Vom 16. bis 20. Oktober 2024 fand die 76. Frankfurter Buchmesse statt – und auch ein Teil der booknerds-Redaktion war vor Ort, zusammen mit 230.000 weitere Besucher*innen. Wer auch immer behaupten möchte, dass Lesen uncool sei, oder dass das gedruckte Buch aussterben würde – dem hat Frankfurt im Oktober mal wieder das Gegenteil bewiesen. Dies besagt auch die offizielle Pressemitteilung der Messe, laut der es in allen Bereichen Zuwachs gab. Nicht zuletzt wurde medial auch immer wieder das neueröffnete New Adult und Romance Areal besprochen, mit dem die Messe auf den riesigen Besucher*innen-Andrang im letzten Jahr reagiert hat. In den üblichen Berichten der journalistischen Medien blieb die Berichterstattung jedoch sehr einseitig und vor allem oft schlecht recherchiert. Da wurden New Adult und Romance mit Dark Romance gleichgestellt und in vielen Medien eher kopfschüttelnd und belächelnd darüber gesprochen, statt sich über die tatsächlich große Bandbreite dieser Genres zu informieren. Gleichzeitig wird von der Außenwelt nun automatisch erwartet, dass man auch diese Genres lesen würde, wenn man erzählt, dass man über Bücher bloggt oder schreibt.
Dass Frankfurt gleichzeitig auch die größte internationale Fachmesse ist, auf der Geldbeträge verhandelt werden, bei denen mir persönlich schwindelig wird; dass genau dieses internationale Flair einen Großteil des Charmes ausmacht; dass auch Comics und Graphic Novels dieses Jahr mehr Raum eingeräumt wurde; dass die Messe rechte Verlage nach wie vor nicht ausschließt UND dass durchaus Bücher fernab der bereits genannten Genres existieren, kam in der Berichterstattung häufig zu kurz. Dieser Aufgabe möchte ich mich deswegen hier annehmen. Da ich glücklicherweise schon ab mittwochs vor Ort sein konnte, habe ich einige Termine bei Verlagen wahrnehmen können, durchs bestehende und kommende Programm gestöbert und tolle Gespräche mit anderen Lesenden und Verlagen geführt!
Los ging es für mich beim Foliant Verlag , einem kleinen unabhängigen Verlag unter der Leitung von Thorsten Frank, der sich mit einer Auswahl von aktuell vier Buchreihen ganz der Phantastik verschrieben hat. Sowohl ältere Kinder und Jugendliche, wie auch Erwachsene kommen hier auf ihre Kosten. Für mich sind beispielweise “Black Witch” von Laurie Forest und “The Spooks” von John Delaney auf meiner Wunschliste gelandet.
Ein weiterer unabhängiger Verlag den ich neu entdecken und besuchen durfte, der aber tatsächlich schon seit 1995 existiert, war der Verbrecher Verlag. Seinem Namen so gar nicht gerecht werdend, wurden wir dort sehr sympathisch empfangen und auch das Programm für 2025 hörte sich wirklich gut und kein bisschen illegal an. 😉 Die Cover bestechen durch Klarheit ohne viel Schnickschnack, der Inhalt der Bücher ist meist belletristisch, dabei oft mit zeitgenössisch relevanten Inhalten. Aber auch politische Sachbücher und Lyrik, Kunst und Comics gehören zum Repertoire. Ein Buch, das zuletzt viel Aufmerksamkeit erregte war z. B. “Schrödingers Grrrl” von Marlen Hobrack.
