R. S. Moule – The Fury of Kings (Buch)

Epische Fantasy ist etwas, das sich mittlerweile bei den großen Publikumsverlagen immer seltener findet und auch allgemein nicht mehr ganz so populär ist, wie es einmal war. „The Fury of Kings“ von R. S. Moule ist beim dtv-Verlag dementsprechend auch nicht zur Messezeit im Frühjahr oder Herbst, sondern bereits Anfang 2025 erschienen.

Der Klappentext verspricht, in guter alter Genre-Manier politische Intrigen und episch-grausame Schlachten und die Blurps, mit denen der Verlag das Buch bewirbt, vergleichen es mit „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin, und tatsächlich lassen sich da einige Parallelen ziehen: verbitterte Monarchen, getötete Thronerben, rebellische und intrigante Königscousins und -cousinen, misogyne Gesellschaftsstrukturen, mittelalterliches Setting, extrem junge Protagonist*innen, wechselnde Point-of-views. In einigen Rezensionen habe ich sogar gelesen, dass man es als Kopie des Bestsellers empfindet. So weit würde ich nicht gehen (denn wer kann in der Phantastik heute noch das Rad neu erfinden?), was mich aber besonders neugierig gemacht hat, war die schwarze Magie, die auch in der Beschreibung angesprochen wird.

Dieses Magiesystem hat mir zwar ausgesprochen gut gefallen, erhält aber in diesem Reihenauftakt nur sehr wenige Aufmerksamkeit. Erst zum Ende hin wird deutlich, dass sie für die folgenden Bände eine Rolle spielt und wird auch dann erst erklärt. Dieser Faktor ist etwas, das mich auch bei „Das Lied von Eis und Feuer“ und allgemein der epischen Fantasy nervt: WO sind die Drachen?! WO ist die Magie?! Dafür lese ich doch Fantasy und nicht für historical Fiction im Mittelalter mit ausgedachten Ortsnamen und ein wenig magischem Realismus … Um so lange auf fantastische Elemente zu warten habe ich schlicht keine Geduld. Aber nun genug der Genre-Kritik, zurück zu „The Fury of Kings“.

Die Konflikte, in die sich die Protagonist*innen begeben und wodurch die großen Schlachten überhaupt erst entstehen fand ich zwar spannend geschrieben (besonders die Kampfszenen waren herausragend!), allerdings auch sehr vorhersehbar, teilweise etwas dumm und offensichtlich, dass es dadurch zu weiteren Verwicklungen kommt.

Spoiler
Ich meine, wenn deine Erzfeindin dich verdächtigt, ein Attentat auf ihren Sohn durchgeführt zu haben, lässt du sie dann in die Nähe deiner jungen Braut? Wohl besser nicht … Genauso ist es wohl wenig angeraten, im Bett deiner Geliebten einzuschlafen, wenn ihr beide genau wisst, dass morgen früh die Kammerzofe wecken kommt. Es tut mir sehr leid, aber bei so viel Dummheit hatte er das Schafott dann einfach verdient.

So gut wie die Kampfszenen und die Beschreibung der Kampftechnik auch war, so schlecht waren für mich die Liebesszenen. Hölzern und platt und wenig authentisch. Das wirkte leider nach: „Hey, lieber Autor, bau hier mal noch ein bisschen Liebe ein, das wollen die Leute lesen“. Schade drum, man hätte sie, meiner Meinung nach, auch einfach weglassen können.

Ähnlich austauschbar waren für mich auch die Charaktere – ich bin niemand, der unbedingt eine Bindung zu diesen aufbauen muss, aber in diesem Buch haben sie mir so gar nichts gegeben und waren auch nicht sonderlich vielschichtig.

Allgemein kann ich großen Fans der epischen Fantasy das Buch empfehlen – wer aber auf ein neues Meisterwerk à la Martin hofft, wird eher enttäuscht.

  • Autor: R. S. Moule
  • Titel: The fury of kings
  • Teil/Band der Reihe: 1 von ?
  • Übersetzer: Michaela Link
  • Verlag: dtv
  • Erschienen: 2025
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 688
  • ISBN: 978-3-423-44513-9
  • Sonstige Informationen:
  • Erwerbsmöglichkeiten

Wertung: 7/15 dpt

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2 Kommentare
  1. Liebe Karoline, danke für die interessante Rezension. Ich bin selbst keine Fantasy-Leserin und habe deshalb folgende Frage: Was unterscheidet epische Fantasy denn von anderen Genres der Fantasy beziehungsweise welche gibt es noch? Bedeutet „episch“, dass es ein Roman ist? Ich denke hier an den literaturwissenschaftlichen Begriff, aber wahrscheinlich passt das hier nicht, weil auch die aktuellen Fantasy-Knaller alles Romane sind, aber keine „epische Fantasy“, oder? Interessiert mich, vielleicht magst du dazu was sagen. 🙂

    1. Hallo liebe Sarah,
      Vielen Dank für deine Nachfrage. ☺️ Die Genrezuordnung in der Phantastik bzw. die Subgenres von Fantasy ist ja nie so ganz einfach – zum einen weil es so viele gibt, zum anderen weil es nicht nur eine gültige Definition gibt.

      Letztendlich ist epische Fantasy sehr ähnlich zur High Fantasy, wie z. B. „Der Herr der Ringe“. High Fantasy bedeutet, dass es nicht in unserer Welt spielt und dass es immer auch Magie und/oder fantastische Wesen (Zwerge, Orks, Hobbits…) gibt. Spätestens seit „Das Lied von Eis und Feuer“ bzw „Game of Thrones“ gibt es aber auch immer mehr Fantasybücher wo das Setting eher an unser Mittelalter erinnert und die Fantasyelemente recht minimalistisch sind. Stattdessen stehen politische Intrigen, Machtkämpfe und epische Schlachten im Vordergrund (wie z.B. auch bei diesem Buch hier). Ich persönlich nenne diese Art der Fantasy immer epische Fantasy – ob das komplett richtig ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. 😄

      Allgemein unterscheiden sich die Genres in der Fantasy aber vor allem durch das Hauptthema, das sie bedienen. In der Romantasy bspw. steht die romantische Beziehung der Protagonistin im Vordergrund, bei Urban Fantasy leben die Held*innen in unserer Welt, die aber auch von magischen Wesen bevölkert wird.

      Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten und hab keinen Quatsch erzählt. 😄 Wenn jemand eine bessere Definition zur Hand hat, lasse ich mich gerne korrigieren.

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