S. Schweizer, M. Seitz – Siegfried (Buch)


Eine lebensgefährliche Suche durch die Abgründe des deutschen Faschimus

© mainbook
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Dies ist der zweite (unabhängig zu lesende) Teil der Wagner-Trilogie von den Autoren Michael Seitz und Stefan Schweizer. Der erste Teil ist der beachtete Polit-Thriller Götterdämmerung. Der dritte Band der Trilogie, Walhalla erscheint 2023.

Der Politik-Journalist Tscharly Huber sucht nach seiner Tochter Milla, die seit einigen Jahren abgetaucht ist und ganz offensichtlich Verbindungen zur rechtsextremen Szene hat.
Ausgelöst durch seine Recherchen und durch ein gefährliches Dossier, welches seiner ehemaligen Partnerin Kira zugespielt wird, beginnt der Kampf. Das Dokument behandelt empfindliche Informationen zu rechtsterroristischen Umsturzplänen – zum Tag X, auf den sich die Nazis akribisch vorbereiten.
Auf der verzweifelten Suche nach seiner Tochter gerät Tscharly in das Fadenkreuz seiner gewaltvollen Gegner*innen. Und auch Milla selbst stürzt sich immer tiefer in das Schlammloch Faschismus, in dem sie endlich ihre wahre Familie gefunden glauben scheint. Und diese hat für die junge Frau und ihren Sohn Siegfried Großes wie Schreckliches geplant!
Inmitten von politischen Intrigen stehen rechte Revolutionäre, knallharte Geheimdienstler und kaltblütige Auftragskiller dem ehemaligen Kriegsreporter Tscharly und seiner Kollegin Kira entgegen.
Heiße Informationen, erpresserische Geheimnisse und tödliche Kugeln wechseln schneller die (Buch)Seiten als man lesen kann.

Einer der Autoren unterhält Kontakte zur rechten Szene und lässt exklusive Einblicke in die Lebenswelt der Faschist*innen mit in das Werk einfließen. So beleuchtet der Faction-Thriller unterschiedliche Bereiche der nationalsozialistischen Verbindungen und Organisation. Es finden zum Beispiel die sogenannten „Nazi-Siedlungen“ eine Erwähnung, also Dörfer, die von Rechten bevölkert werden, um ihre braune Gesinnung ungestört ausleben zu können und sich noch weiter radikalisieren. Aber auch die nationalen wie internationalen Beziehungen werden deutlich, wie dicht das Netzwerk bereits gesponnen wurde und wie hilflos die Politik diesem Treiben zusehen muss – oder sogar selbst mitwirkt.
Ebenfalls wird die Bedeutung der nordischen Mythologie für das rechte Weltbild aufgezeigt, wie scheinbar harmlose Runen (man erinnere sich an das zackige SS) oder andere nordischen Symbole entfremdet werden. Solche Zeichen sind als Tätowierung, Kette oder als Kleideraufdruck für Otto-Normalverbraucher*innen leicht zu übersehen oder bleiben verschlüsselt. Im Milieu sind sie jedoch eindeutiges Kennzeichen. Desto erfreulicher, dass die Autoren auch solche vermeintlichen Kleinigkeiten in ihr Werk mit eingeflochten haben, um ein detailliertes und authentisches Bild der rechten Szene zu gestalten.
Wie es einem spannenden Thriller gebührt, gewähren die Autoren tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der unterschiedlichen Figuren. An einigen Stellen sind die Gefühle jedoch seltsam starr und steif. So trauert eine Figur nach einer hochgegangenen Bombe ihrem zerstörten Auto hinterher – nicht jedoch der geliebten Person, die in eben jenem Auto gesessen hat.

Die Geschichte und Charaktere knüpfen zwar an den ersten Teil Götterdämmerung an, jedoch lassen sich die Teile unabhängig voneinander lesen. Die vergangenen Erlebnisse der Figuren werden immer wieder kurz angerissen, so dass man sich problemlos ein Bild der Vergangenheit machen kann.

Wer sich für das Thema weiter interessiert, sind die Werke von Tobias Ginsburg zu empfehlen. Hier eine Rezension zu seinem Werk Die letzten Männer des Westens.


Wertung: 11/15 dpt

  • Autoren: Stefan Schweizer und Michael Seitz
  • Titel: Siegfried
  • Teil der Reihe: 2. Teil der Wagner-Trilogie
  • Verlag: mainbook
  • Erschienen: 2022
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 306
  • ISBN: 9783948987602
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite
  • Erwerbsmöglichkeiten


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