Ein Programm, das mich absolut begeistern konnte und bei dem so gut wie jedes Buch aus dem neuen Programm auf meine Wunschliste gewandert ist, war das von crosscult, von denen ich hier auch schon einige Bücher besprechen durfte. Ich schwöre, meine Begeisterung lag nicht nur daran, dass ich den neu erschienene Mystery-Thriller “Die Honeys” von Ryan LaSala inklusive einer Goodiebag direkt mitnehmen durfte, und auch nicht an der leckeren Verpflegung! Crosscult steht schon lange nicht mehr nur für Manga und Comics, sondern mittlerweile auch für eine Vielzahl an phantastischen Romanen, häufig mit einem feministischem Twist. Im kommenden Jahr erwarten uns einige Reihenfortsetzungen, aber auch Neuerscheinungen von Übersetzungen, die von Kenner*innen der englischsprachigen Dark-Fantasy, Mystery- und Gothic-Horror-Bubble schon sehnsüchtig erwartet werden. Einen sehr guten Überblick bietet der Verlag selbst auf seiner Instagram-Seite.
Das i-Tüpfelchen meiner Termine mit und bei unabhängigen Verlagen war allerdings das #booksmeetspizza-Blogger-Treffen, zu dem das “Schöne Bücher“-Netzwerk eingeladen hatte. Das Netzwerk schließt sich aus verschiedenen unabhängigen Verlagen zusammen, von denen einige beim Treffen anwesend waren. Eingeladen wurde mit einem exklusiven goldenen Blogger-Ticket ins Haus des Buches in der Frankfurter City, wo wir dann, mit Blick auf die Skyline zur Abenddämmerung und bei kühlen Getränken, einen Einblick in die Arbeit der unterschiedlichen Verlage bekamen. Im Anschluss gab es Pizza, viele tolle Buchgespräche, es durfte gestöbert und sich für Rezensionsexemplare eingetragen werden. Die Verlage haben sich alle unglaublich viel Mühe gegeben und es war ein tolles Event, bei dem ich nächstes Jahr gerne wieder dabei wäre. Auf der Homepage des Netzwerks könnt ihr sehen, welche Verlage anwesend waren. Mir persönlich besonders im Gedächtnis geblieben, sind der Second Chances Verlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, von anderen Verlagen nicht fortgeführte Reihen wieder aufzulegen. Ins Schwärmen geraten bin ich auch beim Kinder-Comic “Enola & die fantastischen Tiere” von Edition Helden, die damit auch lesemuffelige Kinder zum Lesen animieren wollen. Angefragt habe ich dann letztendlich ein Buch bei Stroux Edition, und bin schon sehr gespannt auf “Das geheime Leben in der Stadt” von Hanna Bjorgaas.
Kein unabhängiger Verlag und trotzdem einen sehr warmherzigen Empfang gab es bei Bastei Lübbe. Zunächst bei der Programmvorstellung von Pola und Eichborn. Besonders Pola ist ein wirklich interessantes Imprint von Lübbe, dessen allgemeines Programm ich persönlich als neue Unterhaltungs- und Gegenwartsliteratur für selbstbewusste Frauen von zwanzig bis fünfunddreißig Jahren – oder die, die es noch werden wollen – beschreiben würde. Ich durfte mir “Strong Female Character” von Fern Brady mitnehmen, aber auch die anderen Titel stehen weit oben auf meine Wunschliste. Eichborn wartet nächstes Jahr wieder mit einem neuen Titel von R. F. Kuang, die auch “Yellowface” und “Babel” schrieb, auf – und ich bin sehr gespannt!
Als krönenden Messeabschluss organisierte Lübbe dann noch ein Bloggertreffen mit Elli Kolb, der Autorin von “9 Grad”. Im Roman geht es ums Eisbaden und die sehr sympathische Autorin erzählte von ihren persönlichen Erfahrungen damit und was sie dazu bewogen hat, das Buch zu schreiben.
Die Frankfurter Buchmesse war für mich also von vielen Neuentdeckungen geprägt und ich hoffe, ich konnte euch als daheimgebliebene ein paar Impulse mitgeben. Mein Hotel für nächstes Jahr ist bereits gebucht und ich würde am liebsten jetzt schon wieder mit der Planung beginnen!