiz Eltern der denkbar ungeeignetste Kandidat und für ihren Bruder Timur der oder das allerletzte. Gelegenheit also, Einblicke in die unterschiedlichen Kulturen zu geben, wobei sich dies im zweiten Handlungsstrang fortsetzt. Die Death Riders waren ein kleiner Club, haben sich aber mit einem türkischen Chapter zusammengetan. Seitdem sind die Fronten innerhalb des Clubs verhärtet, man kämpft um Einfluss in den eigenen Reihen und, zuvor undenkbar, man strebt in den Drogenhandel. Die Einblicke in das Rockerleben sind sehr lebendig und zeigen zudem auf, was passiert, wenn ein Mitglied den Verein verlässt. Geschieht dies nämlich im negativen Fall, ein sogenanntes „Out in bad standing“, so gilt die betroffene Person als vogelfrei. Der dritte Erzählstrang sind die polizeilichen Ermittlungsarbeiten beziehungsweise die Bemühungen Bauers zu helfen.

Dohr hat es im Team nicht leicht, da ihr Stellvertreter Karman ihren Job haben will und nach Kräften intrigiert. Unterstützung erhält er dabei von Polizeidirektor Lutz, der von einer Frau als Chefin des KK 11 ohnehin nichts hält. Die Polizeiarbeit wird ordentlich und authentisch geschildert, wobei sowohl Dohr wie auch Bauer in puncto Kompetenzüberschreitung und Informationsweitergabe auf dünnem Eis wandern.

Leon, polizeilich gesucht, ergreift die Flucht, wodurch im weiteren Verlauf ein kleines Roadmovie entsteht, welches neben der einen oder anderen Wendung reichlich Action bietet. Die Auflösung des Mordfalls ist zwar wenig überraschend, alles in allem aber bietet „Todestreue“ gute und spannende Unterhaltung.

  • Autoren: Peter Gallert, Jörg Reiter
  • Titel: Todestreue
  • Verlag: Ullstein
  • Umfang: 432 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Juli 2020
  • ISBN: 9783548060385
  • Produktseite


Wertung: 11/15 dpt


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