Feminismus gibt es nicht nur in Deutschland und den USA. Konflikte über Abtreibungsrecht, Gender Pay Gap und Femi(ni)ziden gibt es auch in Ländern, in die deutsche Touristen gerne nach ihrem Lebenssinn oder billigen Alkohol und Tabak absteigen.
Deswegen ist das Buch “Queerfeministische Positionen – Ausgangspunkt: Südamerika und die Karibik” (herausgegeben von Veronica Orsi aus der Reihe resistance & desire vom Unrast-Verlag) wichtig, um einen Blick aus der eigenen Bubble zu werfen und sich vom Engagement und Protest anderer Länder inspirieren zu lassen.
Die resistance & desire-Reihe wird vom bildungsLab herausgegeben, das sich aktiv mit Protest in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen – wie ebenen Feminismus, Freund*innenschaft, Essstörungen oder Kolonialismus – auseinandersetzt.
In “Queerfeministische Positionen” wird der Blick auf Aktivismus und Protest in Südamerika und der Karibik gelenkt und gefragt was Körper und Körperlichkeit mit Politik zu tun hat, wie Institutionen wie Museen mit der noch immer stattfindenden kolonialen Ausbeutung umgehen sollen, wieso Daten und Sprache wichtig sind, um gegen Femi(ni)zide vorzugehen und wie wichtig Gefühle sind, um sich gegen (männliche) Gewalt zu wehren.
So teilen die Autor*innen in kurzen Geschichten, wissenschaftlichen Texten und Essays Perspektiven und Erfahrungen über das Zwischenspiel zwischen Begehren und objektiviert werden, performativen Protest indem mit menschlichen Körpern die Konsequenzen ausbeuterischer Strukturen zur Schau gestellt werden und über den Mut von FLINTA* für ihre Rechte zu kämpfen, obwohl Femi(ni)zide de facto legal sind.
Das Buch war wegen diesem kritischen und konstruktiven Inhalt inspirierend. Zu erfahren, wie andere Menschen für die Rechte von schlechter gestellten Kämpfen, wie kreative Lösungen gefunden werden und Menschen, obwohl der Kampf für Menschenrechte noch immer mit Gewalt beantwortet wird, nicht aufgeben ist berührend. Für meine eigenen Ehrenämter und politische Arbeit konnte ich viel mitnehmen.
Das Buch ist dabei eine anspruchsvolle und anregende Mischung aus komplexer Theorie, inspirierenden Geschichten über Widerstand, und nachdenkliches Reflektieren über ausbeuterische Institutionen und eurozentrische Wissensproduktion und Alleinherrschaft. Deswegen möchte ich allen das Buch empfehlen, die sich in ihrem Kampf für Menschen inspirieren lassen oder mit der Lebenswirklichkeit von FLINTA* in anderen Ländern auseinandersetzen möchten.
- Autor: Veronisa Orsi (Hrsg.), Katya Meyer, Carolina Tamayo Rojas, Rafa Wahl-Herrera, Lola Bhajan, Trovania Delille, Carla Bobadilla, Valentina Buitrago Garcia
- Titel: Queerfeministische Positionen – Ausgangspunkt: Südamerika und die Karibik
- Verlag: Unrast
- Erschienen: 2024
- Einband: Paperback
- Seiten: 116
- ISBN: 978-3-89771-381-9
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 13/15 dpt